Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)
er begonnen, Berichte mit eigenhändigen Zeichnungen über die Ausgrabungen in und um Rom an die «Society of Antiquaries» in London zu schicken, in die er sich ebenfalls hatte aufnehmen lassen können. Ab 1762 aber schickte er ausschließlich von anderen angefertigte Zeichnungen nach London und zwar nur von Skulpturen, die er selbst erworben und an englische Sammler verkauft hatte.
Jenkins war also ein gewiefter, unternehmerischer Mann, dem daran lag, die Wertschätzung der Experten zu gewinnen, zu welchem Zweck er sich in die wissenschaftlichen Institutionen, die ihn akkreditieren konnten, einschlich. In Rom war Winckelmann zweifellos die höchste Autorität, was die Altertümer betraf. Er bekleidete das Amt des «Soprintendente alle Antichità romane», welche die Lizenzen für den Export von antiken Statuen erteilte. Es versteht sich von selbst, dass Jenkins sich ihn so bald wie möglich zum Freund machen wollte. 1761 führte er ihn in die Londoner «Society of Antiquaries» ein und erwarb auf diese Weise bald sein Vertrauen. Als Winckelmann 1763 von dem in Florenz lebenden deutschen Sammler Heinrich Wilhelm Muzel-Stosch gebeten wurde, ihm beim Verkauf seiner Sammlung, von der Winckelmann selbst den Katalog aufgestellt hatte, zu helfen, präsentierte er ihm Jenkins, welcher ihn sofort mit einem Käufer, dem befreundeten englischen Sammler Thomas Hollis, bekannt machte. Winckelmann empfahl Muzel-Stosch Jenkins mit Worten aufrichtiger Wertschätzung: «Er stehet in Umständen, daß er nicht nötig hat einen Mahler zu machen; ist ein ehrlicher Mann, und wird ohne Entgelt dienen. Man könnte ihm einen Stein von mittelmäßigem Werthe schenken zu einiger Erkenntlichkeit.» Damals war Jenkins in seinen Augen also ein rechtschaffener Mann, aber es verging nicht viel Zeit, bis er bemerkte, aus welchem Holz der Engländer geschnitzt war.
Jenkins hatte schon früh begonnen, Handel mit Antiken zu treiben. Im März 1754 ist der Export einiger antiker Ausgrabungsstücke von geringem Wert nach England bezeugt. Dies war aber nur der Beginn einer Tätigkeit, die wachsende Bedeutung gewann und Jenkins mit der Zeit zu höchster Berühmtheit auf diesem Gebiet bringen sollte. Zunächst erwarb er von römischen Sammlern bereits restaurierte Skulpturen, um sie nach England zu exportieren. Das bedeutendste Geschäft machte er 1766, als er von der Familie Barberini zwei herrliche antike Kandelaber erwarb, die er von Bartolomeo Cavaceppi, dem geschicktesten Restaurator im Rom der Zeit, restaurieren ließ. Nach der Restaurierung versuchte er die Stücke für 2000 Kronen nach England zu verkaufen, was aber von Winckelmann verhindert wurde. So verkaufte Jenkins sie wohl oder übel für den gleichen Preis dem päpstlichen Thesaurar Gian Angelo Braschi, der 1775 als Pius VI. den päpstlichen Thron bestieg. Über ihn gelangten diese beiden antiken Kandelaber einmal ausnahmsweise in die päpstlichen Museen.
Bald weitete Jenkins seine Aktivitäten aus und investierte auch in Ausgrabungen. Schon 1761 ist die erste von ihm finanzierte Ausgrabung in Corneto (heute Tarquinia) bezeugt. Danach vergingen zehn Jahre, bis er 1771 in der Hadriansvilla bei Tivoli graben ließ, anscheinend ohne großen Erfolg. Im Jahr darauf versuchte er es noch einmal auf dem Gut Frassineto in der Nähe von Prima Porta, wo er eine gut erhaltene Statue des Kaisers Pertinax fand. 1775 grub er in Torre Angela vor der Porta Maggiore und fand reiche Beute: Mosaiken, die er für 200 Scudi an den Vatikan verkaufte, dazu viele Skulpturen, Köpfe, Büsten, einen Bacchus ohne Kopf und linken Arm, einen Silen ohne Kopf, Arme und linkes Bein. 1777 folgten Ausgrabungen in Tor Tre Teste an der Via Prenestina. Hervor kamen ein Mosaik und eine Juno-Statue, die er nach England verkaufte. In Gesellschaft eines anderen Engländers (wahrscheinlich Gavin Hamilton, wie Jenkins Maler und Kunsthändler) unternahm er 1780 eine weitere Grabung auf dem Gut Centocelle. Man fand eine Apollo-Statue, die im Auftrag der beiden Unternehmer von Carlo Albacini unter der Aufsicht des Altertumsforschers Ennio Quirino Visconti restauriert wurde. Dieser vermittelte den Verkauf an die Vatikanischen Museen für 1000 Scudi.
An diesem Punkt stellt sich das heikle Problem der Restaurierungen, die Jenkins vornahm. Im Juni 1765 schrieb Winckelmann an seinen Freund Johann Heinrich Füssli, dass Jenkins mit der Vermittlung des englischen Konsuls in Livorno König Georg III. eine Venus verkauft habe. Er selbst
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