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Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)

Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)

Titel: Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Zapperi
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er weiterhin seine Bank, wo er eine Geldsumme deponierte, auf die seine in Rom zurückgebliebenen Freunde, die einige künstlerische Arbeiten für ihn ausführen sollten, zurückgreifen konnten. Auch Herzogin Anna Amalia von Weimar unterließ es natürlich nicht, bei ihrem Aufenthalt in Rom im Herbst-Winter 1788/89 bei Jenkins vorbeizuschauen. Das erste Mal begab sie sich in Begleitung von Rat Reiffenstein und Herder dorthin, und alle drei bewunderten die zahlreichen antiken Statuen, die im Haus zu sehen waren. Die Herzogin kehrte danach nur noch einmal zurück und kaufte bei dieser Gelegenheit zwei Gemmen. Herder ging im Januar 1789 nochmals alleine zu Jenkins. Er wollte eine Kamee kaufen, um sie der Herzogin zu schenken, aber der hohe Preis von 200 Zechinen, den Jenkins dafür forderte, schreckte ihn ab.

    Abb. 17: Angelika Kauffmann, Bildnis von Thomas Jenkins mit seiner Nichte Anna Maria, London, National Portrait Gallery
    Unter den vielen Menschen, die Goethe in Jenkins’ Villa in Castelgandolfo traf, befand sich, wie gesagt, auch die Malerin Angelika Kauffmann. Sie besaß selbst eine Villa in der Gegend und verkehrte eifrig mit Jenkins, mit dem sie ein sehr enges Verhältnis verband. Sie benutzte oft seine Bankdienste und seine Handelsbeziehungen und kaufte bei ihm 1781 eine luxuriöse Kutsche zum enormen Preis von 500 Zechinen. Im Gegenzug schickte Jenkins ihr viele betuchte ausländische Kunden, um sich von ihr porträtieren zu lassen. 1790 malte Angelika auch ein Porträt von Jenkins selbst, für das sie aber nicht bezahlt werden wollte. Jenkins zeigte sich erkenntlich, indem er ihr einige der wertvollsten Stücke aus seiner Gemmensammlung schenkte. Das große Porträt befindet sich heute in der National Portrait Gallery in London und zeigt Jenkins sitzend und einen Hund kraulend am Rande eines Waldes zusammen mit seiner Nichte Anna Maria, der Tochter des in England zurückgebliebenen Bruders William (Abb. 17). Die Nichte war nach Rom gekommen, um hier mit Hilfe des Onkels eine gute Partie zu finden, was auch gelang. Im Hintergrund des Gemäldes sieht man das Kolosseum, eine deutliche Anspielung auf den römischen Antikenmarkt, den Jenkins beherrschte. Freilich konnte das Kolosseum auch an die weniger noblen Geschäfte des englischen Kunsthändlers denken lassen. Der in Jenkins’ Diensten stehende Restaurator Nollekens erzählt nämlich, dass sich in einem abgelegenen Winkel der antiken Arena eine Werkstatt befand, wo einige Handwerker im Auftrag von Jenkins falsche antike Siegel herstellten, die dann als echt in großer Zahl an die Touristen verkauft wurden. Jenkins schenkte einige dieser Siegel auch Nollekens, um sein Schweigen zu erkaufen.
    Jenkins’ blühender Handel fand ein jähes Ende, als im Februar 1798 französische Truppen die ewige Stadt besetzten. Als Engländer galt er sofort als Feind und sein ganzer Besitz wurde konfisziert. Er konnte sich noch glücklich schätzen, dass er mit seiner vollständigen Kollektion antiker Gemmen und Münzen aus Rom fliehen konnte. Er machte zuerst in Florenz Station, wo er am 22. Juli 1798 sein Testament machte, und brach gleich darauf in Richtung England auf. Er gelangte bis nach Yarmouth am Ärmelkanal, wo er nicht lange nach seiner Ankunft starb. Seinem Testament, dessen italienische Übersetzung im Archiv der «Accademia di San Luca» aufbewahrt ist, lässt sich entnehmen, dass ihm weder das großartige Haus in Rom noch die Villa in Castelgandolfo gehörten, sondern dass sie nur gemietet worden waren. Dagegen gehörten ihm einige Landgüter in England in der Pfarrei Asemouth in der Grafschaft Devon, in der er geboren war. Der listige Engländer hatte sich in Rom offenbar nie sicher genug gefühlt, um hier auch Immobilienbesitz zu erwerben.

14.
Sterben in Rom. Goethe und sein Sohn August
    Am 5. Dezember 1829 schrieb Goethe in sein Tagebuch : «Zu Mittag Hofrath Vogel. Die Krankheit meines Sohnes hatte sich gehoben.» Hofrath Vogel war der Arzt Carl Vogel, der sich um die Gesundheit Goethes kümmerte und fast täglich ins Haus kam. Die Verschlechterung der Krankheit von Goethes Sohn August muss also von ihm diagnostiziert worden sein. Doch in keinem der vielen Goethe selbst und seinen Sohn betreffenden Einträge im Tagebuch findet sich ein Hinweis auf die Art der Krankheit, an der August litt. Vogel kam auch weiterhin regelmäßig ins Haus am Frauenplan, aber nur ein einziges Mal, am 19. Dezember des gleichen Jahres, findet sich eine Notiz im

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