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Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)

Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)

Titel: Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Zapperi
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in Rom ein junger Freund von ihm, der aus Dresden stammende Maler August Kirsch, gestorben, und am 23. dieses Monats trugen ihn seine wenigen deutschen Freunde zu Grabe. Sie legten den Leichnam in einen Sarg und stellten ihn in eine Kutsche, mit der sie bei Dunkelheit die ganze Stadt durchquerten, denn Kirsch hatte in der Nähe von Sankt Peter, weit weg von der Cestius-Pyramide gewohnt. Nachdem sie den Tiber über den Ponte Sisto überquert hatten, erwarteten sie bei der Bocca della Verità einige berittene Gendarmen, um sie vor eventuellen Angriffen des Pöbels zu schützen. Das Begräbnis eines Protestanten wurde von den päpstlichen Behörden zwar toleriert, aber es musste nachts beim Licht der Fackeln und sozusagen im Geheimen stattfinden. Der kleine Zug von wenigen Kutschen mit den deutschen Freunden des Verstorbenen hielt in der Nähe der Pyramide an, die Caius Cestius Epulus sich im 1. Jahrhundert v. Chr. nach ägyptischer Manier als Grabmal hatte erbauen lassen. Neben der Pyramide befand sich ein kleines Areal, das vage an einen protestantischen Friedhof erinnerte. Es lag auf einer grasbewachsenen Fläche zwischen der Pyramide und dem Monte Testaccio, wo das Volk spazieren zu gehen pflegte. Dieses ganze Terrain, das umzäumt war, wurde deshalb die «Wiesen des römischen Volks» genannt. Der Friedhof lag außerhalb der Aurelischen Stadtmauern, und bei der Pyramide waren nur die Grabsteine von ein paar Engländern und Deutschen zu sehen. Moritz war betroffen vom Kontrast zwischen der völligen Einsamkeit der Begräbnisstätte und dem Lärm, der aus dem benachbarten Viertel Testaccio hinüberdrang. Testaccio wimmelte von Osterien, in denen sich die Römer gerne laut vergnügten. Als der stille Begräbniszug am Ziel war, stellten die Freunde die brennenden Fackeln auf den Boden, nahmen den Sarg aus der Kutsche und ließen ihn in das schon ausgehobene Grab hinunter. Während alle um das Grab herumstanden, hielt Moritz eine kurze Trauerrede, wonach die Anwesenden Erde auf den Sarg schaufelten. Um sie herum hatte sich eine kleine Schar von Römern versammelt, schweigend auch diese und sogar ergriffen vom Ernst und der Ordnung, die bei diesem Begräbnis herrschten.
    Es sei hinzugefügt, dass die päpstlichen Behörden es untersagten, einen Protestanten oder anderswie Nichtkatholischen in einer Kirche oder an einem geweihten Ort zu begraben. Der Friedhof außerhalb der Stadtmauern galt nicht als ein solcher. Die deutschen Katholiken hatten dagegen einen Friedhof innerhalb des Vatikans, den «Campo Santo teutonico». Es war auch streng verboten, auf dem nichtkatholischen Friedhof Kreuze aufzustellen und den Namen Gottes oder gar Bibelstellen auf den Grabsteinen anzubringen. Schon Anfang des 18. Jahrhunderts waren die Wiesen bei der Cestius-Pyramide dazu bestimmt worden, die Gräber der Nichtkatholiken aufzunehmen. 1775 stellte der Marquis de Sade fest, dass es wenigstens erlaubt war, dort kleine Grabsteine aus Marmor aufzustellen – er zählte drei. Die Lage besserte sich Anfang des 19. Jahrhunderts dank des Einsatzes von Wilhelm von Humboldt, der 1803 und 1807 preußischer Gesandter in Rom war, wo ihm zwei Kinder starben. Er wandte sich an den regierenden Papst Pius VII. und konnte erreichen, dass der Friedhof von einer Mauer umgeben wurde und dort Bäume gepflanzt werden konnten. In diesem Zustand fand ihn Kestner vor, als er August von Goethe dort begrub.

    Abb. 19: Bertel Thorvaldsen, Inschrift und Medaillon auf dem Grabmal von August von Goethe, Rom, Cimitero acattolico

15.
Gogol und das Volk von Rom
    Der russische Dichter Nikolai Wassiljewitsch Gogol kam im März 1837 im Alter von achtundzwanzig Jahren zum ersten Mal nach Rom. Er blieb nur kurz. Im Sommer verließ er die Stadt wieder, kehrte aber im Oktober zurück, um von da an mit nur wenigen Unterbrechungen viele Jahre lang bis 1846 fest in der Stadt zu wohnen. Seine Unterkunft war eine bescheidene Wohnung im dritten Stock eines Hauses in der Strada Felice 126, der heutigen Via Sistina, wo er sein Meisterwerk Die toten Seelen schrieb. Am 30. Oktober 1837 gestand er einem russischen Freund in einem Brief, dass er sich unendlich glücklich fühle, wieder in Rom zu sein: «Es ist mein! Niemand wird es mir nehmen! Hier bin ich geboren.» Dies ist das erste Zeugnis einer begeisterten, glühenden Liebe zur ewigen Stadt, wie man sie schwerlich bei einem anderen Fremden findet, der längere Zeit in Rom lebte. In einem Brief vom April 1838 an seine teure

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