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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Tackleton. „Das habe ich nicht erwartet. Gut. Aus diesem Grund möchte ich mich gern der Gesellschaft anschließen und May und ihre Mutter mitbringen. Ich lasse vorher noch irgend etwas herschicken. Eine kalte Hammelkeule oder eine Kleinigkeit in dieser Art. Werdet ihr mich erwarten?“
    „Ja“, antwortete sie.
    Sie hatte den Kopf hängenlassen und sich abgewandt und stand nun mit gefalteten Händen nachdenklich da.
    „Das glaube ich nicht“, murmelte Tackleton, sie betrachtend, „denn du scheinst schon alles vergessen zu haben. Caleb!“
    ,Ich kann mir erlauben zu sagen, daß ich hier bin!‘ dachte Caleb. „Sir!“
    „Paß auf, daß sie nicht vergißt, was ich ihr gesagt habe.“
    „Sie vergißt nie etwas“, erwiderte Caleb. „Das is eins der wenigen Dinge, zu denen sie nich begabt is.“
    „Jeder hält seine eigenen Gänse für Schwäne“, bemerkte der Spielzeughändler achselzuckend. „Armer Teufel!“
    Als er sich dieser Bemerkung mit grenzenloser Verachtung entledigt hatte, entfernte sich der alte Gruff & Tackleton.
    Bertha blieb, in Gedanken versunken, wo er sie verlassen hatte. Die Fröhlichkeit war aus ihrem Gesicht verschwunden, und es war sehr traurig. Drei- oder viermal schüttelte sie den Kopf, als ob sie irgendeine Erinnerung oder einen Verlust beweinte, doch sie konnte ihren kummervollen Gedanken nicht in Worten Luft machen.
    Erst als Caleb eine Weile damit beschäftigt gewesen war, ein Gespann Pferde an einem vierrädrigen Wagen anzuschirren, indem er kurz und bündig das Geschirr an ihre wichtigsten Körperteile nagelte, rückte sie an seinen Arbeitsschemel heran, setzte sich neben ihn und sagte:
    „Vater, ich bin in der Finsternis so einsam. Ich brauche meine Augen, meine geduldigen, bereitwilligen Augen.“
    „Da sind sie“, sagte Caleb. „Immer zur Stelle. Sie gehören in jeder der vierundzwanzig Stunden mehr dir als mir, Bertha. Was sollen deine Augen für dich tun, Schatz?“
    „Sich im Zimmer umsehen, Vater.“
    „In Ordnung“, sagte Caleb. „Gesagt, getan, Bertha.“
    „Erzähle mir davon.“
    „Es is ziemlich genauso wie immer“, sagte Caleb. „Einfach, aber sehr gemütlich. Die lebhaften Farben an den Wänden; die leuchtenden Blumen auf den Tellern und Schüsseln; das glänzende Holz, wo Balken und Paneele sind; die allgemeine Heiterkeit und Sauberkeit des Gebäudes machen es sehr hübsch.“
    Heiter und sauber war es, wo sich Berthas Hände beschäftigen konnten. Doch nirgend woanders waren Heiterkeit und Sauberkeit in diesem baufälligen Schuppen möglich, den Calebs Phantasie dermaßen verwandelte.
    „Du hast deinen Arbeitsanzug an und bist nicht so elegant wie in dem schönen Mantel“, sagte Bertha und betastete ihn.
    „Nicht ganz so elegant“, antwortete Caleb. „Trotzdem ziemlich flott.“
    „Vater“, sagte das blinde Mädchen, rückte dicht an ihn heran und schlang einen Arm um seinen Hals, „erzähle mir etwas über May. Ist sie sehr hübsch?“
    „Das is sie wirklich“, sagte Caleb. Und das entsprach auch der Wahrheit. Es war eine Seltenheit bei Caleb, daß er nicht seine Phantasie zu Hilfe nehmen mußte.
    „Ihr Haar ist dunkel“, sagte Bertha nachdenklich, „dunkler als meins. Ihre Stimme ist wohlklingend und melodisch, ich weiß. Ich habe ihr oft und gern zugehört. Ihre Gestalt …“
    „Wir haben nicht eine Puppe im Zimmer, die ihr gleichkommt“, sagte Caleb. „Und ihre Augen …“
    Er hielt inne, denn Bertha hatte seinen Hals enger umschlungen, und von dem Arm, der sich an ihn klammerte, ging ein warnender Druck aus, den er nur zu gut verstand.
    Er hustete einen Augenblick, hämmerte einen Augenblick und kam dann auf sein Lied über den funkelnden Becher zurück, seine verläßliche Zuflucht in all solchen Schwierigkeiten.
    „Unser Freund, Vater, unser Wohltäter. Wie du weißt, werde ich niemals müde, von ihm zu hören. Oder war ich das je?“ fragte sie heftig.
    „Natürlich nicht“, antwortete Caleb, „und aus gutem Grund.“
    „Ach, aus welch gutem Grund!“ rief das blinde Mädchen mit solcher Inbrunst, daß es Caleb – obwohl seine Beweggründe so edel waren – nicht ertragen konnte, ihr ins Gesicht zu sehen, sondern die Augen niederschlug, als ob sie in ihnen seine harmlose Täuschung hätte lesen können.
    „Dann erzähle mir wieder von ihm, lieber Vater“, sagte Bertha. „Noch viele Male! Sein Gesicht ist gütig, freundlich und liebevoll. Ehrlich und aufrichtig, dessen bin ich sicher. Das mannhafte Herz, das

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