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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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am Ersticken war (sie litt darunter bei dem geringsten Anlaß) und das Baby weckte, das nicht wieder einschlafen wollte. Doch Boxer, der ungefähr eine Viertelmeile vorauslief, hatte bereits die Grenzpfosten der Stadt passiert und näherte sich der Ecke zu der Straße, in der Caleb und seine Tochter wohnten, und lange bevor sie die Tür erreicht hatten, warteten er und das blinde Mädchen auf dem Bürgersteig, um sie in Empfang zu nehmen.
    Boxer machte übrigens gewisse feine Unterschiede bei seinem Umgang mit Bertha, die mich vollkommen davon überzeugen, daß er von ihrer Blindheit wußte. Niemals versuchte er, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, indem er sie anschaute, wie er das oft bei anderen tat, sondern er berührte sie stets. Was für Erfahrungen er je mit blinden Menschen oder Hunden gesammelt haben konnte, weiß ich nicht. Er hatte nie bei einem blinden Herrn gelebt; auch wüßte ich nicht, daß Mr. Boxer sen. oder Mrs. Boxer oder irgend jemand aus seiner ehrwürdigen Familie jemals von Blindheit heimgesucht worden war. Er hat es möglicherweise selbst herausgefunden, doch er hatte es irgendwie erfaßt, und darum ergriff er auch Bertha am Rock und hielt sie fest, bis Mrs. Peerybingle und das Baby und Miss Slowboy und der Korb, bis alle sicher im Haus angelangt waren.
    May Fielding war bereits eingetroffen und auch ihre Mutter, eine kleine, mürrische, schlechtgelaunte alte Dame mit grämlichem Gesicht, der man – weil sie einen Umfang wie ein Bettpfosten hatte – eine vorzügliche Figur nachsagte und die wirklich – weil sie einmal bessergestellt war und unter dem Eindruck litt, daß sie hätte bessergestellt sein können, wenn etwas geschehen wäre, was nie geschehen war und höchstwahrscheinlich auch nicht geschehen würde (doch das ist alles dasselbe) – sehr vornehm und herablassend war. Tackleton war auch da und mimte den Liebenswürdigen, offenbar in dem Gefühl, sich ebenso wie zu Hause zu fühlen und zweifellos in seinem Element zu sein wie ein frischer, junger Lachs auf der Spitze der Großen Pyramide.
    „May! Meine liebe alte Freundin!“ rief Pünktchen und rannte auf sie zu. „Welch ein Glück, dich zu sehen!“
    Ihre alte Freundin war genauso herzlich und froh wie sie, und Sie können mir glauben, daß es wirklich ein angenehmer Anblick war, ihre Umarmung zu sehen. Tackleton besaß ohne Frage einen guten Geschmack. May war sehr schön.
    Sie wissen, wenn Sie an ein hübsches Gesicht gewöhnt sind, scheint dies manchmal, sobald es mit einem anderen hübschen Gesicht zusammenkommt und verglichen wird, einen Augenblick lang fade und reizlos zu sein und kaum die hohe Wertschätzung, die es besaß, zu verdienen. Diesmal war das durchaus nicht der Fall, weder bei Pünktchen noch bei May; denn Mays Gesicht hob Pünktchens hervor, und Pünktchens Gesicht hob Mays auf so natürliche und angenehme Weise hervor, daß John Peerybingle, als er das Zimmer betrat, sehr nahe daran war, zu sagen, sie hätten als Schwestern zur Welt kommen sollen, was die einzige Vervollkommnung war, die man vorschlagen konnte.
    Tackleton hatte seine Hammelkeule und außerdem erstaunlicherweise eine Torte mitgebracht, aber wir haben nichts gegen ein wenig Verschwendung einzuwenden, wenn es um unsere Bräute geht; wir heiraten schließlich nicht jeden Tag. Zusätzlich zu diesen Leckereien gab es Kalbfleisch, Schinkenpastete und „Sachen“, wie Mrs. Peerybingle sie nannte, was hauptsächlich Nüsse und Orangen, Gebäck und Dünnbier waren. Als die Mahlzeit auf dem Tisch aufgebaut worden war, flankiert von Calebs Beitrag, der aus einer großen Holzschüssel mit dampfenden Kartoffeln bestand (er wurde auf Grund eines feierlichen Abkommens daran gehindert, andere Delikatessen zuzubereiten), geleitete Tackleton seine zukünftige Schwiegermutter zum Ehrenplatz. Um diesen Platz bei dem hohen Fest besser zu zieren, hatte sich die würdevolle alte Seele mit einer Haube geschmückt, die dazu gedacht war, den Unbekümmerten Ehrfurcht einzuflößen. Sie trug auch ihre Handschuhe. Vornehm geht die Welt zugrunde!
    Caleb saß neben seiner Tochter. Pünktchen und ihre alte Schulkameradin waren Seite an Seite, und der gute Fuhrmann paßte auf das Fußende der Tafel auf. Miss Slowboy wurde vorläufig von jeglichem Möbelstück ferngehalten, mit Ausnahme des Stuhls, auf dem sie saß, damit nichts in der Nähe war, wogegen sie den Kopf des Babys stoßen könnte.
    Da Tilly die Puppen und Spielsachen anstarrte, stierten diese sie und die

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