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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Licht auf deinem glücklichen Wege! Und nichts Geringeres, meine liebe May“, und sie klammerte sich mit festerem Griff an sie, „und nichts Geringeres, mein Vögelchen, weil heute das Wissen darum, daß du seine Frau wirst, mir fast das Herz gebrochen hat! Vater, May, Mary, vergebt mir, daß das so ist, um all dessen willen, was er getan hat, um die Öde meines düsteren Lebens zu erleichtern, um des Vertrauens willen, das ihr in mich setzt, wenn ich den Himmel als Zeugen anrufe, daß ich ihm keine Frau wünschen könnte, die seiner Güte würdiger wäre!“ Während sie sprach, hatte sie May Fieldings Hände losgelassen und ihr Kleid in einer Haltung, die flehentliches Bitten und Liebe ausdrückte, umfaßt. Tiefer und tiefer sinkend, während sie in ihrem seltsamen Bekenntnis fortfuhr, fiel sie schließlich ihrer Freundin zu Füßen und verbarg ihr blindes Gesicht in den Falten ihres Kleides.
    „Allmächtiger Himmel!“ rief ihr Vater aus, von der Wahrheit mit einem Schlag niedergestreckt, „da habe ich sie von Kindheit an betrogen, um ihr schließlich das Herz zu brechen!“
    Es war für alle gut, daß Pünktchen, dieses strahlende, tüchtige, geschäftige kleine Pünktchen – denn das war sie trotz aller Fehler und obwohl Sie sie noch zu angemessener Zeit hassen lernen werden –, es war für sie alle schon gut, daß sie da war. Wie es sonst ausgegangen wäre, ist schwer zu sagen. Doch Pünktchen, die ihre Selbstbeherrschung wiedergewann, trat dazwischen, ehe May antworten oder Caleb ein einziges Wort sagen konnte.
    „Na komm schon, liebe Bertha! Komm mit mir mit! Reich ihr deinen Arm, May! So. Wie ruhig sie schon wieder ist, seht ihr, und wie gut es ist, daß sie sich um uns kümmert“, sagte die heitere kleine Frau und küßte sie auf die Stirn. „Komm weg, liebe Bertha. Komm! Und ihr guter Vater wird mit ihr gehen, nicht wahr, Caleb? Ganz – bestimmt!“
    Nun, sie war schon ein prächtiges kleines Pünktchen in solchen Dingen, und es müßte eine hartherzige Natur sein, die sich ihrem Einfluß widersetzen könnte. Als sie den armen Caleb und seine Bertha aus dem Zimmer hatte, damit sie sich gegenseitig trösten und stützen sollten – sie wußte, daß nur sie es konnten –, stürmte sie augenblicklich, wie man so sagt, quicklebendig zurück – ich meine, noch lebendiger –, um Wache über diese kleine Wichtigtuerin mit Kappe und Handschuhen zu halten und das liebe alte Geschöpf daran zu hindern, Entdeckungen zu machen.

    „So bring mir doch das süße Baby, Tilly“, sagte sie und zog einen Stuhl an den Kamin, „und während ich es auf meinem Schoß habe, Tilly, wird dir Mrs. Fielding alles sagen, was zum Umgehen mit Babys gehört, und sie klärt mich in zwanzig Punkten auf, bei denen ich alles so falsch wie nur irgend möglich mache. Stimmt’s, Mrs. Fielding?“
    Nicht einmal der Waliser Riese, der so dumm war, daß er, um einem Taschenspielertrick nachzueifern, der von seinem Erzfeind beim Frühstück vorgeführt wurde, eine gefährliche Operation an sich vornahm, nicht einmal er lief halb so schnell in die für ihn vorbereitete Falle hinein, wie die alte Dame auf diesen listigen Trick hereinfiel. Die Tatsache, daß Tackleton hinausgegangen war und sich zudem zwei oder drei Leute in einiger Entfernung zwei Minuten lang unterhielten und sie auf sich gestellt ließen, war ausreichend, ihr Ansehen zu verleihen und jene geheimnisvollen Erschütterungen im Indigo-Handel vierundzwanzig Stunden lang zu beklagen. Doch diese gebührende Hochachtung gegenüber ihrer Erfahrung von seiten der jungen Mutter war dermaßen unwiderstehlich, daß sie nach kurz geheuchelter Bescheidenheit anfing, sie mit dem größten Wohlwollen von der Welt zu belehren. Während sie kerzengerade vor dem gottlosen Pünktchen saß, vermittelte sie in einer halben Stunde so viele sicher wirkende Hausrezepte und Regeln, die ausgereicht hätten (wenn danach gehandelt worden wäre), jenen jungen Peerybingle völlig zu zerrütten und zunichte zu machen, selbst wenn er ein junger Samson gewesen wäre.
    Um das Thema zu wechseln, machte Pünktchen Handarbeiten. Sie trug den Inhalt eines ganzen Nähkästchens in ihrer Tasche. Wie sie das bewerkstelligte, weiß ich nicht. Dann gab sie dem Kind die Brust, danach nähte sie wieder ein wenig; dann schwatzte sie im Flüsterton mit May, während die alte Dame ein Nickerchen machte, und so verging ihr der Nachmittag mit hastiger Geschäftigkeit, die ganz in ihrer Art lag, sehr schnell. Da es

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