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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dunkel wurde und es ein feierlicher Bestandteil ihres Picknicks war, daß sie Berthas häusliche Pflichten übernahm, schürte sie das Feuer, fegte den Herd, richtete das Teetablett her, zog die Vorhänge zu und zündete eine Kerze an. Dann spielte sie ein oder zwei Lieder auf einer einfachen Harfe, die Caleb für Bertha hergestellt hatte, und sie spielte sie recht gut, denn die Natur hatte ihr feines, kleines Ohr für Musik ebenso auserwählt wie für Edelsteine, wenn sie welche besessen hätte. Um diese Zeit fand immer die Teestunde statt, und Tackleton kam zurück, um an der Mahlzeit teilzunehmen und den Abend hier zu verbringen.
    Caleb und Bertha waren vor einiger Zeit zurückgekehrt, und Caleb hatte sich an seine nachmittägliche Arbeit gesetzt. Doch der arme Kerl konnte sich nicht darauf konzentrieren, weil er seiner Tochter wegen besorgt war und Gewissensbisse spürte. Es war ergreifend, ihn müßig auf seinem Arbeitsschemel sitzen zu sehen, wobei er sie wehmütig betrachtete und ihr ständig ins Gesicht sagte: „Da habe ich sie von Kindheit an betrogen, um ihr das Herz zu brechen!“
    Als es Abend und der Tee vorüber war und Pünktchen weiter nichts mehr zu tun hatte, als die Tassen abzuwaschen, mit einem Wort – denn ich muß darauf kommen, und es hat keinen Zweck, es aufzuschieben –, als die Zeit heranrückte, zu der man die Rückkehr des Fuhrmannes bei jedem Geräusch entfernter Räder erwartete, veränderte sich wieder ihr Verhalten, sie wechselte die Farbe, und sie wurde sehr unruhig. Nicht wie gute Ehefrauen, wenn sie auf ihren Mann lauschen. Nein, nein. Es war eine andere Art von Unruhe.
    Räder zu hören. Pferdegetrappel. Das Bellen eines Hundes. Allmählich näherten sich all diese Geräusche. Boxers kratzende Pfote an der Tür!
    „Wessen Schritt ist das?“ rief Bertha und fuhr hoch.
    „Wessen Schritt?“ erwiderte der Fuhrmann, der im Eingang stand und dessen braunes Gesicht von der rauhen Abendluft so rot war wie eine Stechpalmenbeere. „Na meiner.“
    „Der andere Schritt“, sagte Bertha. „Der Schritt des Mannes hinter Ihnen!“
    „Man kann sie doch nicht betrügen“, bemerkte der Fuhrmann lachend. „Kommen Sie mit, Sir. Sie werden willkommen sein, keine Angst!“
    Er sprach in lautem Ton, und während er sprach, trat der taube alte Herr ein.
    „Er ist nicht so fremd, daß du ihn nicht schon mal gesehen hättest, Caleb“, sagte der Fuhrmann. „Nimmst du ihn auf, bis wir gehn?“
    „Ja, natürlich, John, und ich betrachte es als eine Ehre.“
    „In seiner Gesellschaft kann man getrost Geheimnisse erzählen“, sagte John. „Ich hab annehmbar gute Lungen, aber er strengt sie an, das kann ich dir sagen. Setzen Sie sich, Sir. Sind alles Freunde hier, die sich freuen, Sie zu sehn!“ Als er dies mit einer Stimme beteuert hatte, die hinlänglich bestätigte, was er über seine Lungen gesagt hatte, fügte er in normalem Ton hinzu: „Ein Stuhl in der Kaminecke, wo er stillschweigend sitzen und vergnügt um sich sehen kann, das ist alles, was er gern hat. Er ist leicht zufriedenzustellen.“ Bertha hatte gespannt zugehört. Sie rief Caleb an ihre Seite, als er den Stuhl hingestellt hatte, und bat ihn mit leiser Stimme, ihren Gast zu beschreiben. Als er das getan hatte (diesmal ehrlich und mit peinlicher Genauigkeit), rührte sie sich zum erstenmal, seit er hereingekommen war, und seufzte und schien an ihm weiter kein Interesse zu haben.
    Der Fuhrmann befand sich in gehobener Stimmung, der gute Bursche, und liebte seine kleine Frau mehr denn je.
    „Ein ungeschicktes Pünktchen war sie heute nachmittag!“ sagte er und umschlang sie mit seinem derben Arm, während sie abseits von den übrigen dastand, „und trotzdem habe ich sie irgendwie gern. Sieh mal da drüben, Pünktchen!“
    Er zeigte auf den alten Mann. Sie blickte hin. Ich glaube, sie zitterte.
    „Er ist – hahaha! – er ist voller Bewunderung für dich!“ sagte der Fuhrmann. „Sprach von nichts andrem, den ganzen Weg hierher. Na, er ist ’n feiner, alter Junge. Ich mag ihn deshalb!“
    „Ich wünschte, er hätte ’n beßren Gegenstand gehabt, John“, sagte sie und schaute sich unbehaglich im Zimmer um. Besonders in Tackletons Richtung.
    „Einen beßren Gegenstand?“ rief der Fuhrmann aufgeräumt. „Den gibt es nicht. Komm, weg mit dem Überzieher, weg mit dem dicken Schal, weg mit dem schweren Umhang, und machen wir uns ein gemütliches halbes Stündchen am Kamin! Meine bescheidenen Dienste, Mistress. Ein Spiel

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