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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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das Heimchen, „der Herd, der ohne sie nur ein paar Steine, Ziegel und rostige Stangen wäre, der aber durch sie der Altar eures Heims ist, auf dem ihr allabendlich unbedeutenden Ärger, Selbstsucht oder Kummer geopfert und die Huldigung einer ruhigen Seele, eines vertrauensvollen Wesens und eines überströmenden Herzens dargebracht habt, so daß der Rauch aus eurem bescheidenen Kamin mit einem besseren Duft aufstieg als der stärkste Weihrauch, der vor den prächtigsten Schreinen aller prunkvollen Tempel dieser Welt verströmt wird. Auf euren Herd in seinem stillen Allerheiligsten, umgeben von seinen guten Einflüssen und Erinnerungen. Höre auf sie! Höre auf mich! Höre auf alles, was die Sprache eures Herdes und Heims spricht!“
    „Und sie verteidigt?“ fragte der Fuhrmann.
    „Alle Dinge, die die Sprache eures Herdes und Heims sprechen, müssen sie verteidigen!“ erwiderte das Heimchen. „Denn sie sprechen die Wahrheit.“
    Und während der Fuhrmann, den Kopf in die Hände gestützt, weiterhin grübelnd auf seinem Stuhl saß, stand die Gestalt neben ihm, suggerierte ihm seine Betrachtungen und führte sie ihm vor Augen wie in einem Spiegel oder Bild. Es war keine einzelne Erscheinung. Scharenweise kamen Feen von der Kaminplatte, dem Kamin, der Uhr, der Pfeife, dem Kessel und der Wiege; von dem Fußboden, den Wänden, der Decke und der Treppe; von dem Wagen draußen und dem Schrank drinnen und den Haushaltsgegenständen; von jedem Ding und Ort, mit dem sie je vertraut gewesen und mit dem im Herzen ihres Mannes die Erinnerung an sie verknüpft war. Nicht um neben ihm zu stehen wie das Heimchen, sondern um sich selbst geschäftig zu rühren. Um ihrem Ebenbild Ehre zu erweisen. Um ihn am Rock zu zupfen und darauf hinzuweisen, wenn das Bild erschien. Um es in Gruppen zu umstellen und es zu umarmen und ihr Blumen auf den Weg zu streuen. Um ihr liebliches Haupt mit ihren winzigen Händen zu bekränzen. Um zu zeigen, daß sie es gern hatten und liebten und daß es nicht ein einziges häßliches, böses oder anklagendes Geschöpf gäbe, das davon wüßte, außer ihren ausgelassenen und anerkennenden Gestalten.
    Seine Gedanken kreisten ständig um ihr Ebenbild. Es war stets gegenwärtig.
    Sie saß vor dem Feuer, arbeitete mit der Nadel und sang vor sich hin. So ein vergnügtes, blühendes und rechtschaffenes kleines Pünktchen! Die Feengestalten richteten alle gleichzeitig einen unheilvollen Blick auf ihn und schienen zu sagen: „Ist das die leichtsinnige Frau, um die du trauerst?“ Draußen waren fröhliche Geräusche, Musikinstrumente, lautes Geschwätz und Gelächter zu hören. Eine Schar junger, lustiger Leute kam hereingestürmt; unter ihnen befanden sich May Fielding und eine Menge hübscher Mädchen. Pünktchen war die schönste von allen und auch so jung wie die anderen. Sie kamen, um sie aufzufordern, sich ihrer Gesellschaft anzuschließen. Es war Tanz. Wenn jemals ein Füßchen zum Tanzen geschaffen war, dann war es gewiß das ihre. Doch sie lachte, schüttelte den Kopf und wies auf ihr Essen auf dem Feuer und den gedeckten Tisch, und dies mit einem frohlockenden Trotz, der sie noch bezaubernder machte. Und so schickte sie sie fröhlich fort, nickte ihren verhinderten Tanzpartnern, als sie hinausgingen, nacheinander mit einer sonderbaren Gleichgültigkeit zu, die genügt hätte, sie zum Gehen zu veranlassen und sich sofort zu ertränken, falls sie ihre Bewunderer gewesen wären – und das müssen sie mehr oder weniger gewesen sein, sie konnten nicht anders. Und doch war Gleichgültigkeit nicht ihre Art. O nein! Denn im nächsten Moment kam ein gewisser Fuhrmann zur Tür herein, und – gerechter Gott! – was für einen Empfang bereitete sie ihm!
    Wieder richteten alle Gestalten gleichzeitig den Blick auf ihn und schienen zu sagen: „Ist das die Frau, die dich verlassen hat?“
    Ein Schatten fiel auf den Spiegel oder das Bild, nennen Sie es, wie Sie wollen. Ein großer Schatten des Fremden, wie er das erstemal unter ihrem Dach stand. Er bedeckte seine Oberfläche und verwischte alle anderen Gegenstände. Doch die flinken Feen arbeiteten wie die Bienen, um ihn wieder zu entfernen. Und wieder war Pünktchen da. Immer noch strahlend und schön.
    Sie schaukelte ihr kleines Baby in der Wiege, sang ihm leise etwas vor und lehnte ihren Kopf an eine Schulter, die ihr Ebenbild in der nachdenklichen Gestalt hatte, neben der das feenartige Heimchen stand.
    Die Nacht brach herein – ich meine die wirkliche

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