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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Ich glaube, es gibt keinen Mann auf der Welt, von dem ich ihn mir viel lieber nicht hätte zeigen lassen.“
    „Ich gebe zu, daß ich immer einen Verdacht hegte“, sagte Tackleton. „Und das hat mich hier widerwärtig gemacht, ich weiß.“
    „Aber als Sie ihn mir zeigten“, fuhr der Fuhrmann fort und kümmerte sich nicht um ihn, „und als Sie sie sahen, meine Frau, meine Frau, die ich liebe“ – seine Stimme, der Blick und die Hand wurden ruhiger, als er diese Worte wiederholte; offenbar um einen unabänderlichen Entschluß zu verfolgen –, „als Sie sie in dieser ungünstigen Lage sahen, wär’s nur recht und billig gewesen, auch mit meinen Augen zu sehen, in mein Herz zu schauen und zu wissen, wie meine Ansicht zu diesem Thema ist. Denn sie steht fest“, sagte der Fuhrmann und betrachtete ihn aufmerksam. „Und nichts kann sie jetzt erschüttern.“
    Tackleton stammelte ein paar beipflichtende Worte und daß es notwendig sei, das eine oder andere in Schutz zu nehmen, doch er war von der Haltung seines Gefährten tief beeindruckt. So unmißverständlich und ungehobelt sie war, so lag doch Würde und Großmut darin, was nur von einer edlen Seele, die in dem Mann wohnte, künden konnte.
    „Ich bin ein einfacher, ungebildeter Mann“, fuhr der Fuhrmann fort, „und sehr wenig spricht für mich. Ich bin kein kluger Mann, wie Sie sehr wohl wissen. Ich bin kein junger Mann. Ich liebte mein Pünktchen, weil ich sie in ihrem Vaterhaus von Kind an hab aufwachsen sehn; weil ich wußte, wie süß sie ist; weil sie jahrelang mein Leben bedeutet hat. Es gibt viele Männer, mit denen ich mich nicht vergleichen kann, die aber mein kleines Pünktchen nicht wie ich hätten lieben können, glaube ich!“
    Er hielt inne und klopfte leise mit dem Fuß auf den Boden, ehe er den Faden wieder aufnahm.
    „Ich hab oft gedacht, daß ich ihr, obwohl ich für sie nicht gut genug war, ein gütiger Ehemann sein und ihren Wert vielleicht besser kennen würde als ein andrer, und auf diese Weise freundete ich mich damit an und kam auf den Gedanken, daß es möglich wäre, sie zu heiraten. Und schließlich kam es soweit, und wir heirateten.“
    „Ha!“ sagte Tackleton mit bedeutungsvollem Kopfschütteln.
    „Ich hatte mich geprüft. Ich kannte mich selbst. Ich wußte, wie sehr ich sie liebte und wie glücklich ich sein würde“, fuhr der Fuhrmann fort. „Aber ich hatte nicht – das merke ich jetzt – genügend an sie gedacht.“
    „Natürlich“, sagte Tackleton. „Flatterhaftigkeit, Leichtsinn, Wankelmut, Eitelkeit! Nicht bedacht! Alles übersehen! Ha!“
    „Sie täten besser daran“, sagte der Fuhrmann mit gewisser Strenge, „mich nicht zu unterbrechen, bis Sie mich verstanden haben; und Sie sind noch weit davon entfernt. Wenn ich diesen Mann gestern mit einem Schlag niedergestreckt hätte, wer würde es wagen, gegen sie etwas vorzubringen, hätte ich ihm als meinem Bruder ins Gesicht getreten.“
    Der Spielzeughändler starrte ihn verwundert an. Er fuhr in sanfterem Ton fort: „Hab ich bedacht“, sagte der Fuhrmann, „daß ich sie in ihrem Alter und bei ihrer Schönheit den jungen Gefährten und den vielen Ereignissen entriß, deren Zierde und strahlendster kleiner Stern sie war, der je geschienen hat, um sie von einem Tag zum anderen in meinem langweiligen Haus einzusperren und meine ermüdende Gesellschaft zu ertragen? Hab ich bedacht, wie wenig ich zu ihrem lebhaften Wesen paßte und wie lästig ein so schwerfälliger Mann wie ich für jemanden mit ihrem lebhaften Geist sein muß? Hab ich bedacht, daß es weder mein Verdienst noch Recht war, sie zu lieben, wenn das jeder tun mußte, der sie kannte? Niemals. Ich hab ihren vielversprechenden Charakter und ihre fröhliche Veranlagung ausgenutzt und sie geheiratet. Ich wünschte, ich hätte es nie getan! Um ihretwillen, nicht meinetwegen!“
    Der Spielzeughändler starrte ihn, ohne zu blinzeln, an. Sogar sein halbgeschlossenes Auge war jetzt geöffnet.
    „Der Himmel segne sie“, sagte der Fuhrmann, „für die freundliche Beständigkeit, mit der sie versuchte, diese Erkenntnis von mir fernzuhalten. Und Gott helfe mir, daß ich mit meinem langsamen Geist das nicht eher rausgefunden hab. Armes Kind! Armes Pünktchen! Ich und nicht rausgefunden, und dabei hab ich gesehn, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, als von einer Hochzeit wie unsrer die Rede war. Ich, der ich wohl hundertmal das heimliche Beben ihrer Lippen gesehn und mir bis gestern abend nichts dabei

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