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Fingerhut, Newcome?“
Wie Clemency, ehe sie auf diese Frage antwortete, eine Tasche öffnete und in deren gähnende Tiefe hinein nach dem Fingerhut schaute, der nicht da war; und wie sie dann die andere Tasche öffnete – wobei sie ihn wie eine wertvolle Perle auf dem Meeresgrund zu erspähen schien – und solch plötzlich auftretende Hindernisse wie ein Taschentuch, einen Kerzenstummel, einen rotbackigen Apfel, eine Apfelsine, einen Glückspfennig, eine Krampe, ein Vorhängeschloß, eine Schere im Futteral, die besser als eine vielversprechende junge Schafsschere zu beschreiben wäre, eine Handvoll einzelner Perlen, etliche Knäuel Baumwollgarn, eine Nadeltasche, eine Sammlung Papierhaarwickel und einen Keks wegräumte und jeden einzelnen dieser Gegenstände höchst persönlich Britain zum Halten anvertraute – ist nicht von Bedeutung.
Auch nicht, wie sie in ihrem Bestreben, die Tasche an der Kehle zu packen und festzuhalten (denn sie hatte die Tendenz, hin und her zu schwanken und um die nächste Ecke zu entwischen), eine Stellung einnahm und gelassen beibehielt, die ganz offensichtlich nicht mit der menschlichen Anatomie und dem Gravitationsgesetz übereinstimmte. Es reicht, daß sie zum Schluß triumphierend den Fingerhut auf ihren Finger steckte und mit der Muskatreibe rasselte. Die Schrift auf diesen beiden Werkzeugen befand sich offenbar im Prozeß der Abnutzung durch übermäßige Reibung.
„Das ist der Fingerhut, nicht wahr, junge Frau?“ sagte Mr. Snitchey und amüsierte sich auf ihre Kosten. „Und was sagt der Fingerhut?“
„Er sagt“, erwiderte Clemency, wobei sie langsam um ihn herum las, als wäre er ein Turm, „vergiß und vergib.“ Snitchey und Craggs lachten herzhaft. „So neu!“ sagte Snitchey. „So leicht!“ sagte Craggs. „Welch eine Kenntnis der menschlichen Natur spricht daraus!“ sagte Snitchey. „So anwendbar in allen Lebenslagen!“ sagte Craggs.
„Und die Muskatreibe?“ fragte der Chef der Firma.
„Die Reibe sagt“, entgegnete Clemency, „tu, wie du willst, daß man dir tu.“
„Lege rein – oder du wirst selber reingelegt, meinen Sie“, sagte Mr. Snitchey.
„Ich versteh nicht“, gab Clemency zurück und schüttelte den Kopf unbestimmt. „Ich bin kein Rechtsanwalt.“
„Wenn sie einer wäre, Doktor“, sagte Mr. Snitchey, indem er sich plötzlich an ihn wandte, als wollte er einer Wirkung zuvorkommen, die möglicherweise die Folge dieser Antwort wäre, „würde sie diese goldene Regel bei der Hälfte ihrer Klienten feststellen, fürchte ich. In dieser Hinsicht sind sie durchaus ernst zu nehmen – so wunderlich ihre Welt auch ist – und schieben uns hinterher die Schuld in die Schuhe. Wir in unserem Beruf sind nichts anderes als Spiegel, Mr. Alfred, aber im allgemeinen werden wir von verärgerten und streitsüchtigen Menschen zu Rate gezogen, die nicht in bester Verfassung sind, und es ist ziemlich schwierig, sich mit uns zu streiten, wenn wir eine unfreundliche Miene widerspiegeln. Ich glaube“, sagte Mr. Snitchey, „daß ich für mich und Craggs spreche.“
„Zweifellos“, sagte Craggs.
„Und wenn nun Mr. Britain so freundlich ist, uns etwas Tinte zu bringen“, sagte Mr. Snitchey, sich wieder seinen Papieren zuwendend, „werden wir so schnell wie möglich unterschreiben, besiegeln und übergeben, sonst kommt noch die Kutsche vorbei, ehe wir es uns versehen.“
Seinem Aussehen nach zu urteilen, war es sehr wahrscheinlich, daß die Kutsche vorbeikam, ehe Mr. Britain es sich versah, denn er stand geistesabwesend da, wog in Gedanken den Doktor gegen die Rechtsanwälte und die Rechtsanwälte gegen den Doktor und die Klienten gegen beide ab, war mit dem hoffnungslosen Versuch beschäftigt, den Fingerhut und die Muskatreibe (ein neuer Begriff für ihn) mit irgendeinem philosophischen System in Einklang zu bringen, und verwirrte sich selbst so sehr, wie es einst sein großer Namensvetter mit Theorien und Lehren getan hatte. Doch Clemency, die sein guter Geist war, obwohl er nicht die geringste Meinung von ihrem Verstand hatte, weil sie selten abstrakte Betrachtungen anstellte und stets das Richtige im rechten Augenblick tat, hatte die Tinte im Nu herbeigeschafft und bot ihm ihre weiteren Dienste an, ihn mit Hilfe ihrer Ellbogen zu sich zu bringen, deren sanfte Klapse seinem Gedächtnis im wahrsten Sinne des Wortes nachhalfen, so daß er bald frisch und munter war.
Zu erzählen, wie er unter der Auffassung zu leiden hatte – die Angehörige
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