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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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zustande gebracht hätte, aber ich habe sie beobachtet. Marion vermied seinen Namen, vermied das Thema und wich mit sichtbarer Qual der geringsten Anspielung darauf aus.“
    „Warum sollte sie, Mr. Craggs? Warum sollte sie, Sir?“ fragte Snitchey.
    „Ich weiß nicht, warum sie es sollte, obwohl es viele glaubhafte Gründe gibt“, sagte der Klient, der über die Aufmerksamkeit und Verwirrung, die in Mr. Snitcheys leuchtendem Blick lag, sowie über seine vorsichtige Art, mit der er die Unterhaltung führte und sich über dieses Thema informierte, lächelte. „Doch ich weiß, daß sie es tut. Sie war sehr jung, als sie sich verlobte – falls man das so nennen kann, wessen ich mir nicht einmal sicher bin –, und hat es vielleicht bereut. Vielleicht – das zu sagen mag eitel wirken, aber ich meine es ganz bestimmt nicht so – hat sie sich ebenso in mich verliebt, wie ich mich in sie verliebt habe.“
    „Hihi! Mr. Alfred, ihr alter Spielkamerad – Sie erinnern sich, Mr. Craggs –“, sagte Snitchey, verwirrt lachend, „hat sie fast als Baby gekannt!“
    „Was die Sache um so wahrscheinlicher macht, daß sie seines Plans überdrüssig und nicht abgeneigt ist“, fuhr der Klient ruhig fort, „ihn gegen den neuen eines anderen Liebhabers einzutauschen, der sich unter romantischen Umständen vorstellt (oder von seinem Pferd vorgestellt wird) und den bei einem Mädchen vom Lande nicht ungünstigen Ruf genießt, sorglos und fröhlich gelebt zu haben, ohne jemandem etwas zuleide zu tun; und der in bezug auf seine Jugend, Erscheinung und so weiter – das mag wieder eitel wirken, ist aber ganz bestimmt nicht so gemeint – vielleicht neben Mr. Alfred bestehen könnte.“
    Der letzte Satz war gewiß nicht zu bestreiten; und Mr. Snitchey, der ihn betrachtete, fand das auch. Eine natürliche Anmut und Liebenswürdigkeit lagen in seinem sehr sorglosen Gebaren. Es schien anzudeuten, daß sein schönes Gesicht und seine kräftige Gestalt noch weitaus besser sein könnten, wenn er es wollte, und daß er, wenn er einmal entflammt war und es ernst meinte (doch bisher hatte er es nie ernst gemeint), voller Leidenschaft und Entschlußkraft sein konnte. Eine gefährliche Sorte von Wüstling, dachte der gerissene Rechtsanwalt, der den Funken, den er sich wünscht, aus den Augen einer jungen Dame zu erlangen scheint.
    „Nun passen Sie mal auf, Snitchey“, fuhr er fort, erhob sich und ergriff ihn, „und Craggs“ und nahm auch diesen am Kragen und stellte sich je einen Partner zur Seite, damit ihm keiner entwischen konnte. „Ich frage Sie nicht um Rat. Sie tun recht daran, sich in solch einer Angelegenheit, bei der sich kein ernsthafter Mensch wie Sie bei irgendeiner Partei einmischen würde, aus allem herauszuhalten. Ich werde kurz in wenigen Worten einen Überblick über meine Lage und Absicht geben und es dann Ihnen überlassen, in finanzieller Hinsicht Ihr Bestes für mich zu tun, wobei zu beachten ist, daß es im Moment belastender wäre, wenn ich mit der hübschen Tochter des Doktors davonliefe (ich hoffe, dies zu tun und unter ihrem günstigen Einfluß ein anderer Mensch zu werden), als wenn ich es allein täte. Doch bald werde ich alles in einem veränderten Leben wiedergutgemacht haben.“
    „Ich finde, es ist besser, das nicht gehört zu haben, Mr. Craggs“, sagte Snitchey und schaute ihn an dem Klienten vorbei an.
    „Ich finde nicht“, sagte Craggs. – Beide lauschten aufmerksam.
    „Nun, Sie brauchen nicht zuzuhören“, antwortete der Klient. „Trotzdem werde ich es erwähnen. Ich habe nicht die Absicht, den Doktor um seine Einwilligung zu bitten, weil er sie mir nicht geben würde. Aber ich gedenke nicht, dem Doktor zu schaden oder ein Unrecht zuzufügen, weil ich hoffe (außerdem sind solche Kleinigkeiten nicht ernst zu nehmen, wie er sagt), sein Kind, meine Marion, vor etwas zu bewahren, was sie – wie ich sehe, wie ich weiß – fürchtet und schmerzlich erwartet: die Rückkehr ihres früheren Liebhabers. Wenn etwas auf der Welt wahr ist, dann dies: daß sie sich vor seiner Rückkehr fürchtet. Bis jetzt ist niemand geschädigt. Ich bin hier jetzt so ausgeplündert und gequält, daß ich das Leben eines fliegenden Fisches führe. Ich schleiche in der Dunkelheit umher, ich habe keinen Zutritt zu meinem eigenen Haus und werde von meinen Ländereien verwiesen; aber dieses Haus und diese Ländereien und noch viele Felder dazu werden eines Tages an mich zurückgehen, wie Sie wissen und behaupten; und Marion

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