Alle Weihnachtserzählungen
der Name auf der Kassette Michael Warden, Esquire, lautete, können wir aus dem eben Erwähnten schließen, daß der Name und die Kassette ihm gehörten und daß es um die Angelegenheiten von Michael Warden, Esquire, schlecht stand.
„Das ist alles“, sagte Mr. Snitchey und drehte das letzte Dokument um. „Da gibt es wirklich keinen Ausweg. Keinen Ausweg.“
„Alles verloren, ausgegeben, verschwendet, verpfändet, geborgt und verkauft, wie?“ sagte der Klient und schaute hoch.
„Alles“, erwiderte Mr. Snitchey.
„Da ist nichts zu machen, sagen Sie?“
„Gar nichts.“
Der Klient kaute an den Nägeln und dachte wieder nach. „Und ich bin nicht einmal in England sicher? Bleiben Sie dabei?“
„In keinem Teil des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland“, erwiderte Mr. Snitchey.
„ Ein verlorener Sohn , ohne einen Vater, zu dem er zurückkehren kann, ohne Schweine, die er hüten, ohne Treber, die er mit ihnen teilen kann, wie?“ fuhr der Klient fort, schlug das eine Bein über das andere und suchte den Boden mit seinen Augen ab.
Mr. Snitchey hustete, als wollte er den Verdacht von sich weisen, an irgendeiner bildlichen Veranschaulichung einer gesetzlichen Sachlage teilzuhaben. Mr. Craggs hustete ebenfalls, als wollte er seinen partnerschaftlichen Standpunkt zu diesem Thema ausdrücken.
„Mit dreißig ruiniert!“ sagte der Klient. „Hm!“
„Nicht ruiniert, Mr. Warden“, erwiderte Snitchey. „So schlimm steht es nicht. Sie haben zwar eine ganze Menge in dieser Richtung getan, muß ich sagen, aber ruiniert sind Sie nicht. Ein bißchen sparsam …“
„Ein bißchen zum Teufel“, sagte der Klient.
„Mr. Craggs“, sagte Snitchey, „würden Sie mir eine Prise Schnupftabak geben? Danke, Sir.“
Als der unerschütterliche Anwalt ihn mit offensichtlich großem Vergnügen seiner Nase darbrachte und völlig in diesen Vorgang versunken war, machte sich bei dem Klienten allmählich ein Lächeln breit, und aufblickend sagte er: „Sie sprechen von Sparsamkeit. Wie lange sparsam sein?“
„Wie lange sparsam sein?“ wiederholte Snitchey, wobei er den Schnupftabak von seinen Fingern wischte und in Gedanken einen Überschlag machte. „Bei Ihrem verwickelten Vermögen, Sir? In guten Händen? Sagen wir in Snitcheys und Craggs’? Sechs oder sieben Jahre!“
„Sechs oder sieben Jahre hungern!“ sagte der Klient, lachte ärgerlich und wechselte ungeduldig seine Stellung.
„Sechs oder sieben Jahre hungern, Mr. Warden“, sagte Snitchey, „wäre wirklich etwas ungewöhnlich. Sie könnten derweil ein anderes Auskommen erhalten, wenn Sie sich unterdessen der Öffentlichkeit zeigen. Doch wir glauben nicht, daß Sie es tun könnten – wenn ich für mich und Craggs spreche –, und raten Ihnen folglich auch nicht dazu.“
„Was raten Sie dann?“
„Sparsam sein, sage ich“, wiederholte Snitchey. „Ein paar Jahre sparsames Verwalten durch mich und Craggs würde die Sache wieder hochbringen. Damit wir aber Bedingungen aushandeln und sie einhalten und Sie dazu bewegen können, sich daran zu halten, müssen Sie fortgehen, müssen Sie im Ausland leben. Was das Verhungern betrifft, da könnten wir Ihnen, Mr. Warden, glaube ich, für den Anfang ein paar Hundert pro Jahr gewähren, um damit zu verhungern.“
„Ein paar Hundert“, sagte der Klient, „und ich habe Tausende ausgegeben!“
„Darüber“, erwiderte Mr. Snitchey und legte die Papiere langsam in die gußeiserne Kassette zurück, „besteht kein Zweifel. Kein – Zweifel“, wiederholte er für sich, als er gedankenvoll seine Tätigkeit fortsetzte.
Der Rechtsanwalt kannte wahrscheinlich seinen Mann; jedenfalls übte seine trockene, gerissene und schrullige Art einen günstigen Einfluß auf die schwermütige Verfassung des Klienten aus und veranlaßte ihn dazu, sich freier und offenherziger zu geben. Oder vielleicht kannte der Klient seinen Mann und hatte solch eine Aufmunterung, wie er sie erhielt, herausgelockt, um eine Absicht, die er gerade kundtun wollte, umso mehr zu verteidigen. Allmählich hob er den Kopf und betrachtete seinen unerschütterlichen Ratgeber mit einem Lächeln, das augenblicklich in ein Lachen überging.
„Nach alledem“, sagte er, „mein energischer Freund …“ Mr. Snitchey wies auf seinen Partner. „Ich und – Verzeihung – Craggs.“
„Verzeihung, Mr. Craggs“, sagte der Klient. „Nach alledem, meine energischen Freunde“, er beugte sich auf seinem Stuhl vor und senkte ein wenig
Weitere Kostenlose Bücher