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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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getrieben wird, daß du durch einen seltsamen Zauber, der unerklärlich ist und gegen den meine Warnung ohne die geringste Wirkung bleibt, zum Opfer seiner Listen gemacht und seinem Willen unterworfen wirst, kann ich nur sagen: Du tust mir leid!“
    Im selben Augenblick betätigte sich Mrs. Craggs als Weissagerin zu diesem leidigen Thema. War es möglich, fragte sie, daß Craggs „seinen Snitcheys“ gegenüber dermaßen die Augen verschließen konnte, daß er nicht seine wahre Stellung erkannte? Wollte er behaupten, daß er „seine Snitcheys“ den Raum betreten sah und nicht deutlich bemerkte, daß dieser Mann Vorbehalte hatte und verschlagen und verräterisch war? Wollte er ihr erzählen, daß seine Geste, als er sich die Stirn wischte und so verstohlen um sich blickte, nicht zeigte, daß etwas auf dem Gewissen des werten Snitchey lastete (falls er ein Gewissen hatte), das das Licht scheute? Erschien außer den Snitcheys jemand zu festlichen Gelegenheiten wie ein nächtlicher Einbrecher – was übrigens keine genaue Veranschaulichung des Falls war, da er freundlich zur Tür hereinspaziert kam. Und wollte er ihr noch am Mittag versichern (jetzt war es kurz vor Mitternacht), daß „seine Snitcheys“ unbedingt zu entschuldigen seien, entgegen allen Tatsachen, jeglicher Vernunft und Erfahrung?
    Weder Snitchey noch Craggs unternahmen offen den Versuch, sich dem Strom, der eingesetzt hatte, entgegenzustemmen, sondern waren beide bereit, sich sanft damit forttragen zu lassen, bis seine Kraft nachließ. Dies geschah etwa zur gleichen Zeit, als man sich allgemein zu einem Kontertanz in Bewegung setzte und Mr. Snitchey sich als Partner für Mrs. Craggs vorschlug und Mr. Craggs sich galant Mrs. Snitchey anbot. Nach einigen schwachen Ausflüchten wie „Warum bitten Sie nicht jemand anderes?“ und „Ich weiß, Sie wären froh, wenn ich dankte“ und „Ich frage mich, ob Sie aus dem Büro heraustanzen können“ (dies nun aber scherzhaft) sagte jede Dame gnädig zu und nahm ihren Platz ein.
    Es war bei ihnen wirklich eine alte Gewohnheit, so zu verfahren und bei festlichen Mahlzeiten in ähnlicher Anordnung paarweise zu gehen, denn sie waren die besten Freunde und auf vertrautem Fuße miteinander. Vielleicht waren der unaufrichtige Craggs und der niederträchtige Snitchey für die beiden Ehefrauen genau solche erdachten Personen, wie es Doe und Roe , die unablässig den Amtsbezirk auf und ab liefen, für die Ehemänner waren. Oder vielleicht hatten die Damen die beiden Anteile am Geschäft lieber eingesetzt und auf sich genommen, als daß sie gänzlich ausgeschlossen geblieben wären. Gewiß ist aber, daß jede Ehefrau ebenso ernst und beständig auf ihrem Gebiet tätig war wie ihr Mann auf seinem und es als unmöglich angesehen hätte, daß die Firma ohne ihre lobenswerten Anstrengungen eine erfolgreiche und angesehene Existenz geblieben wäre.
    Doch jetzt konnte man den Paradiesvogel in der Mitte flattern sehen; und die kleinen Glocken begannen bei der Poussette zu hüpfen und zu bimmeln; und das rosige Gesicht des Doktors drehte sich im Kreise wie ein ausdrucksvoller, lackierter Kreisel; und der atemlose Mr. Craggs begann sich schon zu fragen, ob nicht der Kontertanz wie alles andere im Leben „zu leicht“ gemacht worden sei; und Mr. Snitchey tanzte ihn mit behenden Luftsprüngen für sich selbst und Craggs und ein halbes Dutzend andere.

    Nun faßte auch das Feuer neuen Mut – begünstigt durch den frischen Wind, den der Tanz entfachte – und brannte mit heller und hoher Flamme. Es war der allgegenwärtige Genius des Raumes. Es leuchtete in den Augen der Menschen; es funkelte in den Geschmeiden an den schneeweißen Hälsen der Mädchen; es glitzerte an ihren Ohren, als wollte es ihnen verstohlen etwas zuflüstern; es blitzte an ihren Taillen auf; es flackerte auf dem Fußboden und färbte ihn rosenrot für ihre Füße; es erstrahlte an der Decke, daß sein Glühen ihre strahlenden Gesichter hervorheben mochte; und es verbreitete einen allgemeinen Glanz in Mrs. Craggs’ kleinem Glockenturm.
    Die frische Luft, die es anfachte, wurde weniger sanft, da die Musik schneller spielte und der Tanz mit neuem Schwung weiterging. Eine Brise kam auf, die die Blätter und Beeren an der Wand tanzen ließ, wie sie es oft auf den Bäumen getan hatten, und der leise Wind rauschte im Raum, als ob eine unsichtbare Gesellschaft von Feen, die in die Fußstapfen der guten, wirklichen Nachtschwärmer traten, ihnen hinterherwirbelte.

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