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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Fenstersimsen standen blühende Pflanzen in leuchtend roten Töpfen, die sich lebhaft gegen die weiße Fassade abhoben; und in der Dunkelheit des Eingangs schimmerten Lichtstreifen, die von Flaschen und Deckelkannen zurückstrahlten.
    Auf der Schwelle erschien ein Mann mit der für einen Gastwirt passenden Figur, denn obwohl klein, war er doch rundlich und breit und stand da, die Hände in den Taschen und die Beine genügend gespreizt, um Beruhigung bei dem Gedanken an seinen Keller und ein unbekümmertes Vertrauen – was zu gelassen und anständig war, als daß es in Prahlerei ausartete – in die allgemeine Finanzlage des Gasthofes auszudrücken. Die überreichliche Feuchtigkeit, die nach dem letzten Regen überall herabtröpfelte, ließ ihn gut abstechen. Nichts in seiner Nähe hatte Durst. Gewisse überlastige Dahlien, die über den Zaun seines hübschen, wohlgeordneten Gartens schauten, hatten, soviel sie konnten, in sich hineingesogen – vielleicht noch ein wenig mehr – und wären beinahe betrunken gewesen; doch die Rosen, der Goldlack, die Pflanzen an den Fenstern und die Blätter an dem alten Baum waren in der glänzenden Verfassung einer gemäßigten Gesellschaft, da sie nicht mehr zu sich genommen hatten, als ihnen guttat, was dazu beitrug, ihre besten Eigenschaften zu entfalten. Wie sie Tropfen um sich auf den Boden spritzten, schienen sie verschwenderisch unschuldige und sprühende Heiterkeit zu verbreiten, die wohltat, wo immer sie sich niederließ, indem sie vernachlässigte Ecken, die der Regen gewöhnlich nicht erreichte, weicher machte und dabei nichts verletzte.

    Dieser Dorfkrug hatte bei seiner Gründung einen ungewöhnlichen Namen angenommen. Er wurde „Muskatreibe“ genannt. Unter diesem Alltagswort stand oben im Baum auf demselben leuchtenden Schild und mit denselben goldenen Buchstaben geschrieben: Inh. Benjamin Britain.
    Bei näherem Hinsehen und einer genaueren Prüfung seines Gesichtes hätte man erkannt, daß niemand anderes als Benjamin Britain selbst auf der Schwelle stand – mit der Zeit recht verändert, doch zu seinem Vorteil. Wirklich ein sehr zufriedener Wirt.
    „Mrs. Britain“, sagte Mr. Britain und sah die Straße hinab, „kommt ziemlich spät. Es ist Teezeit.“
    Da keine Mrs. Britain kam, schlenderte er gemächlich auf die Straße und blickte sehr zufrieden am Haus hoch. „Das ist grade die Art Haus, bei der ich haltmachen würde, wenn es nicht mir gehörte.“
    Dann bummelte er zum Gartenzaun hinüber und betrachtete die Dahlien. Sie sahen ihn mit hilflosen, schwerfällig hängenden Köpfen an, die sich wieder auf und ab bewegten, als die schweren Tropfen von ihnen abfielen.
    „Man muß sich um euch kümmern“, sagte Benjamin. „Merke, nicht vergessen, es ihr zu sagen. Sie müßte längst kommen!“
    Mr. Britains bessere Hälfte schien so sehr seine bessere Hälfte zu sein, daß seine eigene Hälfte ohne sie völlig verloren und hilflos war.
    „Ich denke, sie hatte nicht so viel zu erledigen“, sagte Ben. „Da waren ein paar geschäftliche Dinge nach dem Markt, aber nicht viele. Oh! Endlich!“
    Ein leichter zweirädriger Wagen, der von einem Jungen gelenkt wurde, kam die Straße entlanggeklappert. Darin saß auf einem Stuhl – einen großen, durchnäßten Schirm zum Trocknen hinter sich aufgespannt – die dralle Gestalt einer matronenhaften Frau. Die nackten Arme hatte sie über einen Korb, den sie auf den Knien hielt, gebreitet; verschiedene andere Körbe und Päckchen lagen dicht um sie herum; und ein gewisses freundlich gütiges Wesen drückte sich in ihrem Gesicht aus sowie eine zufriedene Unbeholfenheit in ihrem Benehmen, während sie im Rhythmus des Wagens, der selbst in der Ferne nach alten Zeiten aussah, hin und her geschüttelt wurde. Auch beim Näherkommen verringerte sich dieser Hauch längst vergangener Tage nicht, und als der Wagen vor der Tür der „Muskatreibe“ anhielt, entwischte ein Paar Schuhe, als es ausstieg, flink Mr. Britains offenen Armen und kam mit beträchtlichem Gewicht den Weg herunter. Diese Schuhe konnten kaum einem anderen gehören als Clemency Newcome.
    Tatsächlich gehörten sie ihr, und sie stand in ihnen, und sie war eine rosige, zufrieden aussehende Seele mit ebensoviel Seife in ihrem glatten Gesicht wie in früheren Zeiten, jetzt aber mit unbeschädigten Ellbogen, die bei ihrer verbesserten Lage direkt Grübchen bekommen hatten.
    „Du kommst spät, Clemmy“, sagte Mr. Britain.
    „Ja, weißt du, Ben, ich hatte eine

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