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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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oft eintreten mögen, wie es bei ihnen der Fall war, und ich wollte solche Prophezeiungen nicht für alles Geld der Welt machen.“
    Der Herr erhob sich vom Faß und streckte sich mit der Bemerkung:
    „Ich nehme an, daß er sie schlecht behandelt hat, sobald sie verheiratet waren.“
    „Ich glaube nicht, daß er das jemals getan hat“, sagte Mrs. Tugby kopfschüttelnd und wischte sich die Augen. „Eine kurze Zeit benahm er sich besser, aber seine Gewohnheiten waren zu tief verwurzelt, als daß er sie hätte loswerden können. Bald fiel er in seinen alten Trott zurück und dann immer mehr, als ihn die Krankheit so arg heimsuchte. Ich glaube, er hat sie geliebt. Ja, ich bin sicher. Ich habe gesehen, wie er bei seinen Weinkrämpfen und Zitteranfällen versucht hat, ihre Hand zu küssen, und ich habe gehört, wie er sie ‚Meg‘ nannte und sagte, es wäre ihr neunzehnter Geburtstag. Da hat er nun gelegen, all die Wochen und Monate. Mit ihm und dem Baby hat sie nicht mehr ihre alte Arbeit machen können und verlor sie, weil sie nicht mehr pünktlich liefern konnte, selbst wenn sie sie noch hätte ausführen können. Wie sie überhaupt gelebt haben, weiß ich nicht“
    „Ich weiß es“, murmelte Mr. Tugby, betrachtete die Ladenkasse, das Geschäft und seine Frau und wiegte mit enormem Scharfsinn den Kopf. „Wie Kampfhähne!“
    Er wurde von einem Schrei – einem Klagelaut – aus dem oberen Stockwerk des Hauses unterbrochen. Der Herr eilte zur Tür.
    „Mein Freund“, sagte er, sich umdrehend, „Sie brauchen nicht zu debattieren, ob er auf die Straße gesetzt werden soll oder nicht. Er hat Ihnen diese Mühe abgenommen, glaube ich.“
    Indem er das sagte, rannte er die Treppen hinauf, gefolgt von Mrs. Tugby, während Mr. Tugby mit Muße hinter ihnen her keuchte und murrte, wobei er kurzatmiger als gewöhnlich war, auf Grund des Gewichts aus der Ladenkasse, in der sich eine lästige Menge Kupfergeld befunden hatte. Trotty, mit dem Kind neben sich, schwebte wie Luft die Treppe hinauf.
    „Folge ihr! Folge ihr! Folge ihr!“ Er hörte, wie die Geisterstimmen in den Glocken ihre Worte wiederholten, als er hinaufstieg.
    „Lerne es von dem Geschöpf, das deinem Herzen am nächsten steht!“
    Es war vorüber. Es war vorüber. Und das war sie, ihres Vaters Stolz und Freude! Diese abgehärmte, elende Frau, die am Bett weinte, falls es diese Bezeichnung verdiente, und ein Kind an ihre Brust drückte und den Kopf zu ihm herabhängen ließ. Wer kann sagen, wie mager, wie kränklich und kümmerlich dieses Kind war! Wer kann sagen, wie teuer!
    „Gott sei Dank!“ rief Trotty und hielt seine gefalteten Hände erhoben. „Oh, Gott sei Dank! Sie liebt ihr Kind!“ Der Herr, der durchaus nicht hartherzig und gleichgültig gegenüber solchen Szenen war, weil er sie täglich erlebte und wußte, daß sie in Filers Statistik nur Zahlen ohne Bedeutung waren – bloßes Gekritzel beim Lösen dieser Kalkulationen –, legte seine Hand auf das Herz, das nicht mehr schlug, lauschte nach dem Atem und sagte: „Sein Leiden ist vorüber. Es ist besser so!“ Mrs. Tugby versuchte, Meg gütig zu trösten. Mr. Tugby versuchte zu philosophieren.
    „Immer langsam!“ sagte er, die Hände in den Taschen, „Sie dürfen nicht aufgeben, wissen Sie. Das geht nicht. Sie müssen sich durchbeißen. Was wäre aus mir geworden, wenn ich aufgegeben hätte, als ich Portier war und wir in einer Nacht sechs durchgegangene Zweispänner vor unserer Tür hatten. Aber ich kam auf meine Geistesstärke zurück und öffnete sie nicht!“
    Wieder hörte Trotty die Stimme sagen: „Folge ihr!“ Er wandte sich zu seinem Führer um und sah ihn aufsteigen und durch die Luft gleiten. „Folge ihr!“ sagte er und verschwand.
    Er hielt sich in ihrer Nähe auf, setzte sich ihr zu Füßen, schaute zu ihrem Gesicht auf und suchte darin nach einer Spur ihres früheren Ichs, lauschte auf einen Ton ihrer früheren, angenehmen Stimme. Er huschte um das Kind herum, das so blaß, so vorzeitig alt, so erhaben in seinem Ernst, so traurig in seinem schwachen, klagenden und elenden Gewimmer aussah. Er betete es beinahe an. Er klammerte sich daran als ihren einzigen Schutz, als das letzte unversehrte Bindeglied, das sie mit der Ewigkeit verband. Er setzte seine väterliche Hoffnung und seinen Glauben in das zarte Kind, beobachtete jeden Blick von ihr, den sie diesem zuwarf, als sie es im Arm hielt, und rief: „Sie liebt es! Gott sei Dank, sie liebt es!“
    Er sah, wie sich die Frau

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