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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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sie sich abrupt um und läuft die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf, ohne sich noch einmal umzusehen.

Kapitel 9
    Langsam öffne ich die Tür zu meiner eigenen Wohnung und trete ein. Ich weiß gar nicht so recht, was ich denken soll. Die ganze Zeit war ich so damit beschäftigt, nach einem Ausweg aus dem Unvermeidlichen zu suchen, dass mir gar nicht klar war, was Michaels Tod für mich bedeutet. Für uns. Dass wir wieder zusammen sein werden. Der Gedanke, ihn bald hier bei mir zu haben, lange Spaziergänge über die Wolkendecke zu machen, nachts neben ihm zu schlafen, morgens in seine braunen Augen zu schauen, ist so verlockend, dass es mir den Atem raubt. Vielleicht hatte die Chefin doch Recht? Vielleicht habe ich all die Briefe nur geschrieben, um genau das zu erreichen, was ich jetzt bekomme? Ich lege mich angezogen auf mein Bett und starre an die weiße Decke. Noch immer finde ich den Gedanken gruselig, dass Michaels Leben enden soll. Er ist doch erst sechsunddreißig Jahre alt. Aber andererseits ist mein Verhältnis zum Tod ja auch extrem angespannt, immer noch. Unten ist das normal, aber die meisten Leute, mit denen ich hier oben darüber spreche, können meine ablehnende Haltung nicht wirklich nachvollziehen. Erzählen mir dann, dass er zum Leben dazugehört und wie ein Neuanfang ist. Ich wollte das nie einsehen, konnte nichts
Positives daran finden, aber jetzt sehe ich die Sache in einem anderen Licht.
     
    Da ich sowieso nicht einschlafen kann, mache ich mich daran, meine Wohnung umzugestalten. Kopfschüttelnd durchwandere ich mein kärgliches Apartment und frage mich, wie ich es so lange in dieser schmucklosen Umgebung aushalten konnte. Um es mit Thomas’ Worten zu sagen: Da muss man ja schwermütig werden. Ein Holztisch mit zwei Stühlen, die schlichte Küche, Duschbad, ein schmales Bett und ein Kleiderschrank. Hier sieht es aus wie in einer Jugendherberge. Nach kurzem Nachdenken beschließe ich, sämtliches Inventar rauszuwerfen. Kaum zu Ende gedacht, stehe ich auch schon in dem völlig leergefegten Raum. Mist, ich habe nicht bedacht, dass all meine Kleider mit dem Schrank verschwinden. Macht aber nichts, es ist höchste Zeit für eine neue Garderobe. Schließlich möchte ich umwerfend aussehen, wenn Michael mich nach so vielen Jahren wiedersieht. Doch zunächst muss ich alles für seinen Einzug herrichten, dazu muss erst mal ein neuer Grundriss her. Nicht zu groß und nicht zu klein, drei Zimmer, so wie früher, wären genau richtig. Schwupps, schon stehe ich in einem geräumigen, quadratischen Raum, von dem zwei Türen abgehen. Nun noch ein großes Bad. Eine dritte Tür erscheint. Dann beginne ich damit, die Räume gemütlich einzurichten, ohne sie zu überladen. Ein breites Bett mit seidener Wäsche und flatterndem Himmel darüber. Daneben ein großer, silberner Kerzenständer. Ein goldschimmernder Beigeton an den Wänden vervollständigt das romantische Ambiente. Zufrieden lasse ich den Blick durch das neue Schlafzimmer
gleiten und denke ein bisschen wehmütig, dass wir hier keinen Sex haben werden. Zu dumm! Nun ja, versuche ich mich zu trösten, immerhin können wir miteinander reden, uns nah sein. Und vielleicht erfindet Samuel ja schon bald so eine Art »Sex on the Beach«, den wir dann gemeinsam genießen können, ersatzweise sozusagen. Ich richte auch das Wohnzimmer behaglich her, mit einer großen Couch, Kamin, Musikanlage und Bücherregal mit Michaels Lieblingslektüre. Auf die andere Seite kommt eine schicke neue Küchenzeile mit edler, mattroter Oberfläche. Den dritten Raum wünsche ich dann doch wieder weg, weil mir keine rechte Verwendung dafür einfällt. Wenn wir noch nicht einmal Sex haben können, wird sich wohl so bald kein Nachwuchs ankündigen, der dort wohnen könnte, denke ich und meine Laune sinkt wieder ein bisschen. Nun ja, das machen wir dann im nächsten Leben, tröste ich mich und lasse mich nach getaner Arbeit auf meinem neuen Bett nieder.
     
    Am nächsten Morgen erwache ich mit einem unangenehmen Gefühl. Mit geschlossenen Augen liege ich da und sehe noch immer Michaels Gesicht vor mir, wie er auf unserem Bett sitzt und ausdruckslos vor sich hinstarrt. So, wie ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Dann fällt mir ein, was in zwei Tagen geschehen wird, und die letzten Zweifel in mir sind ausgelöscht. Natürlich, wieso nur habe ich nicht daran gedacht? Michaels Leben ist ja nicht mehr dasselbe, seit ich nicht mehr bei ihm bin. Wie schrecklich traurig er war, als ich ihn

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