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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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kommt, stehe ich so dicht vor ihm, dass er erschrocken zurückweicht.

    »Woher weißt du das?«, frage ich wütend und er zuckt ein wenig hilflos mit den Schultern.
    »Ich, äh.« Mehr braucht er gar nicht zu sagen.
    »Liesel«, stelle ich fest und er nickt.
    »Sie hat es nicht böse gemeint, wahrscheinlich wollte sie mir einfach nur erklären, warum du gestern Abend so schlecht gelaunt warst.«
    »Ja, wahrscheinlich.« Kraftlos lasse ich mich auf den Bettrand sinken, und mittlerweile ist es mir egal, ob die Decke über meine Schulter rutscht und den Blick auf meine Brüste freigibt. Wem mache ich denn noch etwas vor? Thomas hat das alles gesehen, aus der Nähe. Und auch wenn wir nicht miteinander geschlafen haben, so haben wir doch beieinander gelegen. Nein, genau genommen sogar ineinander. Unsere Seelen haben sich berührt und im Gegensatz zu sonst, wenn das aus Versehen passiert, war es absolut nicht unangenehm. Eher im Gegenteil.
    »Mach dich nicht fertig«, flüstert er zärtlich und setzt sich dicht neben mich. Schon wieder spüre ich dieses Kribbeln im Innersten und rücke von ihm ab. »Gestern war gestern, und heute ist heute, und morgen ist morgen«, fährt er fort. Ich sehe ihn überrascht von der Seite an und muss plötzlich kichern.
    »Hast du noch so ein paar Weisheiten auf Lager?«, erkundige ich mich prustend und er grinst erleichtert.
    »Eine ganze Menge. Willst du sie hören?«
    »Gestern war gestern, und heute ist …«, gackere ich und mir würden sicher die Tränen aus den Augen kullern, wenn ich welche hätte. »Nein danke«, japse ich, »das reicht fürs Erste.«
    »Aber es stimmt. Das musst du zugeben«, sagt er und
setzt ein todernstes Gesicht auf. »Gestern war gestern, und heute ist heute. Oder willst du etwa behaupten, dass heute gestern ist, oder morgen heute?«
    »Hör auf«, jaule ich und halte mir den Bauch.
    »Oder gestern morgen?«
     
    Eine Viertelstunde später habe ich mich wieder einigermaßen beruhigt und mache mich gemeinsam mit Thomas auf den Weg zur Arbeit. Stumm wandern wir nebeneinander her, bis ich schließlich das Schweigen breche.
    »Was wird denn jetzt? Ich meine, aus uns?« Unsicher sehe ich ihn von der Seite an. Er zuckt mit den Schultern.
    »Nun, ich denke, nichts.«
    »Nichts? Aber …«
    »Süße, ich mache mir da nichts vor. Morgen kommt Michael zurück. Du hast sechs Jahre auf ihn gewartet, und obwohl ich mich mächtig ins Zeug gelegt habe, hast du beharrlich jeder Versuchung widerstanden.«
    »Fast jeder«, korrigiere ich schuldbewusst, doch er schüttelt den Kopf.
    »Das war was anderes. Wir haben uns verabschiedet. Ab morgen beginnt für uns beide ein neues Leben. Nun, jedenfalls für mich, für dich eher ein, äh, neuer …«
    »Ich weiß schon, was du meinst«, grinse ich. »Das heißt, du bleibst nicht hier?« Gespannt sehe ich ihn an.
    »Nein, ich gehe mit Esmeralda zurück auf die Erde.« Ich fühle sowohl Erleichterung als auch Enttäuschung in mir aufsteigen. Ja, es ist vermutlich besser so. Ich will mir lieber gar nicht vorstellen, wie sich meine beiden Männer begegnen würden. Dennoch: »Ich werde dich vermissen!«

    »Ich dich auch. Aber es ist das Beste so. Ich gehöre einfach nicht zu den Menschen, die glauben, das Schicksal kontrollieren zu können. Ich lasse mich gern treiben.«
    »Verstehe, es lebe der Fatalismus«, grinse ich und er nickt.
    »Genau.«
     
    Mein heutiger Auftrag führt mich in eine kleine Seitenstraße im Stadtteil Barmbek. Vor einem roten, vierstöckigen Klinkergebäude bleibe ich stehen und sehe hinauf zu dem Fenster in der dritten Etage. Im Gegensatz zu allen anderen ist es verschlossen. Ich werfe einen Blick hinauf in den diesigen Himmel, einem Passanten, der gerade mit zwei Einkaufstüten beladen an mir vorbeischleicht, stehen die Schweißperlen auf der Stirn. Der Asphalt flimmert vor Hitze. ANDREAS SEIDEL, ALTER: 29, steht auf der Auftragskarte, die ich jetzt noch einmal aus der Tasche ziehe, um die Adresse abzugleichen. Entschlossen betrete ich das Treppenhaus und kurz darauf die aus zwei Zimmern bestehende Wohnung. Zwischen den Wänden hängt ein moderiger Gestank. Aber nein, nicht weil der Mann schon vor einigen Tagen gestorben ist und ich zu spät dran bin, sondern weil unzählige Pizzakartons mit undefinierbaren Resten darin den Boden übersäen. Eine Reihe leerer Bierflaschen und überfüllter Aschenbecher in Kombination mit den geschlossenen Fenstern und der brütenden Hitze, die schon seit Tagen über der Stadt

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