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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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was zu Feiern?«, erkundigt sie sich und er wird glatt ein bisschen rot. Ist das süß!
    »Mit dir immer«, rettet er sich aus der Affäre und mein Lächeln verrutscht mir ein bisschen. Stell dich nicht so an, Lena, rufe ich mich selber zur Ordnung, was erwartest du von ihm? Dass er seiner neuen Beinahe-Verlobten aufs Butterbrot schmiert, dass es mit dir auch immer toll war? Wohl kaum!
    »Oh, was ist das? Das möchte ich«, ruft Katrin und zeigt auf das Tablett mit zwei Bellinis, die gerade vorbeigetragen werden.
    »Bellini. Weißes Pfirsichmark mit Prosecco«, antwortet Melanie und zwinkert ihr zu, »sehr lecker.«
    »Das möchte ich«, wiederholt Katrin und Michael grinst.
    »Sie haben es gehört. Und dann hätten wir gerne das Menü zwei und einen guten Rotwein.«
    »Der Merlot passt sehr gut dazu.«

    »Den nehmen wir. Und eine große Flasche Mineralwasser bitte.«
    »Sehr gerne.« Kaum hat Melanie sich entfernt, klingelt ein Handy. Feindselig sehe ich Katrin an. Das gehört sich doch nun wirklich nicht, sein komisches MP3-Alleskön ner-Gerät mit ins Restaurant zu nehmen. Aber sie sieht gar nicht schuldbewusst aus. Michael dafür umso mehr, als er hektisch sein Telefon aus der Innentasche zieht und einen Blick darauf wirft.
    »Mist, hab ich total vergessen. Süße, nimm es mir nicht übel, aber ich muss rangehen. Nur eine Minute, versprochen.«
    »Na klar, kein Problem«, meint sie achselzuckend, während Michael aufspringt.
    »Tut mir echt leid, ausgerechnet heute, bin gleich wieder da«, sagt er entschuldigend und macht sich auf den Weg nach draußen. Zeitgleich kommt Melanie mit den Bellinis an den Tisch.
    »So, bitte schön«, sagt sie lächelnd, während sie die Drinks nebst einem hohen Glas mit Grissini auf dem Tisch abstellt.
    »Danke!« Katrin nimmt sich eine der Gebäckstangen und knabbert wartend darauf herum, während ich sie beobachte. Sie ist wirklich hübsch. Und bestimmt sehr nett. Wie könnte sie das auch nicht sein? Sie ist Michaels Freundin. Er hat gerade draußen sein Gespräch beendet und kommt wieder herein.
    »Es tut mir wirklich leid«, flüstere ich hastig, bevor er wieder bei uns angekommen ist, »du wirst heute wahrscheinlich den schlimmsten Tag deines Lebens erleben, und das hast du sicher nicht verdient. Tut mir leid.«

    »Tut mir leid«, fällt mir Michael in diesem Moment ins Wort, »aber jetzt mache ich es aus.«
    »Macht doch nichts«, lächelt Katrin und dann heben sie ihre Gläser und stoßen an.
    »Auf uns!« Es ist kaum zu ertragen. Sie sind so glücklich und in spätestens zwei Stunden wird alles anders sein. Misstrauisch beäuge ich das Bärlauchsüppchen, das auf den weißen Tellern vor sich hin schäumt. Wer weiß, was sich da alles drin verbirgt. Ganz sicher ja nicht nur Bärlauch, sondern auch noch eine Menge anderen Zeugs. Wieso kommt niemand auf die Idee, eine komplette Inhaltsliste auf die Speisekarte zu setzen? Aber Michael übersteht den ersten Gang unbeschadet. Ich selber hingegen fühle mich ziemlich geschwächt davon, diesem romantischen Dinner beiwohnen zu müssen. Es ist schauerlich. Die beiden sind wirklich sehr verliebt ineinander, reden und lachen die ganze Zeit. Zwischendurch berührt er immer wieder zärtlich ihre Hand. Ich kann meinen Blick nicht von Michael abwenden, aber er hat nur Augen für Katrin. Jedes Mal, wenn sein Arm unauffällig an seinem Sakko entlanggleitet, befürchte ich, dass der Augenblick des Antrags nun gekommen ist. Aber vielleicht will er damit bis nach dem Essen warten? Das wäre sicher besser für alle Beteiligten. Besser für mich auf jeden Fall. Als sie mit der Hauptspeise beginnen, und Michael in das Fleisch schneidet, das außen knusprig und innen zartrosa ist, gebe ich meinen Platz am Tisch auf und setze mich lieber in gebührendem Abstand zu ihnen in eine Ecke. Während ich das glückliche Paar aus der Ferne betrachte, wundere ich mich ein wenig, dass einem nach dem Tod noch so das Herz wehtun kann. Plötzlich bin ich davon überzeugt, dass Michael mich
für immer und ewig hassen wird. Ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun, um den Lauf der Dinge aufzuhalten. Entschlossen springe ich auf und gehe durch die Tür neben dem Tresen in die fast schon steril wirkende Küche, wo zwischen brutzelnden Pfannen und brodelnden Töpfen der Koch, den ich ja eben schon gesehen habe, mit seinen vier Küchenhilfen herumwerkelt. Sie alle tragen weiße Kochmützen und nicht mehr ganz so weiße Schürzen. Ein höchstens sechzehnjähriger,

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