Allein gegen die Zeit
Türspalt. Zwei Gangster marschierten im Eilschritt den Flur entlang. „Hier ist keines der Kinder“, brummte der Größere von ihnen und wendete sich Richtung Treppenhaus. „Ich check noch mal den ersten Stock!“
„Okay, beeil dich“, antwortete sein Kollege. „Das Ultimatum läuft in einer Stunde ab.“
Özzi zog die Augenbrauen hoch und sah Sophie an. „Was für ein Ultimatum?“, wisperte er. Sophie hob ratlos die Schultern. Sie sah, wie der Gangster anfing, die Räume zu kontrollieren und Tür für Tür aufzureißen. Er war nur noch wenige Meter von ihrem Versteck entfernt. Panisch wich Sophie vom Türspalt zurück und stellte sich neben die Tür. Özzi huschte in die dunkelste Ecke des Raumes und machte sich so klein wie möglich.
Der Gangster hatte die Hand schon an der Türklinke. Sophie kniff die Augen zu, da hörte sie das Knacken eines Funkgeräts. „Alpha eins an Beta vier, versammelt euch zur Rede in der Haupthalle!“
„Hab verstanden“, brummte der Mann, machte auf den Hacken kehrt und verließ den Raum.
Özzi und Sophie wechselten erleichterte Blicke. „Wir müssen zurück zu den anderen“, flüsterte Sophie. Özzi nickte. Sie horchten, bis die Schritte verhallt waren. Dann wagten sie sich wieder nach draußen.
Zwei Stockwerke höher schlich Jonas hinter Ben und der Frau mit dem Laborkittel her. Ein Stück weiter vorne drängte sie Ben gerade in ein Zimmer. Im letzten Moment zog Jonas sich hinter einem Vorsprung zurück.
„Was soll das? Warum tust du das?“, fragte Ben verzweifelt.
„Stell keine Fragen. Du musst hier weg!“, zischte die Frau und schloss ihn ein. Mit einer elektronischen Chipkarte verriegelte sie das Zimmer und eilte mit einem Blick auf ihre Uhr wieder davon.
Jonas wartete, bis die Frau nicht mehr zu sehen war, und rannte zu der Tür. „Ben!“, rief er halblaut. „Hörst du mich?“
„Jonas?“, schallte es gedämpft aus dem Raum heraus. „Bist du das?“
„Ja“, antwortete Jonas. „Ich hol dich da raus!“ Hastig untersuchte er das Sicherheitsschloss. Ohne die Karte mit dem entsprechenden Magnetchip würde er dort nie im Leben hereinkommen. „Das krieg ich nicht auf“, murmelte er unruhig. „Aber wir schaffen das schon, Ben, okay! Ich bin gleich wieder da!“
Zur selben Zeit trafen Özzi und Sophie endlich beim Abstellraum ein. Sie fanden Leo in einer Ecke auf dem Boden kauernd vor. Sie hatte die Arme um die Knie geschlungen und weinte.
„Tut mir leid, dass wir so spät sind“, rief Sophie. Sie stockte, als sie Leo sah. „Leo? Was ist denn?“
Özzi schloss die Tür hinter sich und schaute sich verwundert um. „Wo sind Jonas und Ben?“
„Als wir auf dem Weg hierher waren, da ist Ben plötzlich verschwunden“, erklärte Leo. „Jonas ist losgegangen, um ihn zu suchen.“ Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge.
Sophie lief sofort zu ihr und griff tröstend nach ihrer Hand. „Jonas findet ihn schon.“
„Na klar!“, pflichtete Özzi bei. Er setzte sich ebenfalls zu Leo und legte aufmunternd den Arm um sie. „Du kennst doch Jonas, der kriegt immer, was er will!“
Leo nickte gequält. Dann wischte sie sich entschlossen über das Gesicht und atmete durch. „Habt ihr ein Telefon gefunden?“
Özzi schüttelte den Kopf. „Nein, aber einen Laptop mit haufenweise Beweismaterial. Wir haben einen Hilferuf zusammen mit allem, was auf dem USB -Stick von Dr. Crohn drauf war, an die Polizei gesendet.“
„Aber das ist doch gut!“, rief Leo.
„Na ja“, murmelte Özzi zerknirscht. „Der Akku war total am Ende. Wir wissen nicht, ob die E-Mail überhaupt angekommen ist.“
Leo biss sich auf die Lippen. „Habt ihr den Laptop mitgenommen?“
„Ja, haben wir“, erwiderte Sophie. „Aber ohne Strom oder neuem Akku ist der zu nichts zu gebrauchen.“
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Jonas kam hereingestürmt. Leo sprang sofort auf. „Jonas! Hast du Ben gefunden?“
„Ja, hab ich!“, nickte Jonas. „Er wurde von dieser Frau in ein Zimmer gesperrt. Aber die Tür ist durch ein elektronisches Schloss gesichert. Wir brauchen eine Chipkarte, um sie aufzukriegen.“
„Und woher sollen wir die kriegen?“, wollte Sophie wissen.
„Ich hab mir was überlegt“, sagte Jonas. „Aber dafür brauche ich eure Hilfe!“ Er sah sie alle eindringlich an. „Kommt mit!“ Er verschwand wieder nach draußen. Die anderen folgten ihm gespannt.
Kurze Zeit später presste sich Leo im zweiten Stock mit dem Rücken flach an eine Tür, sodass
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