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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne LaBastille
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Beauftragten ermöglichen, Verwarnungen zu erteilen, die es in sich haben. Mehrere Camps am Black Bear Lake haben pflichtbewußt ihre Abwasserentsorgung erneuert, zum Wohle des Sees und seiner Anrainer. Wenn wir hartnäckig bleiben, gelingt es uns vielleicht, unser Wasser sauber zu halten und den giftbraunen Abschaum aus dem Osten fernzuhalten, damit wir unseren See weiter zum Trinken, Bootfahren, Schwimmen und zu anderen Freizeitaktivitäten benutzen können.
    Ein anscheinend uneindämmbares Übel am Black Bear Lake ist die Größenzunahme der Motorboote. Jedes Jahr werden die Maschinen stärker, die Boote umfänglicher, der Krach lauter, die Wellen höher, die Ölverschmutzung spürbarer. Zögernd spreche ich einen Nachbarn darauf an. Er hat einen Glasfaser-Doppel-rumpfkreuzer mit einem hundertpferdigen Mercury-Motor. Wenn er über den See pflügt, rauschen halbmeterhohe Wellen an die Ufer.
    »Hören Sie mal«, sagt er verärgert, »ich habe acht Kinder. Wie soll ich die nach Anbruch der Dunkelheit oder im Gewitter über den See kriegen — vielleicht in ’nem Ruderboot?«
    Ich schüttle den Kopf, kann aber nicht umhin zu fragen: »Was haben die allerersten Sommerurlauber am Black Bear Lake benutzt?«
    »Guideboote und Ruderboote«, antwortet Jim, »aber die sind auch nicht Wasserski gelaufen und abends ausgegangen wie wir. Die Zeiten haben sich geändert, Anne. Warum wollen Sie sich dagegen sperren? Nicht jeder will in einem Blockhaus ohne elektrischen Strom wohnen, wie Sie es tun, nur mit einem 10-PS-Motörchen. Das macht keinen Spaß.«
    »Aber Jim, ich möchte doch nur ein bißchen mehr Bescheidenheit, was die Größe und Stärke der Motorboote betrifft, kein totales Verbot«, halte ich ihm entgegen, jetzt in der Defensive. »Unsere Ufer erodieren. Die Tauchervögel nisten nicht mehr am Black Bear Lake, weil die Bootswellen über ihre Gelege spülen. Morgens liegt eine Ölhaut auf dem Wasser. Manchmal muß ich sie mit dem Paddel beiseiteschieben, nur um mein Morgenbad nehmen zu können.«
    Mein Nachbar sieht mich schief an. »Da kann ich nur sagen, Pech für die Tauchervögel. Meinen abendlichen Kneipenbesuch lasse ich mir dadurch nicht vermiesen.«
    Wir reden aneinander vorbei. Ich versuche ein letztes Argument. »Jim, ich weiß von zwei exklusiven Clubs in den Adirondacks. Auch Sie werden davon gehört haben. Bei denen sind überhaupt keine Motorboote auf ihren Seen erlaubt. Und doch sind die Clubs voll, trotz der horrenden Aufnahmegebühren. Herrlich, wenn man dort zu Besuch kommt. Die Leute finden es wunderbar. Kein Motorengedröhne stört die Stille, kein Wellenklatschen. Es ist wirklich friedlich. Glauben Sie nicht auch, daß das der bessere Weg ist?«
    Er zuckt die Achseln. An Jims Augen sehe ich: Es ist hoffnungslos. Wir murmeln ein paar nichtssagende Bemerkungen und gehen gutnachbarlich auseinander. Meine Kampagne zur Eindämmung der Motorbootgrößen auf dem Black Bear Lake hat einen schlechten Anfang genommen. Aber irgendeiner muß es versuchen; wo soll es sonst hinführen? Unsere Seen werden wie unser Luftraum. Immer schnellere Verkehrsmittel tauchen auf. Bald, wer weiß, rasen Überschallboote von Sommerhaus zu Sommerhaus.
    Ruhig und warm ist dieser Abend. Dunst hängt über den Hügeln. Heute um drei Uhr hat das Thermometer fast dreißig Grad gezeigt — sehr viel für unsere Berge. In den Städten muß eine Höllenhitze herrschen. Zum Abendessen zünde ich heute kein Lagerfeuer an, sondern mache das Kanu fertig. In den Bug, sorgfältig plaziert, kommt Pitzi, hinter ihn ein Topf Spaghetti, eine Schale winziger Salatblättchen aus meinem Garten (Radieschen und Möhren sind bisher nicht aufgegangen) und ein eiskaltes Bier. In die Bootsmitte noch zwei Kissen, ans Spülbord mein Kurzwellenradio. Einer Eingebung folgend, stecke ich noch eine Taschenlampe ein.
    Wir paddeln leise auf die Seemitte zu. Um uns kein Laut, keine Seele, keine Wellenregung. Der Dunst hat einen leichten, aus dem Flachland kommenden Smogstich: schwül graublau ist die Farbe der Hügel. Karminrot sinkt die Sonne hinter einen Rauchvorhang; wie eine Schale pechschwarzes Öl liegt der See. Ich stelle mein Radio an. Aus Berlin wird eine Beethoven-Sinfonie übertragen. Donnernde Akkorde, verstärkt durch die Metallwände meines Kanus, erklingen. Über sechstausend Kilometer herkommend, steigen sie wuchtig in die Luft und werden langsam zu den Hügeln getragen. Ich frage mich, ob die Forellen, die fliegensuchend aufsteigen, und die auf

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