Allein in der Wildnis
Widerschein des meinen bildet. Durch den Dunst treten die ersten Sterne hervor. Ein schwaches silbriges Glühen schwimmt am Osthorizont. Und dann steigt ein enormer Sommermond hinter der Silhouette der tannenbestandenen Berge empor. Er bewegt sich sehr langsam und sieht aus, als sei er zu dreifacher Größe geschwollen.
Ich hatte meinen Beobachterplatz gut gewählt. Vom warmen Sand der Landzunge schaue ich über drei Kilometer glattes Wasser; nichts stört und verstellt den Blick. Dieser Mond, diese Nacht, dieser Ausblick sind etwas ganz Einmaliges, und die stille Wildnis, die das Bild rahmt, verstärkt alles nur noch. Der Vordergrund ist, wie er vor fünfzig, fünfhundert, vielleicht fünftausend Jahren war. Hier in dieser Ecke der Adirondacks ist alles gleichgeblieben.
Ich blicke wieder nach oben und betrachte den goldenen Sommermond. Dann ziehe ich mich aus und nehme im lauwarmen Wasser genießerisch ein Mitternachtsbad. Lange lasse ich mich treiben und blicke zu der runden Scheibe auf. Mondlicht übergießt mich, und ich fühle mich sehr frei, schwebend und dennoch den Elementen dieser Erde verbunden. Ich denke an das Wintereis, das diesen See vor nur dreieinhalb Monden bedeckte und in nur dreieinhalb Monden wiederkommen wird.
Später, vor dem Feuer stehend, lege ich neues Treibholz auf, bis die Flammen drei Meter hoch in den Himmel schlagen. Langsam drehe ich mich vor diesem Leuchtfeuer, um mich zu trocknen, schaue zum Mond und zu den Sternen hinauf und bete, daß trotz aller weiteren Entwicklungen diese Landschaft hier, dieser See heil und unbefleckt bleibe. Das war in dieser Sommernacht mein Tribut an die Schönheit des Augenblicks und die Ewigkeit der Schöpfung.
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Besuche von Menschen
Als mein neues Leben am Black Bear Lake über die Anfangsphasen hinaus war, füllten sich meine Sommer allmählich mit Besuchern. Besonders zwischen dem 4. Juli und dem Labor Day flohen viele meiner Freunde aus den Städten und fuhren auf Urlaubsreise durch die Adirondacks oder kamen aus dem Ausland. Manche wollten mich besuchen und mal in einer Blockhütte in den Nordwäldern Quartier nehmen.
Am liebsten hatte ich die Besucher aus dem Ausland. Oft kannten sie nur die Riesenstädte unseres Nordostens, Mittelwestens und der Pazifikküste und hatten daher ein verzerrtes Bild vom amerikanischen Leben. Gern lud ich ausländische Bekannte an den Black Bear Lake ein und weidete mich an ihrer Verblüffung, wenn sie die Wildnis hinter meiner Hütte sinnlich spürten, wilde Tiere sahen, sauberes Wasser tranken und urige Einheimische kennenlernten.
Eines Sommers erhielt ich eine Reihe Luftpost-Telegramme von einem Freund aus Indien. Er war ein engagierter Vogelkundler, Naturfreund und Umweltschützer, mit dem ich auf einer Tagung in Neu-Delhi bekannt geworden war. Er wollte die Staaten besuchen und bat mich um Mithilfe bei seiner Reiseplanung. Ich tat dies gerne und sah auch einen Aufenthalt in meiner Hütte vor.
Der Gentleman war ein hoher Berufsoffizier in der indischen Armee. In Albany stieg er aus dem Flugzeug, piekfein angezogen wie ein Manager von der Fifth Avenue, mit Diplomatenpaß und Dutzenden von Geschenken aus seiner Heimat im Gepäck. Ihm zu Ehren lud ich ein paar Ehepaare aus der Nachbarschaft zu einem Steak-Essen am Lagerfeuer ein. Der gutaussehende Offizier ergötzte die Gesellschaft mit indischen Tier- und Jagdgeschichten in britisch näselndem Akzent. Ein Mensch wie er war ein absolutes Novum am Black Bear Lake. Der Abend zog sich in die Länge und wurde ein voller Erfolg. Mitternacht ging vorbei. Erst einsetzender Nieselregen, der das Feuer dämpfte, machte der Party ein Ende. Dann übertraf sich mein Gast selbst, indem er jeder Dame zum Abschied, beim Einsteigen ins Boot, bunte indische Seidenhalstücher schenkte.
Im folgenden Sommer bereiste ein weiterer indischer Bekannter die Staaten und stattete mir einen Besuch ab, ohne Zweifel durch Erzählungen des Armeeoffiziers angelockt, den er ebenfalls kannte. Dieser Gast war ein pensionierter Oberst und Sportsmann, der jeweils die Hälfte des Jahres im legendären Land Bhutan verbrachte. Mein liebenswürdiger Besucher fesselte mich mit Geschichten aus diesem abgelegenen Staat im Himalaya. Er sprach von Angel-Expeditionen und Tigerjagden.
»In den klaren Bergbächen von Bhutan ist es nicht ungewöhnlich, vor dem Frühstück zwei oder drei halbmeterlange Forellen zu fangen«, erklärte der silberhaarige Oberst bescheiden.
Da ich merkte, daß
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