Allein in der Wildnis
sich an, und beide warfen einen letzten Blick auf die Hütte, dann ging es los. Tim wendete den Wagen und beschleunigte sanft. Sie hatten einen Kloß im Hals, denn sie hatten erst gestern ihren Vater verloren. Ihnen blieb nicht einmal Zeit zum Trauern, denn eine schwere Aufgabe lag vor ihnen.
Kevin hatte die Karte vor sich ausgebreitet und versuchte, auf den Weg zu achten. Es klappte ganz gut, und so legten sie etliche Kilometer zurück. Tim fuhr nicht schnell, so hatte er den Wagen besser im Griff. Er hatte Angst, aber die wollte er vor seinem Bruder nicht zeigen.
Der Schnee glitzerte im Sonnenschein. Die Landschaft lag wunderschön mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund und den weiß gepuderten Bäumen und Sträuchern vor ihnen.
Langsam wurde Tim ruhiger, die Nervosität ließ nach. „Sind wir noch richtig?“
„Ja, es dauert nicht lange, dann kommt eine Abzweigung, die müssen wir nehmen.“
Kurz darauf tauchte die Abzweigung auf und Tim bog in den Weg ein. Die Fahrt verlief ohne Probleme, sie blieben nicht stecken.
„Kannst du mal anhalten, ich müsste mal raus“, bat Kevin nach einiger Zeit.
Tim bremste ganz langsam den Wagen ab, so wie er es von seinem Vater gelernt hatte. „Bin ich froh, dass mir Vater das Fahren hier beigebracht hat!“, sagte er zu Kevin.
Dieser öffnete die Beifahrertür und stieg aus. Er ging hinter einen Strauch und blieb kniehoch im Schnee stecken.
Tim öffnete indes die Tür zum Rücksitz und ließ den Hund hinaus, der freudig im Schnee umhersprang.
„Schau mal, wie ich aussehe, meine Hosen sind voller Schnee“, jammerte Kevin.
„Wärst du lieber am Auto stehen geblieben. Wir kennen den Untergrund nicht, wir müssen schon auf dem Weg bleiben. Kein Wunder, wenn du da einsinkst.“
„Ich kann doch aber nicht gleich neben den Wagen machen“, entrüstete sich Kevin.
„Warum nicht? Es sieht dich doch keiner.“
„Naja, da hast du auch recht.“
In der Nähe hörten sie Wölfe heulen, ganz laut und in großer Zahl.
„Komm, wir gehen lieber wieder in das Auto.“ Tim pfiff nach dem Hund, und alle stiegen ein. Tim startete den Wagen und fuhr los. Das Wolfsgeheul blieb.
„Als wenn sie uns folgen“, bemerkte Kevin ängstlich.
„Keine Sorge, wir sind sicher hier drin.“ Tim fuhr noch etliche Kilometer, und irgendwann tauchte endlich eine Hütte vor ihnen auf.
„Wir haben es geschafft“, jubelte Kevin.
Auch Tim strahlte: „Habe ich dir doch gesagt, wir schaffen das!“
Kevin umarmte begeistert seinen Bruder. Sie stiegen aus dem Auto und ließen auch den Hund raus. Der sprang bellend um die beiden Jungen herum.
Tim lachte: „Siehst du, er freut sich auch.“ Kevin überlegte, dann sprach er: „Vater hat erzählt, dass der Schlüssel von jeder Hütte an der gleichen Stelle abgelegt wird.“ Sie suchten den Schlüssel und öffneten die Tür.
„Das ist wirklich eine gute Idee, die Schlüssel hier zu verstecken, damit die Hütte auch von Fremden genutzt werden kann“, meinte Tim beim Blick in die Hütte.
„Brr, das ist aber kalt hier!“
„Ist ja auch schon ein paar Tage nicht geheizt worden. Tim schaltete die Heizung an, aber sie wärmte nicht auf. Komm, wir holen erst einmal Holz und machen ein Feuer, dann kümmern wir uns um alles andere.“
Die Jungen holten von draußen abgelagertes Holz und machten ein Feuer im Kamin.
Nun suchten sie das Funkgerät, konnten es in der Hütte aber nicht finden.
Tim ärgerte sich: „So ein Mist, ich glaube, die haben es mitgenommen.“
„Und was machen wir jetzt?“
„Nicht so schlimm, dann fahren wir eben zur nächsten Hütte. Mit Vater hätten wir das ja auch so gemacht.“
Kevin sah im ersten Moment ganz erschrocken seinen Bruder an. Dann nickte er: „Na gut, es hat ja alles super geklappt heute!“
Die Jungen machten sich etwas zu essen und schliefen dann auf zwei bequemen Betten ein. Der Hund suchte sich sein Lager an der Tür, als wenn er auf die beiden aufpassen wollte.
Draußen herrschte klirrende Kälte, es dämmerte bereits. Die Jungen genossen die Wärme in der Hütte. Sie kuschelten sich in ihren Decken und hatten zunächst keine Lust, aufzustehen.
Aber der Hund jaulte, weil er nach draußen musste.
Tim legte sich seine Decke um die Schultern und öffnete die Tür. Ringo stürmte hinaus, und Tim schloss schnell die Tür hinter ihm. „Heute ist es ganz schön eisig! Bestimmt viel kälter als gestern“, murmelte er.
Wenig später kratzte es an der Tür, der Hund wollte wieder
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