Allein in der Wildnis
machen wir, Tim? Wir haben kein Auto mehr, und zu Fuß schaffen wir das nicht.“
„Uns bleibt leider nichts anderes übrig, als zu Fuß zu gehen. Wir müssen los. Wir schauen mal nach, ob hier nicht ein größerer Schlitten zu finden ist. Wir werden die nächste Hütte nicht an einem Tag erreichen, das steht fest. Also brauchen wir ein Zelt oder etwas Ähnliches, denn wir müssen draußen übernachten.“
Kevin sprang auf, wobei fast sein Stuhl umfiel: „Nein! Ich übernachte nicht draußen. Dann kommt wieder so ein Bär oder auch die Wölfe. Nein, auf keinen Fall gehe ich hier weg!“
„Kevin, dann verhungern wir hier! Uns sucht niemand, und uns findet keiner. Was ist dir denn lieber? Hier sicher zu verhungern oder loszulaufen und die Chance auf Rettung zu haben?“
„Dann verhungere ich eben!“
Tim stöhnte. „Hör mal Kevin, du, warst doch bei den Pfadfindern, da hast du auch im Wald übernachtet.“
„Das ist was anderes.“
„Was soll denn daran anders sein?“, versuchte Tim zu argumentieren.
„Na, da waren Erwachsene dabei, und es war im Sommer.“
„Kevin, jetzt beruhige dich erst einmal und hör einfach zu! Wir haben ein Gewehr und Munition, und wir haben den Hund dabei.“
Wie auf Kommando fing Ringo an zu bellen.
Tim lachte und fuhr fort: „Siehst du? Außerdem machen wir ein Feuer. Und du weißt genau, dass kein Tier sich dem Feuer nähert. Wenn wir das Essen einteilen, kommen wir vielleicht hin. Vielleicht haben wir auch Glück und finden in der nächsten Hütte wieder etwas zu essen.“
„‚Vielleicht‘, du mit deinem ‚vielleicht‘“, schrie Kevin. „Ich will nicht mehr, ich will einfach nur nach Hause!“ Er sank auf den Stuhl und weinte.
Tim stand auf und ging um den Tisch herum zu Kevin. Er streichelte über dessen Kopf und umarmte ihn. „Es tut mir leid, Kevin, ich will doch auch nur nach Hause.“
Einige Minuten lang standen die Brüder in ihre Umarmung versunken da. Dann hob Kevin den Kopf und schaute Tim an. „Versprichst du mir, dass wir das schaffen?“
„Wir schaffen das, bis jetzt haben wir doch auch alles geschafft, oder nicht?“ Tim schaute seinen Bruder bei diesen Worten nicht an. Sie mussten es einfach schaffen.
Kevin nickte: „Na gut, dann laufen wir eben!“
Tim war erleichtert. „Lass uns mal im Schuppen nachschauen, ob wir nicht noch etwas finden, das wir gebrauchen können!“ Sie zogen ihre Jacken an und gingen nach draußen. Ringo rannte sofort in den Wald.
„Der Hund entläuft!“, fürchtete Kevin.
„Nein, der kommt schon wieder“, beruhigte ihn Tim.
Im Schuppen fanden sie tatsächlich noch einen alten Hundeschlitten. Kevin war skeptisch: „Schau mal, der ist aber wirklich alt.“
„Ja, aber schön groß und sogar mit Rückenlehne. Dreh ihn mal um, damit wir uns die Kufen ansehen können!“
Die Kufen waren in Ordnung, und Tim nickte zufrieden.
„Guck mal, ob du vielleicht noch Wachs findest, damit der Schlitten besser gleitet!“
Kevin suchte die Regale ab, fand aber nichts. Tim schaute ihm über die Schulter, stellte dann aber fest:. „Nur eine Menge Kerzen sind hier.“
Kevin sagte: „Das ist gut, die können wir auch nehmen. Kerzen bestehen doch aus Wachs. Hier, jeder eine Kufe, und da reiben wir immer mit der Kerze entlang.“
Tim war begeistert: „Wow, gute Idee!“
Die Jungen machten sich an die Arbeit. Eine halbe Stunde später waren die Kufen dünn mit Wachs bestrichen. Danach schoben sie den Schlitten ins Freie. Der Hund saß inzwischen vor der Tür und wartete auf sie.
„Los, Ringo, mal sehen, ob du auch diesen Schlitten ziehen kannst!“ Tim machte das Seil am Schlitten fest und spannte den Hund davor. Dann stellte er sich hinten auf den Schlitten, und los ging es. Der Hund zog in hohem Tempo, nach wenigen Augenblicken waren sie im Wald verschwunden.
Tim pfiff, und der Hund blieb stehen. „Gut, jetzt wieder zurück!“
Sie wendeten, und genau vor dem Schuppen blieb der Hund mit dem Schlitten stehen.
Kevin strahlte: „Das klappt ja wirklich gut!“
Tim stieg ab und klopfte Kevin auf die Schulter. „Na, siehst du, so schlimm ist es gar nicht. Und jetzt gucken wir mal, ob wir noch ein Zelt finden.“
Aber diesbezüglich hatten sie kein Glück. Im Inneren der Hütte fand sich kein Zelt oder etwas Vergleichbares.
„Leider nichts!“, stellte Tim fest.
„Hier ist eine Luftmatratze“, schrie Kevin plötzlich aufgeregt.
„Das ist gut, die blasen wir jetzt gleich auf, die kommt auf den Schlitten.
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