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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Paulsen
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konnte mit dem Beil Feuer machen. Die Funken würden das Feuer entflammen.
    Brian kroch wieder in seine Hütte und untersuchte die Felswand. Sie bestand aus grauem Gestein, in das große Brocken eines dunkleren, härteren Steins eingelagert waren. Schnell fand Brian die Stelle, wo das Beil abgeprallt war. Auf einem der dunkleren Steinbrocken hatte der Stahl eine deutliche Spur hinterlassen.
    Brian holte aus und schlug mit der stumpfen Fläche der Klinge leicht gegen den schwarzen Stein. Allzu leicht, denn nichts geschah. Er schlug fester zu, streifte den Felsen hart mit der Klinge – und schon sprangen ein paar Funken ab, die sofort verlöschten.
    Den Griff seines Beils umklammernd führte Brian jetzt einen schwungvollen schrägen Streich – und der schwarze Stein explodierte förmlich in Flammen. So heftig stoben die Funken, dass manche von ihnen knisternd über den Sandboden hüpften, bis sie erstarben. Brian grinste befriedigt und schlug noch einmal zu.
    Ich werde Feuer haben!, dachte er. Ein Feuer, das ihm Wärme und Nahrung geben würde. Und er schwang das Beil, dass die Funken aus dem Feuerstein spritzten.

9
    Es war ein weiter Weg von den Funken bis zum Feuer, wie Brian feststellen musste. Es fehlte noch etwas, irgendetwas, das die Funken entzünden konnte. Holzwolle oder Zunder. Woher sollte er diese Dinge nehmen?
    Also rupfte Brian eine Handvoll trockenes Gras, schlug Funken aus dem Stein und sah, wie sie verlöschten. Er versuchte es mit dürren Zweigen, die er in kleine Späne zerbrach, aber es ging noch schlechter als mit dem Gras. Dann versuchte er es mit einer Mischung von Gras und dürren Zweigen. Nichts passierte.
    Enttäuscht hockte Brian vor dem Häuflein aus Gras und Zweigen und dachte nach. Er brauchte ein feineres Material, weich und flauschig, das leichter zu entflammen wäre. Papierfetzen wären gut, aber er hatte kein Papier.
    »So nah am Ziel«, murmelte er.
    Er nahm das Beil und humpelte ins Freie. Da fehlte noch etwas, irgendetwas. Der Mensch hatte in grauer Vorzeit das Feuer erfunden. Seit Jahrtausenden kannten die Menschen das Feuer. Es musste doch möglich sein!
    Brian kramte in seinen Taschen und fand den Zwanzigdollarschein in der Geldbörse. Papier! Wertloses Papier hier draußen. Ob man damit Feuer machen konnte?
    Er riss den Zwanziger in schmale Streifen, die er zu einer Kugel zusammenbauschte, und ließ Funken aus dem Stein sprühen. Nichts geschah. Das Papier wollte einfach nicht Feuer fangen. Und doch musste es eine Möglichkeit geben – irgendeine.
    Keine sechs Meter entfernt standen junge Birken am Ufer, die ihre Zweige über das Wasser reckten. Lange stand Brian davor und schaute sie an – bis ihm eine Idee kam. Die Bäume hatten eine trockene weiße Rinde, schön sauber wie Schreibpapier. Ja, Papier!
    Mit einem Sprung war Brian bei den Birken. Dort, wo die Rinde sich vom Stamm schälte, spaltete sie sich in winzige, zarte Fasern, fein wie Watte. Er zupfte ein paar Fransen ab und rollte sie zwischen den Fingern. Sie waren trocken und spröde – und mussten brennen wie Zunder.
    Er zupfte noch mehr Rindenfasern ab und sammelte sie in der Hand, bis er ein Büschel von der Größe eines Tennisballs beisammenhatte. Jetzt schlüpfte Brian wieder in seine Hütte und legte die Birkenfasern auf den Boden, direkt unter den schwarzen Stein. Nach kurzer Besinnung warf er die Reste der Zwanzigdollarnote dazu.
    Gleich beim ersten Schlag mit dem Beil stoben Funken über die flauschige Birkenwatte, wo sie bald erstarben. Einer der Funken war aber auf ein besonders feines, trockenes Fäserchen gefallen; es glühte kurz auf, bevor es verglomm.
    Das Zeug müsste noch viel feiner sein!, dachte Brian. Was er brauchte, war ein behagliches Nest für die Funken. Ein Funkenbett, dachte er. Ein behagliches Bett für die Funken, damit sie nicht gleich verlöschten.
    Brian kniete sich in den Sand und begann die Rindenfasern haarfein zu zerpflücken. Er schabte sie mit den Fingernägeln, und als dies nicht half, nahm er das Beil und spaltete die Fasern in hauchdünne Schnipsel. So dünn, dass sie mit bloßem Auge kaum noch zu sehen waren. Es war eine mühsame Arbeit, die viel Zeit und Geduld kostete.
    Ein paarmal stärkte sich Brian mit einer Handvoll Himbeeren und einmal lief er hinab zum See, um seinen Durst zu löschen. Dann machte er sich gleich wieder an die Arbeit, bis er schließlich einen Wattebausch von der Größe einer Orange beisammenhatte: feine, trockene Birkenwatte.
    Er legte sein

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