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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Paulsen
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»Funkenbett« – wie er es nannte – unter die Felsmauer und drückte mit dem Daumen eine kleine Mulde hinein. Dann schlug er mit der stumpfen Fläche der Axt schräg über den schwarzen Stein. Ein wahrer Funkenregen sprühte herab. Die meisten verfehlten das Nest, aber einige – dreißig Funken vielleicht – landeten in der Mulde. Und sechs oder sieben von diesen fanden Nahrung, glommen auf und verwandelten die Birkenrinde in leuchtende Glut, bevor sie erlosch.
    »Noch immer nicht«, seufzte Brian.
    Er schob die Watte noch einmal zurecht, drückte mit dem Daumen eine neue und kleinere Mulde hinein und schlug wieder gegen den Stein. Wieder sprühten die Funken, wieder glomm die Watte auf – und erlosch.
    Was mache ich nur falsch?, dachte Brian. Anscheinend bin ich zu ungeschickt. Ein Höhlenmensch aus der Steinzeit hätte schon längst ein prasselndes Feuer. Ein Neandertaler hätte gewusst, wie man Feuer macht. Aber ich weiß es nicht. Ich kann kein Feuer machen!
    Vielleicht waren es zu wenig Funken?
    Und wieder ordnete Brian die Watte und schlug ein paarmal gegen den Stein, so schnell er konnte. Die Funken sprühten wie ein goldener Wasserfall. Es sah aus, als wollte die Watte Feuer fangen. Viele Funken fanden Nahrung, glühten kurz auf und erstarben qualmend. Als ob sie verhungerten. Brian trat einen Schritt zurück. Sie sind wie ich, dachte er. Sie verhungern. An ihrer Menge kann es nicht liegen, überlegte er. Es gab Funken genug und es gab Watte genug. Aber sie brauchten noch etwas anderes. »Oh, wenn ich Zündhölzer hätte!«, knurrte Brian. »Nur eine Schachtel. Nur ein einziges Zündholz.«
    Wie entsteht Feuer? Brian dachte zurück an die Schule, an all die Physikstunden, die er verschlafen hatte. Wieso hatte er nie gelernt, wie Feuer entsteht? Wieso gab es keinen Lehrer, der sich vor die Klasse stellte und sagte: »Also, Kinder, das Feuer entsteht folgendermaßen …«
    Kopfschüttelnd versuchte Brian sich zu konzentrieren. Wie entstand also Feuer? Zuerst brauchte man einen geeigneten Brennstoff, dachte er. Und den hatte er. Birkenrinde war Brennstoff. Außerdem Sauerstoff. Ja! Das war es. Das Feuer brauchte mehr Luft.
    Brian schob die Wattekugel näher an den Feuerstein heran, holte mit dem Beil aus, spannte die Muskeln und schlug viermal rasch nacheinander zu. Es regnete Funken und Brian bückte sich schnell und blies.
    Zu fest.
    Es gab eine helle, knisternde Glut, die sofort ausging. Er hatte sie ausgeblasen.
    Wieder schlug er gegen den Stein, wieder sprühten die Funken. Brian bückte sich und pustete – diesmal aber ganz sachte. Er hielt den Atem zurück und ließ die Luft aus seinem Mund langsam über die Stelle streichen, wo fünf oder sechs Funken zwischen den Rindenfasern schwelten.
    Die Funken wuchsen unter seinem behutsamen Atem. Knisternd sprang die Glut auf die Baumrinde über, schlängelte sich durch die Fasern, wurde zu glühend roten Würmern, die durch die Rindenfasern krochen und dabei weitere Fasern ansteckten und weiterwuchsen – bis ein kleiner Glutherd entstanden war. Und als Brian sich aufrichtete, um Luft zu holen, flackerten aus dem Wattebausch plötzlich kleine gelbe Flammen.
    »Feuer!«, schrie er begeistert. »Ich habe Feuer. Ich hab’s geschafft. Ich hab’s geschafft.«
    Aber die Flammen blakten und qualmten und verzehrten die Birkenrinde so rasch, als wäre es Benzin. Brian erkannte, dass er das Feuer nähren und irgendwie am Leben erhalten musste.
    Schnell scharrte er das trockene Gras und die dürren Zweige zusammen, die noch vom ersten, gescheiterten Versuch herumlagen. Er warf sie auf die Glut und beobachtete dankbar, wie das Holz aufflammte. Doch es verbrannte zu schnell. Brian brauchte mehr – und noch immer mehr. Er durfte das Feuer nicht ausgehen lassen.
    Er lief hinaus zu den hohen Fichten und beeilte sich, trockene Äste abzubrechen, die er mit der Hand erreichen konnte. Er trug sie in seine Hütte, lief zurück, um noch mehr Holz zu sammeln, das er ungeduldig durch die Tür warf.
    Dann brach er die Äste in kleine Stücke, die er vorsichtig in die Flammen warf.
    Als das Feuer dann ruhig brannte, ging er noch einmal hinaus, um dickere Äste zu suchen. Er gönnte sich keine Pause, bis er einen tüchtigen Vorrat aufgestapelt hatte. Dann lehnte er sich gegen den Türrahmen seiner Hütte und grinste zufrieden.
    Endlich habe ich einen Freund!, dachte er. Das Feuer war ein hungriger, aber guter Freund. Er durfte es nicht verlöschen lassen. Sein Freund war das

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