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Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Titel: Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tuvia Tenenbom
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dummen Fragen. Der Mann rechts neben mir trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck getitonline.eu .
    Der Prophet zeigt weitere Bilder seiner Familie. Offensichtlich sollen wir sämtliche Familienmitglieder kennenlernen.Zu schade, daß wir die Engel auf den Fotos nicht sehen können, aber sie sind da. Hier ist seine Tochter; ihr erscheinen immer wieder Engel, sagt er. Aber leider nicht auf Fotos. Und noch einmal seine Frau. Die Frau des Propheten, erzählt der Prophet seinen deutschen Zuhörern, ist eine messianische Jüdin. Ein wichtiges Detail, vermute ich. Aufmerksam betrachten die Deutschen diese amerikanische Familie. Ihnen gefällt die Familie des Propheten. Er erzählt ihnen von der Heirat seiner Tochter, auf der, raten Sie mal, ebenfalls Engel vorbeischauten und mittanzten. Nicht nur das: 72 Hochzeitsgäste bekehrten sich auf der Stelle zu Jesus. Applaus. Erstaunlich, wie leichtgläubig die Leute hier sind. Ihre Eltern oder Großeltern glaubten einem kleinwüchsigen Österreicher, sie glauben einem hochgewachsenen Amerikaner.
    Ende der Bilderstrecke. Zeit für eine Predigt.
    »Geld ist gut«, sagt er und fügt hinzu: »Ein neuer BMW ist besser als ein 1972er Käfer.«
    »Jesus ist mein Bankier«, verrät er. Welche Aktien Jesus wohl empfiehlt? Vielleicht sollte ich den Propheten unter vier Augen danach fragen.
    Ich habe keine Ahnung, was dieser äußerst geschmacklos gekleidete Prophet von mir will. Er spricht Englisch und läßt sich von einer blonden Pastorin namens Gaby dolmetschen. Gaby hat es selbst nicht schlecht getroffen. Das Areal hier, ein ganzer Gebäudekomplex, gehört ihrer Familie. Ich habe sie vor einer Weile kennengelernt, als ich anläßlich der Aufführung eines meiner Theaterstücke hierher kam. Seinerzeit vertraute sie mir an, der Besitzer der Supermarktkette Aldi sei ein Jude. Woher sie das wisse, fragte ich sie. Weil »er so reich ist, muß er ja jüdisch sein«.
    Der Prophet macht seine Sache hier ordentlich. Migränepatienten kommen zu ihm, und er befreit sie von ihrem Leid, wieer das Publikum wissen läßt. Wie er das macht? Er sagt zu Gott: Nimm ihnen ihre alten Helme ab. Gott kommt der Bitte nach und, schwupp, sind die Kopfschmerzen weg.
    Zeit für die gemeinsame Bibellektüre. Lesen sollen wir »das Buch Josua, 8. Kapitel, wo Jesus Christus sagt …«
    Moment mal. Wie kommt Jesus ins Buch Josua?
    Nicht so wichtig. Der Prophet wird es schon wissen.
    Patrick hatte Krebs, erzählt er seinen geneigten Zuhörern, aber er besiegte ihn. Wie das? Er schrie ihn an, brüllte ihn an: »Stirb!«, und der Krebs starb. Das war’s. Erledigt.
    Dem ist nichts hinzuzufügen.
    Nach weiteren ein bis zwei Stunden bildet sich eine Schlange. Die Leute wollen einen Moment des Gebets mit dem Propheten haben. Immerhin könnte er ihre Leiden und Krankheiten heilen. Auch ich beschließe zu warten. Ich möchte diesen Typ interviewen. Mit meinen Anteilen an Goldman Sachs wird es stetig aufwärts gehen, wenn ich nur einen direkten Draht zu meinem Bankier bekomme.
    »Drei Engel sind bei dir«, sagt der Prophet zu mir. »Einer von ihnen hat den Kopf eines Löwen. Du hast sehr viel mehr Einfluß, als du glaubst!«
    Sehr gut. Aber können wir uns vielleicht auch zu einem kurzen Interview zusammensetzen? frage ich ihn. »Heute abend nicht«, antwortet er, »aber morgen«, gleich nach seiner Frühpredigt.
    Am nächsten Morgen jedoch teilt mir Gaby in Anwesenheit von Patrick mit, daß es nichts wird mit dem Interview, »weil du nicht zur Frühpredigt erschienen bist«.
    Bitte?
    »Ich hatte dir doch gesagt, daß du zur Frühpredigt kommen mußt!«
    Ich habe keine Ahnung, wovon sie redet und was sie überhaupt damit zu tun hat. Vielleicht hatte sie einen Schwatz mit meinen Engeln, und die haben ihr etwas versprochen, von dem ich leider nichts weiß. Ich bitte den Propheten, sich selbst zu äußern, da wir uns ja miteinander verabredet hatten.
    Ihm hat’s anscheinend plötzlich die Sprache verschlagen.
    Setzen wir uns zusammen und führen dieses Interview? Er starrt mich an, der Prophet, und seine Zunge klemmt irgendwo in seinem Mund.
    Sagen Sie Ja oder Nein, fordere ich ihn auf und befehle ihm kraft meiner Engel, einschließlich des löwenköpfigen, mir zu antworten. »Nein«, sagt er.
    Ich befehle dem Engel mit dem Löwenkopf, diesem Lügner von einem Propheten eine dafür zu verpassen, daß er mich den ganzen Weg hierher hat umsonst machen lassen, und anschließend mich verlorenen Menschen schnurstracks zu

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