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Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Alleingang: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Bett auf. »Kommt was?«
    »Ja, aber nicht für dich.«
    »Was ist es denn? Ein Krimi?«
    Marie zögerte kurz, doch dann log sie: »Ja. Ein Krimi.«
    »Aber du schaust doch sonst keine Krimis an. Du sagst doch immer, das ist alles Quatsch …«
    Das stimmte. Marie mochte keine Krimis. »Dieser hier interessiert mich aber.«
    »Wovon handelt er denn?«
    Marie drückte ihn in sein Kissen und küsste ihn auf die Stirn. »Es ist Zeit, kleiner Mann. Nun wird geschlafen.«
    Felix machte sich steif. »Wovon er handelt!«
    »Von Afghanistan.«
    Er versuchte wieder hochzukommen. »Den Film will ich auch sehen.«
    Marie stand auf. Sie wurde laut. »Jetzt wird geschlafen. Basta!« Dann löschte sie das Licht. Felix winselte noch ein paar Mal, dann wurde es still im Kinderzimmer.
     
    Marie hatte eine Kassette in ihren alten Videorekorder eingelegt. Sie wollte den Beitrag der Spiegel-Journalistin aufnehmen. Marie hatte in solchen Dingen wenig Übung. Jetzt wäre es doch gut gewesen, Felix dabeizuhaben. Der Junge kannte sich mit dem Rekorder besser aus als sie.
    Marie musste erst im Fernsehteil der Ostsee-Zeitung nachsehen. Dann war sie sich sicher, dass Spiegel-TV auf VOX lief. Es kostete sie viel Zeit, bis sie den Sender auf dem Videorekorder gefunden hatte. Als sie endlich saß, ging es auch schon los.
    Die Moderatorin kündigte erst die Beiträge des Magazins an. Es ging um Latex-Sex und um eine Internetfirma, die wahllos Leute mit Mahnschreiben überzog. Marie war sich plötzlich unsicher: War das wirklich die richtige Sendung? Von einem Bericht über Afghanistan war überhaupt nicht die Rede.
    »Doch zuerst noch ein brandaktueller Beitrag unserer Mitarbeiterin Renate Glassmaier«, sagte die Moderatorin.
    Renate Glassmaier – das war die Journalistin, die angerufen hatte.
    Was für eine Sprache? Brandaktuell. Marie deprimierte dieser marktschreierische Ton im Umgang mit ernsten Themen wie dem Krieg in Afghanistan.
    »Die Kollegin hat sich in den letzten Tagen ausschließlich mit einem einzigen Thema beschäftigt. Mit dem verheerenden Anschlag auf einen Bundeswehrkonvoi in Kundus, bei dem fünf deutsche Soldaten ums Leben gekommen sind. Das sagt zumindest die Bundeswehr. Aber sehen Sie selbst – und machen Sie sich auf eine neue Qualität in der Politik der Vertuschung und Verschleierung gefasst. Es zeigt sich wieder einmal: Wenn es um diesen Krieg geht, wird die deutsche Öffentlichkeit systematisch belogen.«
    Dann waren Bilder von dem Anschlag zu sehen, die Marie noch nicht kannte.
    Zwei Bundeswehrfahrzeuge, die völlig zerstört waren. Überall war Blut. Soldaten in kugelsicheren Westen sicherten die Unfallstelle. Ein Ambulanzfahrzeug lud Leichensäcke auf. Kurz darauf wurden sie weggebracht.
    »Der Anschlag geschah vor wenigen Tagen unweit des Bundeswehrstützpunktes in Kundus«, sagte eine Sprecherin aus dem Off. »Ein Talibankämpfer hatte einen Transporter in den deutschen Konvoi gelenkt. Die Explosion zerstörte die beiden Fahrzeuge völlig. Alle Insassen waren sofort tot. Ein Bundeswehrfahrzeug barg die Leichen. Wie man sehen kann, sind es vier Tote, die eingeladen und weggebracht wurden.«
    Dann kam ein Schnitt. Man sah eine Mauer und Wachtürme. Betonhindernisse und Stacheldraht. Überall standen Posten mit Schutzwesten und Sturmgewehren im Anschlag. Marie kannte den Ort: Es war das Feldlager der Bundeswehr in Kundus.
    Doch die Bilder waren verwaschen und unscharf. Wie heimlich gedreht.
    »Das sind Aufnahmen, die Einheimische mit einem Handy gemacht haben. Sie wurden uns über britische Kollegen zugespielt. Diese Aufnahmen zeigen die deutsche Stellung in Kundus am Tag nach dem Anschlag.«
    Das zweiflügelige Stahltor öffnete sich langsam. Die Wachen machten den Weg frei.
    Ein Panzerfahrzeug verließ die Stellung. Aus dem offenen Dach ragte ein Soldat mit Stahlhelm und Maschinengewehr.
    Dann folgten im Abstand von etwa 100 Metern zwei kleinere Transporter.
    »Das ist der Konvoi, der die toten Soldaten zum Flughafen bringt. Die Leichen sollen nach Deutschland ausgeflogen werden.«
    Die Bilder begannen zu flimmern. Es wurde schwarz. Dann weiß.
    Ein neues Bild zeigte einen Zaun. Ein Flugfeld. Alles grau und undeutlich. Offensichtlich hatte wieder jemand mit einer Handykamera gefilmt. Er näherte sich dem Zaun.
    Auf dem Flugfeld fuhr erst der Panzerwagen vor, dann folgten ihm in ziemlich schneller Fahrt die beiden Transporter. Sie hielten bei einem einzelnen schweren Flugzeug ohne Fenster. Eine Transall. Geduckt

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