Aller guten Dinge sind vier
keinen Fall verpassen.«
Großmama sah ihm nach, als er davonging. »Na, was meinst du? Lebendiger Typ, hm? Jedenfalls noch eine Weile.«
Lula und Sally kamen angeschlichen und setzten sich zu uns.
»Ich hab keine Schüsse gehört, also hat wohl niemand Maxine gesehen«, sagte Lula.
»Maxine war gescheit«, stellte Sally fest. »Sie ist zu Hause geblieben.«
Ich sah ihn an. »Schlechter Abend?«
»Ich bin pleite. Diese Woche muß ich mir die Nägel selber machen.«
»Ich kann sie Ihnen machen«, bot sich Lula an. »In Maniküre bin ich gut. Sehen Sie die kleinen Palmen da auf meinen Fingernägeln? Die hab ich selber draufgemacht.«
»Moment mal«, sagte ich und sprang auf. »Schaut euch die Frau in der türkisgrünen Hose drüben bei den Würfeltischen an. Die mit dem blonden Haar …«
Die Frau hatte mir den Rücken zugewandt, aber kurz zuvor hatte sie sich einmal umgedreht, und ich hatte ihr Gesicht gut sehen können. Sie hatte große Ähnlichkeit mit Maxine.
Ich war im Begriff, zu ihr zu gehen, als sie erneut den Kopf drehte und mir direkt ins Gesicht blickte. Wir erkannten einander beide im selben Moment. Sie machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in einem Menschenknäuel auf der anderen Seite des Tischs.
»Ich seh sie!« sagte Lula, einen Schritt hinter mir. »Laß sie nicht aus den Augen.«
Aber ich hatte sie schon aus den Augen verloren. Der Saal war voller Menschen, und Maxine war nicht in roten Flitter gekleidet wie Lula. Maxine ging in der Menge unter.
»Ich hab sie im Blick«, schrie Großmama. »Sie will zur Promenade.«
Großmama stand in ihren Turnschuhen breitbeinig mitten auf einem Black-Jack-Tisch. Der Geber grapschte nach ihr, worauf Großmama ihm mit ihrer Handtasche eins über die Rübe gab. »Seien Sie nicht so ungezogen«, sagte sie zu dem Geber. »Ich bin nur hier raufgestiegen, damit ich was sehen kann. Wenn ich durch die Osteoporose nicht so geschrumpft wär, hätt ich das gar nicht nötig.«
Ich rannte los. Mich zwischen Gruppen von Spielern durchdrängend, bemüht, niemanden umzumähen, hetzte ich zum Promenaden-Ausgang. In zwei Sekunden war ich aus dem Spielsaal raus und gelangte in den breiten Flur, der zur Tür führte. Vor mir sah ich flüchtig strohgelbes Haar, das durch die breite Glastür verschwand. Immer wieder »Entschuldigung« schreiend, stieß ich Leute weg, die mir im Weg waren. Ich kriegte kaum noch Luft. Zu viele Donuts und nicht genug körperliche Bewegung.
Ich stürmte zur Tür hinaus und sah Maxine vor mir. Sie rannte, als wären die Furien hinter ihr her. Ich gab noch mal Gas. Hundert Meter hinter mir hörte ich Lula und Sally schimpfen.
Maxine bog plötzlich von der Promenade ab in eine Seitenstraße. Ich rannte hinterher, eine Autotür knallte, und ein Motor sprang an. Ich erreichte den Wagen im selben Moment, als er losfuhr. Dann war er weg. Und da Maxine nirgends zu sehen war, vermutete ich, daß auch sie weg war.
Sally hielt schlitternd neben mir an und beugte sich keuchend nach vorn. »Mir reicht’s, Mann. Von jetzt ab können mir höhere Absätze gestohlen bleiben.«
Lula rannte direkt in ihn hinein. »Herzinfarkt! Herzinfarkt!« Wir torkelten alle drei im Kreis rum und schnappten nach Luft, als Großmama angejoggt kam. »Was ist passiert? Hab ich was verpaßt? Wo ist sie?«
»Abgehauen«, sagte ich.
»Mist!«
Drei junge Typen kamen aus den Schatten auf uns zu. Teenager in weiten Schlabberhosen und Baseballstiefeln, die nicht geschnürt waren.
»Hey, Baby«, sagte einer. »Was geht hier ab?«
»Mensch, laßt uns in Ruhe«, versetzte Sally.
»Hoho!« sagte der Junge. »Ein Riesenweib!«
Sally richtete seine Perücke gerade. »Danke.«
Der Junge zog ein Messer aus seiner Hosentasche. »Wie wär’s, wenn du mir dein niedliches Handtäschchen gibst, Miststück.«
Sally lupfte seinen Rock, griff in seine knappe Unterhose und zog eine Glock raus. »Und wie wär’s wenn ich dir mit dem Messer die Eier abschneide?«
Lula riß eine Pistole aus ihrem roten Satintäschchen, und Großmama zückte ihre langläufige .45er.
»Du hast mir gerade noch gefehlt, Kleiner«, sagte sie.
»Hey, ich will keinen Ärger«, sagte der Junge. »War doch nur Spaß.«
»Ich würd ihn gern abknallen«, sagte Sally. »Ihr verratet mich doch nicht, oder?«
»Das ist nicht fair«, sagte Lula. »
Ich
möchte ihn abknallen.«
»Okay«, meinte Großmama, »wir zählen bis drei, und dann schießen wir alle zusammen.«
»Keine Schießerei!« rief ich.
»Kann
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