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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch
Autoren: Elly Griffiths
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gefallen.»
    Nelson würde einiges darauf verwetten, dass er weiß, auf wessen Seite Lord Smith damals gestanden hätte. Er selbst ist sich da nicht so schlüssig. Er hat nichts gegen die königliche Familie (er war sogar schwer geschockt, als Ruth sie einmal als «Parasiten» bezeichnet hat), hat aber auch Cromwell immer für seine kompromisslose Haltung bewundert. Und dieser Earl of Manchester ist ihm spontan sympathisch. Er stellt ihn sich ein bisschen wie Sir Alex Ferguson vor, den berühmten Trainer von ManU.
    «Mir gefällt vor allem das mit dem Hügel», bemerkt er. «Es gibt ja keine gescheiten Berge hier in Norfolk.»
    «Im Park gibt es tatsächlich eine Steigung», sagt Smith. «Deswegen habe ich dort auch die Galoppbahn angelegt. Es ist gut für die Pferde, bergan zu laufen. Das stärkt die Ausdauer. Aber ich glaube, der Name kommt ursprünglich von den großen Leichenbergen nach der Schlacht.»
    Originell, denkt Nelson, sein Haus nach einem Riesenhaufen stinkender Kadaver zu nennen. Laut sagt er: «Und warum wurde das Haus abgerissen?»
    «Es war baufällig», antwortet Smith traurig. «So sehr, dass es nicht mehr zu retten war. Es steht schon seit den Sechzigern nicht mehr. Eine Schande. Ich bin dort aufgewachsen, es steckte voller Erinnerungen.» Mit leicht gerunzelter Stirn sieht er an dem neuen Haus hoch und reißt sich dann merklich zusammen. «Aber das hier ist in vieler Hinsicht besser, deutlich komfortabler. Und ich bin näher bei den Pferden. Wenn es nachts einmal ein Problem gibt, bin ich sofort da. Meine Tochter Caroline wohnt in dem kleinen Haus gleich am Tor.»
    «Caroline arbeitet für Sie?»
    «Ja. Sie macht die Verwaltung. Ein tolles Mädchen. Nimmt mir den ganzen Papierkram ab und reitet trotzdem noch dreimal täglich aus. Sie hat mir noch nicht einen Tag im Leben Sorgen bereitet.» Es ist auffällig, wie er das Wörtchen «sie» betont.
    Durch die Hintertür treten sie in eine blitzsaubere, in Rot und Weiß gehaltene Küche.
    «Kaffee?», fragt Smith.
    «Ja, gerne.» Nelson hat allerdings nicht damit gerechnet, dass Lord Smith den Kaffee eigenhändig kochen würde. Es gibt doch sicher irgendwelche dienstbaren Geister im Haus? Er fragt ihn danach.
    «Nein», antwortet Smith. «Wir haben zwar eine Haushälterin, aber die hat heute frei. Und meine Frau ist bei der Arbeit. Die meiste Zeit bin ich hier allein mit Randolph.»
    «Randolph?»
    «Mein Sohn. Möchten Sie vielleicht einen Keks? Ich bin Diabetiker, deshalb habe ich eigentlich nur ungenießbaren zuckerfreien Zwieback hier. Aber irgendwo müssten noch ein paar Hobnobs sein.»
    Nelson hätte tatsächlich große Lust auf einen Hobnob. Gerade überlegt er, was es mit dem geheimnisvollen Sohn auf sich hat (vielleicht ist er ja irgendwo in ein Turmzimmer gesperrt), da fliegt die Tür auf, und ein gutaussehender dunkelhaariger Mann kommt herein.
    «Morgen allerseits!»
    Smith dreht sich nicht um, setzt die Kaffeekanne aber unnötig heftig ab.
    «Weißt du, wie spät es ist?», sagt er.
    «Keine Ahnung», erwidert der junge Mann freundlich. «Wie spät ist es denn?»
    «Du warst die ganze Nacht weg. Deine Mutter ist fast umgekommen vor Sorge.»
    «Das wage ich zu bezweifeln», sagt der Mann, bei dem es sich dann wohl um den berüchtigten Randolph handeln muss. «Ma macht sich doch nie wegen irgendwas Sorgen. Oh, Kaffee. Großartig! Ich könnte sterben für einen Kaffee.» Er dreht sich um und sieht Nelson, den er vorher offenbar nicht bemerkt hat.
    «Ach, guten Tag», sagt er. «Ich bin Randolph Smith.»
    « DCI Nelson.»
    « DCI Nelson ist hier, um mit mir über Neils Tod zu reden», sagt Danforth so laut und deutlich, als spräche er mit einem Schwerhörigen oder Zurückgebliebenen. Es scheint fast, als wollte er eine Botschaft kommunizieren. Oder eine Warnung. Nelson mustert Randolph neugierig. Einen Moment lang sieht der junge Mann misstrauisch, fast ängstlich drein, dann kehrt seine gutgelaunte Gleichgültigkeit zurück.
    «Ach ja, der rätselhafte Todesfall im Museum. Vermutet der Herr Inspector etwa ein Verbrechen dahinter?»
    «Das ist eine ernste Angelegenheit», weist Danforth Smith ihn zurecht.
    «Stimmt.» Randolph ordnet seine ebenmäßigen Gesichtszüge entsprechend neu. «Schrecklich tragisch. Der arme Neil.»
    «Allerdings.» Smith stellt die Kaffeekanne und zwei dunkelgrüne Tassen auf ein Tablett. «Ich habe natürlich gleich an seine Eltern geschrieben. Wir sollten alle zur Beerdigung gehen.»
    «Ist die denn hier oder in
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