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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch
Autoren: Elly Griffiths
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schon Bewegung nennen.»
    Bei «bergauf» fällt Nelson etwas ein.
    «Slaughter Hill – komischer Name für die Gegend hier.»
    «Hier hat vor ewigen Zeiten mal eine Schlacht stattgefunden», sagt die Frau abwesend und setzt dann merklich erleichtert hinzu: «Ach, da kommt Vater.»
    Danforth Smith steht in der Tür. Auch er trägt Reithose und Stiefel. Die Uniform der Oberschicht, denkt Nelson. Eindrucksvoll wirkt es aber trotzdem.
    «Ich hoffe, ich habe Sie nicht zu lange warten lassen», begrüßt Smith ihn herzlich. «Hat Caroline sich um Sie gekümmert?»
    «Hat sie», sagt Nelson und registriert erstaunt, dass Caroline errötet.
    «Gehen wir doch rüber ins Haus», sagt Smith. «Da haben wir es bequemer.»
    «Entschuldige die Unordnung.» Caroline errötet noch mehr. Ihr Verhalten hat sich mit dem Auftauchen ihres Vaters komplett verändert. «Willst du Tommy Tuppence in Newmarket nennen?»
    «Nein», sagt Smith. «Er ist immer noch nicht ganz in Ordnung. Ich bringe ihn nachher auf die Koppel. Hier entlang, DCI Nelson.»
    Smith geht voraus, über die Rasenfläche bis ans andere Ende des Hofes. Die Pferde defilieren bereits durch den Torbogen nach draußen, ihre Hufe klappern auf dem asphaltierten Boden.
    «Wie viele Pferde haben Sie denn?», fragt Nelson.
    «Achtzig», antwortet Smith mit einem gewissen Stolz. «Sowohl für Flach- als auch für Hindernisrennen. Die Flachrennsaison ist fast vorbei, aber die Hindernissaison fängt gerade erst an. Wir haben eine Allwetterbahn, das heißt, wir können das ganze Jahr über reiten.»
    «Sind das dieselben Pferde für Flach- und Hindernisrennen?», will Nelson wissen.
    «Großer Gott, nein.» Smith bleibt vor einer Box auf der anderen Hofseite stehen. «Das sind zwei völlig verschiedene Paar Stiefel. Schauen Sie sich den Burschen hier mal an. Das klassische Springpferd. Ein Widerrist von glatten eins siebzig. Der hat Stehvermögen.»
    Wieder weiß Nelson nicht genau, was das heißen soll, doch dort, im holzduftenden Dämmerlicht, steht das größte Pferd, das er je gesehen hat: pechschwarz, bis auf einen weißen Streifen von der Stirn bis zu den Nüstern.
    «Der Necromancer», sagt Smith mit Ehrfurcht in der Stimme. «Er ist gerade aus Dubai zu uns gekommen. Beste Aussichten beim Grand National nächstes Jahr.»
    «Ich werd’s mir merken», meint Nelson.
    Das schwarze Pferd mustert sie einen Moment lang eindringlich und senkt dann den Kopf wieder zu seinem Trog.
    Als sie einen zweiten, kleineren Hof durchqueren, sieht Nelson zu seinem Erstaunen zwei ganz andere Tiere, die aus einem Heunetz an der Scheunenwand fressen.
    «Sind das … Esel?»
    Smith lacht. «Manche Pferde schätzen die Gesellschaft anderer Pferde nicht allzu sehr. Der Necromancer zum Beispiel. Trotzdem sind sie aber Herdentiere. Sie sind nicht gern allein. Darum haben wir die zwei Kameraden hier angeschafft, damit sie ihnen Gesellschaft leisten. Wir haben sie vom Gnadenhof hier in der Nähe. Sie heißen Monty und Python, weil sie solche Witzbolde sind.»
    Der Zusammenhang ist Nelson nicht ganz klar. Er streichelt einen der Esel und ist ganz verwundert, wie weich dessen Fell ist. Beide Tiere, bemerkt er, haben eine Art Kreuz auf dem Rücken. Seine Mutter hat ihm einmal erzählt, alle Esel trügen dieses Mal, weil Jesus auf einem Esel in Jerusalem eingeritten sei. Die zwei hier sehen allerdings nicht aus, als hätten sie großes Interesse an religiöser Symbolik. Sie rupfen weiter an ihrem Heu, und die langen Ohren zucken.
    «Niedliche Tierchen», sagt Smith mit beiläufiger Zuneigung. Monty (oder auch Python) wirft ihm einen Blick aus großen, langwimprigen Augen zu. Seine Hufe sind klein, fast wie bei einer Ziege.
    Sie lassen die niedlichen Esel hinter sich, passieren eine weitere heugefüllte Scheune, durchqueren einen Carport aus Beton und stehen schließlich vor einem großen, modernen Haus. Nelson ist enttäuscht. Von einem Lord hätte er mindestens ein Herrenhaus erwartet.
    «Ist das Ihr Landsitz?», fragt er.
    «Leider nein», sagt Smith. «Slaughter Hill House musste abgerissen werden. Im Garten können Sie noch die Ruine sehen.»
    Wieder stolpert Nelson über den merkwürdigen, irgendwie unheilvollen Namen. Er fragt Smith danach.
    «Im Bürgerkrieg gab es hier eine Schlacht. King’s Lynn gehörte zu den Königstreuen, das wissen Sie ja sicher, und der Earl of Manchester hat die Stadt im Namen der Parlamentarier angegriffen. Es fanden gewaltige Kämpfe statt. Hunderte sind dabei
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