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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch
Autoren: Elly Griffiths
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Wales?»
    «Das weiß ich nicht», sagt Smith. «Wir trinken unseren Kaffee im Arbeitszimmer, Detective Inspector.»
    Während er hinter Lord Smith aus der Küche geht, überlegt Nelson, woher Randolph Smith wohl weiß, dass Neil Tophams Eltern in Wales leben.
     
    Smith führt ihn in ein luxuriöses Arbeitszimmer mit einem Sofa, einer Hausbar und einem gewaltigen Schreibtisch aus Mahagoniholz. An allen Wänden stehen Bücherregale mit ledergebundenen Bänden und Kunststoffordnern. Wo ausnahmsweise eine Lücke ist, stehen Fotos von Pferden, einige im freien Feld, andere verschwitzt und stattlich nach einem gewonnenen Rennen. In einer Glasvitrine stapeln sich die Trophäen.
    «Haben Sie Kinder, Detective Chief Inspector?», erkundigt sich Smith und nimmt an seinem Schreibtisch Platz.
    «Zwei Töchter.» Nelson setzt sich auf den Besucherstuhl, der sich beängstigend dreht. Er sagt das nur ungern so – dabei hat er ständig das Gefühl, Katie zu verleugnen. Immerhin hat er ihr ein Geburtstagsgeschenk geschickt. Er hat es beim besten Willen nicht über sich gebracht, den Tag einfach so verstreichen zu lassen.
    «Mit Töchtern ist es leichter. Meine zwei haben mir nie auch nur einen Moment lang Sorgen gemacht. Caroline kennen Sie ja schon, sie ist sehr fleißig. Und Tamsin ist Anwältin und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in London. Aber Randolph! Seit er mit dem Studium fertig ist, hat er nicht einen Tag gearbeitet. Caroline ist viel gereist, sie hat die ganze Welt gesehen. Randolph hat nichts anderes gesehen als die Inneneinrichtung diverser Clubs. Und diese schrecklichen Leute, mit denen er trinkt …» Smith unterbricht sich mit sichtlicher Mühe. «Aber Sie wollen natürlich nichts über meine Familienprobleme hören.»
    «Ist sicher viel Arbeit, so einen Betrieb zu führen.»
    «Ungeheuer viel Arbeit. Ich bin jeden Tag um fünf auf den Beinen. Die Pferde kriegen ihre Ferien, wir nicht.»
    «Haben Sie da überhaupt noch Zeit für das Museum?»
    Smiths Miene wird ernst. «Längst nicht so viel, wie ich mir wünschen würde. Das Alltagsgeschäft hatte ich ganz Neil überlassen. Armer Kerl.» Er hebt den Kopf, sieht Nelson an. «Wissen Sie denn inzwischen mehr darüber, wie er gestorben ist?»
    «Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass der Tod infolge einer Lungenblutung eingetreten ist», antwortet Nelson vorsichtig. Bildet er sich das nur ein, oder entspannt sich Danforth Smith tatsächlich ein wenig?
    «Wie entsetzlich. Hatte er denn Lungenprobleme?»
    «Das können wir erst sagen, wenn wir seine Krankenakte haben, aber möglich ist es. Ich wollte mit Ihnen aber noch über etwas anderes reden.»
    «Ja?» Smith beugt sich über die kilometerlange, blank polierte Tischplatte. Sein Ton signalisiert höfliches Interesse, doch Nelson fällt auf, dass er mit einer Hand einen Kuli umklammert hält. Unter Nelsons Blick löst er bewusst die Finger und lässt den Stift über den Tisch rollen.
    «Ja», sagt Nelson. «Wussten Sie von den Briefen, die Neil Topham bekommen hat?»
    «Briefe?»
    «Drohbriefe.»
    Nelson legt einen Aktenordner auf den Schreibtisch. Er nimmt ein paar Blätter heraus und reicht sie Danforth Smith, der daraufhin eine Lesebrille zückt und die handbeschriebenen Seiten inspiziert. Nelson lässt ihn nicht aus den Augen. Anfangs zeigt Smith weiter nur höfliches Interesse, doch dann veranlasst ihn irgendetwas, genauer hinzusehen, fast wie bei einem klassischen Double-Take. Was hat er in den Briefen entdeckt, das ihn so überrascht? Nelson beobachtet, wie Lord Smith sich erneut ganz bewusst entspannt. Als er wieder etwas sagt, klingt seine Stimme vollkommen ruhig.
    «Woher haben Sie die?»
    «Aus Neil Tophams Schreibtisch. Haben Sie sie schon mal gesehen?»
    Es sind insgesamt drei Briefe. Der erste ist im August 2009 datiert:
    An die zuständige Abteilung
    Ihr habt etwas in Eurem Besitz, das uns gehört, das den Ahnen gehört. Solltet Ihr es nicht zurückgeben, verstoßt Ihr damit gegen die Harmonie der Ahnenwelt. Ihr dürft nie vergessen: Die Ahnen sind stark, und sie können Rache üben. Ich kann Euch nur raten, Eure Handlungen sorgfältig zu überdenken. Jedes Ereignis hinterlässt eine Spur, und wenn Ihr unsere Toten weiterhin entehrt, könnte auch Euer Leben in Gefahr geraten.
    Im Geiste der Ahnen.
    Der zweite Brief ist vom September 2009 :
    Ihr habt Euch dafür entschieden, unsere erste Warnung zu missachten. In Eurer Arroganz glaubt Ihr, das Unrecht, das Ihr tut, totschweigen zu können, doch
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