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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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Ja, ich kenne sie, das ist genau die richtige Ansprechpartnerin in dieser Sache. Aber ich würde wetten, der Bischof war tatsächlich eine Frau. Wieso wäre sie denn sonst mit dem Stab beigesetzt worden?»
    «Mit dem Krummstab, meinst du? Stimmt. Und sie hat auch einen Bischofsring am Finger. Außerdem lag ein einzelner Schuh im Sarg. Ich weiß allerdings nicht, was das bedeuten soll.»
    «Vielleicht für das dritte Bein, das ihr fehlt?», meint Cathbad grinsend.
    «Sehr witzig», brummt Ruth. «Ich setze mal die Pasta auf.»
     
    Doch als sie gerade ihre Tochter in den Hochstuhl verfrachtet und die Pasta aufgetischt hat, klopft es an der Tür.
    Cathbad springt auf. «Ich geh schon.»
    Er wirkt sehr erpicht darauf, den Besucher selbst zu begrüßen, und so ist Ruth nicht allzu überrascht, als Bob Woonunga und sein breites Lächeln in der Tür stehen.
    «Ich hoffe, ich störe nicht? Ich hatte Cathbads Stimme gehört.»
    «Kein Wunder», sagt Ruth. «Kate und er haben ja auch einen Höllenlärm gemacht.»
    «Ich habe Feuerwerk dabei.» Bob hält eine kleine kunterbunte Schachtel in die Höhe. «Das ist doch hier Tradition, oder? Ich dachte, Kate hat vielleicht Spaß daran.» Es ist der 5 . November, Bonfire Night, und auf der Heimfahrt hat Ruth es überall knallen gehört und es immer wieder rot und grün am Himmel aufblitzen sehen. Sie fürchtet sich vor Feuerwerk und will Kate so weit wie irgend möglich von Freudenfeuern fernhalten. Trotzdem ist es natürlich nett von Bob.
    «Danke», sagt sie. «Das ist lieb. Essen Sie etwas mit?»
    «Wenn genug da ist.» Bob setzt sich an den Tisch und winkt Kate zu, die das Gesicht verzieht und ein vernehmliches Furzgeräusch mit den Lippen macht.
    «Kate!» Ruth würde am liebsten im Boden versinken.
    «Sie macht das Didgeridoo nach», sagt Bob. «Das weiß sie noch. Ein schlaues Mädchen haben Sie da.»
    «Sie ist ausgesprochen intelligent.» Cathbad schenkt Wein aus (Ruth hat noch eine zweite Flasche aufgetrieben). «Eine alte Seele.»
    «Das hast du auch schon über meinen Kater gesagt.»
    «Flint? Tja, er ist eben auch eine alte Seele.»
    «Allerdings», pflichtet Bob bei. «Er ist sehr weise.»
    Zumindest, denkt Ruth, während sie das Knoblauchbrot aus der Küche holt, hat Cathbad jetzt jemanden gefunden, der seine Sprache spricht. Davor war Erik der Letzte, der ganz und gar auf Cathbads Wellenlänge war. Wenn sie es recht bedenkt, erinnert Bob sie mitunter auch tatsächlich an Erik, in dessen sanfteren Momenten.
    «Woher kennt ihr zwei euch eigentlich?», fragt sie und setzt sich neben Kate.
    «Von einer Konferenz über kulturelle Rückführungen», erzählt Bob. «Cathbad interessierte sich für einen Knochenfund in der Nähe von Stonehenge, und ich fing gerade erst an, mir darüber klarzuwerden, wie viele unserer Ahnen sich in Privatbesitz befinden. Da haben wir beschlossen, die Elginisten zu gründen.»
    «Vorgestern durfte ich Lord Smiths Sammlung besichtigen», sagt Ruth und überlegt dabei, ob «Sammlung» nicht das völlig falsche Wort ist. Aber was soll sie sonst sagen? Beinhaus? Katakomben?
    Bob wird sofort merklich aufmerksamer. Er wirft Cathbad einen Blick zu. Seine dunklen Augen mit den auffallend langen Wimpern vermitteln einen Eindruck großer Unschuld. Ruth ist sich da allerdings nicht sicher. Sie hält Bob, wie Flint, für sehr weise.
    «Hast du die Schädel gesehen?», fragt Cathbad. «Stimmt es, dass einer davon zum Trinkgefäß gemacht wurde?»
    «Ja», sagt Ruth. «Ein grausiges Ding.»
    Bob beugt sich vor. «Konnten Sie denn feststellen, wie diese Menschen gestorben sind? Sie sind doch Expertin für so etwas.»
    Ruth durchschaut das Schmeichelmanöver, seine Wirkung verfehlt es aber trotzdem nicht. «Die Todesursache konnte ich nicht feststellen. Es sind aber alles männliche Schädel. Einer weist Anzeichen einer Erkrankung auf, vermutlich Syphilis. Und einer …» Sie bricht ab. Ob sie Bob wirklich von ihrer weiteren, noch sehr viel scheußlicheren Entdeckung erzählen soll? Aber sie ist ja weder Smith noch seinen Vorfahren gegenüber zu Stillschweigen verpflichtet, und womöglich dient es ja der Rückführungssache.
    «Ja?», fragt Bob.
    Ruth seufzt. «Ein Schädel weist Schnittwunden auf. Für mich sah das aus, als wäre kurz nach dem Tod die Haut entfernt worden. Er wurde skalpiert.»
    Bob und Cathbad wechseln einen Blick. Bob macht eine seltsame Geste, drückt den Handrücken gegen die Stirn. Er wirkt ernstlich erschüttert. Zum ersten Mal,

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