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Alles auf Anfang! (German Edition)

Alles auf Anfang! (German Edition)

Titel: Alles auf Anfang! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Muster
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durchkommt!“
    Lisa fuhr der Schreck in die Glieder. Sie
hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht loszuschreien.
    „Oh Gott. Nein! Das darf nicht wahr sein!
Wir kommen sofort!“
    „Danke!“
    Lisa wollte schon auflegen.
    „Halt Richard!“
    „Ja?“
    „In welchem Krankenhaus liegt sie?“
    „Uniklinik in Münster!“
    Für Sekunden stand Lisa wie erstarrt mit
dem Hörer am Ohr im Flur und lauschte dem Signalton.
    „Lisa! Kind! Sag schon, was passiert ist!“
    Martha Seiler nahm ihrer fassungslosen
Tochter den Telefonhörer aus der Hand und legte ihn auf die Gabel.
    Sie legte ihre Hände auf Lisas Schultern
und fing an sie zu rütteln.
    „Lisa!“
    Jetzt schrie sie.
    Lisa fand langsam in die Welt in ihren Flur
zurück. In kurzen knappen Sätzen erzählte Lisa ihrer Mutter was sie erfahren
hatte.
    „Wir müssen sofort losfahren, Mami!“
    „Das geht nicht. Wir haben viel zu viel
getrunken und abgesehen davon. Wir sind wirklich nicht in der psychischen
Verfassung, so eine weite Autofahrt zu meistern. Wir fahren morgen mit dem
ersten Zug!“
    Lisa bewunderte ihre Mutter für ihren
kühlen Kopf. Ihr ging der schwere Unfall von Mona sicher sehr an die Nieren.
Aber sie reagierte sachlich und gelassen. Sie hatte nie großartig ihre Gefühle
gezeigt. Im Gegenteil, Disziplin war für sie eine hohe Tugend. Ihre Mutter
handelte mit dem Verstand, was Lisa als reinen Bauchmenschen oft zur Weißglut
brachte.
    In dieser Situation war es gut, dass sie
war, wie sie war. Dafür liebte Lisa ihre Mutter. Niemals zuvor war ihr das so
deutlich geworden, wie in diesem Augenblick.
    In der Not erkennt man seine Freunde und
vielleicht auch dann erst die Liebe seiner Mutter.
    Bei Lisa war es auf jeden Fall so. Eine
Schleuse öffnete sich und all die ungeweinten Tränen der Vergangenheit bahnten
sich ihren Weg aus Lisas Herzen. In Gedanken bat sie um Vergebung für böse
Gedanken und Worte. Für die ungesagten und gesagten Dinge, die einen Keil der
Verständnislosigkeit zwischen sie getrieben hatten und die Herzen hart werden
ließ.
    Lisa schluchzte wie ein kleines Kind und
liebte die zärtliche Hand ihrer Mutter, die immer ein bisschen nach Gemüse roch
und so liebevoll trösten konnte.
    Hatte sie sich jemals dafür bedankt, dass
sie immer wie selbstverständlich für sie da gewesen war?
    „Mami, ich hab dich so lieb!“
    „Weiß ich doch. Ich dich auch!“
    Später konnte sie nicht mehr sagen wie
lange sie so da gestanden hatte oder wie der Verlauf des weiteren Abends
aussah.
     
    Irgendwann in dieser Nacht lag sie im Bett
und schaute in die Sterne. Ob es dort oben wirklich einen Gott gab?

Mutter und Tochter nahmen den ersten ICE
des nächsten Tages. In Augsburg kam Lisa ein wenig zur Besinnung. Sie musste in
der Bank Bescheid sagen und telefonisch um Urlaub für die nächsten Tage bitten.
Ob das möglich war? Natürlich war es möglich, immerhin handelte es sich um
einen familiären Notfall.
    Vom Bordtelefon aus wählte sie die Nummer
von Ben von Lichtenfels. Die war ihr sofort präsent. Es dauerte eine Weile, bis
abgehoben wurde.
    „Privatbank Lichtenfels, Apparat Ben von
Lichtenfels, Benedetti. Was kann ich für sie tun?“
    Verflixt! Musste das ausgerechnet sein? Ihr
blieb wirklich nichts erspart. Sie hatte so auf seine Stimme gehofft oder zumindest
damit gerechnet, Frau Santorius in der Leitung zu haben.
    „Guten Morgen, Frau Benedetti, hier spricht
Lisa Seiler. Ich werde in den nächsten Tagen nicht in die Arbeit kommen. In
meiner Familie gab es einen Notfall und ich bin auf dem Weg nach Münster. Bitte
richten Sie das Herrn von Lichtenfels aus. Ich melde mich wieder!“
    „Selbstverständlich gerne, Frau Seiler. Es
ist doch hoffentlich nichts Ernstes?“
    Ihr Gesicht hellte sich auf. Gut so, wenn
diese Person für einige Zeit von der Bildfläche verschwand.
    „Ich weiß es selber nicht genau. Ich rufe
wieder an. Tschüs!“
    Lisa hatte nicht die Kraft sich mit dieser
Zicke auseinander zusetzten. Sie hatte durchaus die Genugtuung in ihrer Stimme
vernommen. Diese scheinheilige Kuh!
    Warum hatte sie nicht einfach aufgelegt und
es später erneut versucht?
     
    Carla Benedetti wollte gerade eine Notiz
schreiben, als ihr eine bessere Idee kam. Wenn das kein Wink des Schicksals
war?
     
    Die Zugfahrt verlief ohne Verspätungen.
Lisa und ihre Mutter redeten nicht viel. Sie saßen im Großraumwagen
nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach. Die Landschaft jagte an ihnen
vorbei und wirkte unwirklich, wie mit den Augen

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