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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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soll zu einem fremdenMann nett sein und keine Angst haben! Glauben Sie, ich bin doof? Erst gibt es Geschenke und Süßigkeiten, und dann ein Küsschen hier und ein Tätscheln da   … So was gibt’s mit meinen Kindern nicht.« Sie richtete sich etwas mehr auf. »Und bei so was machen Sie mit? Ist das Ihr Mann, für den Sie die Kinder anlocken?«
    Ich war ganz erschrocken. »Hören Sie, so war das nicht. Es ist alles ganz harmlos. Es ging nur um ein Foto für die Zeitung.«
    »Und das soll ich Ihnen glauben? Was für eine Zeitung?«
    Mir war klar: Ich durfte das hier nicht vermasseln. Diese Frau mochte in einem sozial schwachen Milieu leben, aber für ihre Kinder würde sie kämpfen wie eine Löwin.
    »Der Kindergarten hat eine Spende bekommen für neue Möbel, und deshalb wollten wir ein Foto für die Zeitung machen. Mit ein paar Kindern drauf.«
    »Ach ja?« Sie war immer noch nicht überzeugt.
    Mir kam eine Idee. »Warten Sie einen Moment. Ich bin gleich wieder da.«
    »Tun Sie das. Ich geh hier sowieso nicht weg.«
    Irgendwie kam sie mir gar nicht so krank vor, aber das war jetzt nicht mein Problem. Ich eilte den langen Flur entlang und musste dann die Treppe mit den Gitterstufen runter, was noch schlimmer war als rauf, und dann stand ich wieder vor der Tür, aus der dieser mürrische Mann gekommen war. Vorsichtig klopfte ich.
    Drinnen hörte ich eine Stimme: »Wenn das jetzt der Kurier ist   …«
    Die Tür wurde aufgerissen, und ich stand wieder vor dem Kerl mit dem ärgerlichen Gesicht. »Ich bin’s nur«, sagte ich mit einem unsicheren Lächeln, um ihn zu besänftigen.
    »Ich sehe es«, sagte er. »Und, sind Sie Ihre Blumen losgeworden?«
    »Ja, schon, aber ich habe eine Bitte.«
    »Na so was. Was kann ich denn für Sie tun?«
    »Haben Sie vielleicht diese Zeitung noch? Von gestern? Mit dem Foto?«
    »Vermutlich«, sagte er und drehte den Kopf nach hinten. »Tim?«, brüllte er, so ähnlich wie gerade Frau Nowakowski nach Nuala gerufen hatte. »Hast du den Papiermüll schon weggebracht?«
    »Noch nicht!«, ertönte eine Stimme aus den Tiefen der Halle hinter ihm.
    »Kommen Sie«, sagte der Mann und öffnete mir die Tür ein Stück weiter. Er ging vor mir her zu einem Schreibtisch. Zwei weitere Männer waren in dem Raum damit beschäftigt, irgendwelche Folien auf großen Tischen zu bearbeiten. Als ich an ihnen vorbeikam, sagten sie beide: »Mahlzeit!«
    »Mahlzeit«, erwiderte ich etwas überrascht. Über die Gepflogenheiten in heimischen Kleinbetrieben war ich offensichtlich nicht gut informiert.
    Der Mann mit dem pinkfarbenen Polohemd zog unter dem Schreibtisch einen Papierkorb hervor. »Voilà!«, sagte er dann und zog eine Zeitung hervor, faltete sie auseinander und reichte mir den Lokalteil.
    »Danke schön«, sagte ich. »Sie haben mir sehr geholfen. Möchten Sie die gleich wiederhaben? Ich brauche sie nur kurz.«
    »Nein, die schenke ich Ihnen«, sagte er. »Was haben Sie denn vor damit?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte ich. »Ich will nur rasch Frau Nowakowski das Foto zeigen. Eigentlich sollte ich schon längst woanders sein.«
    »Dann will ich Sie mal nicht aufhalten«, sagte erund begleitete mich zur Tür. »Wiedersehen, Frau Overbeck.«
    »Woher kennen Sie mich denn?«, stotterte ich verblüfft.
    Er tippte auf die Zeitung. »Sie sind jetzt prominent, vergessen Sie das nicht. Vielleicht sollte ich mir von Ihnen ein Autogramm geben lassen?«
    »Warten Sie lieber, bis Heino kommt«, sagte ich und eilte davon. Auf dem Weg zurück zu Frau Nowakowski überlegte ich, ob er die Zeitung wohl schon nach unserer ersten Begegnung hervorgeholt und mich nachgeschaut hatte. Dass er sie so schnell aus dem Papierkorb holen konnte, sprach jedenfalls dafür.
    Immerhin konnte ich jetzt Frau Nowakowski beweisen, dass ich die Wahrheit gesagt hatte. Wie versprochen hatte sie sich nicht von ihrem Sofa gerührt, sah sich aber jetzt eine alte Folge von »Baywatch« an.
    »Sehen Sie«, sagte ich triumphierend zu ihr, »hier ist das Foto. Das ist der Mann, von dem die Rede war.«
    Interessiert schaute sie sich den Bericht an. »Der sieht wirklich aus wie der Undertaker«, sagte sie. Wieder der Undertaker. Der schien in dieser Familie gut bekannt zu sein, im Gegensatz zu meiner. Ich musste den dringend googeln, um diese Bildungslücke zu schließen.
    »Glauben Sie mir jetzt?«, fragte ich. »Es war wirklich ganz harmlos. Es besteht absolut kein Grund, uns zu verdächtigen. Geschweige denn eine Anzeige zu

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