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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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meinen Rückstand in Form eines Stücks Erdbeertorte und einer Tasse Kaffee aufzuholen, wurde mir der Kontrast bewusst zwischen diesem Ambiente und der Umgebung, aus der ich gerade kam.
    Bei Hilde und Peter war alles stilvoll. Vermutlich hatte sogar der Rasenmäher einen Designpreis gewonnen. Das hätte eigentlich toll sein müssen, aber ich konnte mir nicht helfen, irgendwie wirkte es tot. Es war einfach kein Leben in diesem Haus. Ihre Kinder wohnten schon länger nicht mehr hier, Peter arbeitete täglich zehn bis vierzehn Stunden außer Haus, und Hilde betreute stundenweise die Städtische Galerie in Bredenscheid. Der Garten war ein Meisterwerk fernöstlicher Gartenarchitektur, die Wohnräumeein Beispiel für kühles Understatement, und es erschien fast undenkbar, dass jemand es wagen würde, dort mit Sweatshirt und Pantoffeln zu erscheinen. Jeans   – noch so gerade, wenn sie von einem amerikanischen Designerlabel stammten. Frau Nowakowski lebte nur ein paar Kilometer entfernt und doch auf einem anderen Stern.
    Ich stellte meine Kaffeetasse beiseite, und Hilde reichte mir ein Glas Sekt. Als ich es annahm, stellte ich fest, dass ich vorhin nicht aufgepasst hatte, als ich die Beine übereinanderschlug. Jetzt hatte sich eine große Falte in mein Hosenbein gepresst.
    Hilde hatte es auch gesehen. »Tja, das ist halt das Problem mit Leinen«, stellte sie fest. »Diese Knitterfalten.«
    »Besser in der Hose als im Gesicht«, meinte Lena.
    »Seht einfach nicht hin«, sagte ich. »Tut so, als wäre ich nicht da.«
    »Wir sind doch froh, dass du da bist«, sagte Astrid. »Wir waren längst fertig damit, über dich herzuziehen. Wo hast du denn gesteckt?«
    Ich war nicht bereit, ihnen das zu erzählen. »Ach, ich musste nur kurz was erledigen. Nichts Wichtiges.«
    »Du scheinst ja ganz schön unternehmungslustig zu sein in letzter Zeit«, sagte Astrid. »Wie kam das denn mit dieser Spendenübergabe im Kindergarten? Wirst du jetzt als erste Frau in den Club aufgenommen?«
    Und schon waren wir wieder an einer Stelle, wo ich gar nicht hinwollte. »Nein, ich bin da nur mitgegangen, weil Henning nicht konnte. Der ist nämlich in Hongkong.«
    »Der ist auch viel unterwegs in letzter Zeit, was?«, fragte Lena. »Man sieht ihn überhaupt nicht mehr.«
    »Ich sehe ihn schon ab und zu«, sagte ich. »Aber das hat halt mit seinem Job zu tun. Die Firma will nach Asien expandieren. Offensichtlich sind das Trends, die man nicht verschlafen darf.«
    »Da könntest du doch eigentlich jetzt auch mitfahren, oder?«, fragte Lena. »Ich meine, Zeit dafür hättest du doch. Oder mag Henning das nicht?«
    »Wir haben darüber noch gar nicht so nachgedacht«, sagte ich. »Christoph ist ja gerade erst ausgezogen, und viele dieser Reisen macht Henning direkt von Hannover aus.«
    Lena lachte. »Das klingt ja fast so, als hättest du Christoph nicht allein lassen können! So wie Angelika mit ihrem Hund. Ich glaube, dass sie deswegen so selten verreist.«
    »Das liegt vielleicht nicht nur an dem Hund«, meinte Astrid abfällig. »Ich habe den Eindruck, zwischen den beiden läuft nicht mehr viel.«
    »Ich kann’s verstehen«, meinte Lena. »Zwischen mir und Bernhard würde auch nix laufen.«
    Ich dachte an Kevin und seine Kameraden im Kindergarten, die vor Bernhard Angst hatten. Leider fiel mir dabei sofort wieder ein, mit was für unangemessenen Methoden ich versucht hatte, das zu beheben.
    »Als ob das nur an Bernhard läge!«, schnaubte Astrid. »Seht euch doch Angelika mal an! An der ist nichts Weibliches mehr, finde ich. Seitdem sie ihre Wechseljahre hinter sich hat, ist sie zu einem Golfschläger schwingenden Neutrum geworden.«
    »Woher weißt du, dass sie ihre Wechseljahre schon hinter sich hat?«, fragte Hilde neugierig. Mich interessierte das auch. Angelika war höchstens zwei Jahre älter als ich.
    »Wir haben mal darüber gesprochen. Ihr Gynäkologe hatte ihr Hormone verschrieben, und die hat sie inzwischen abgesetzt.«
    »Ich hab gehört, diese Hormone sind total gefährlich«, sagte Hilde. »Davon kriegt man Brustkrebs.«
    »Quatsch«, sagte Lena, deren Mann Apotheker war.»Die fördern nur den Krebs, wenn man ihn schon hat. Deswegen sollte man regelmäßig zur Vorsorge gehen. Aber gegen andere Symptome helfen sie ganz gut.«
    »Auch gegen Hitzewellen?«, fragte Hilde. »Ich kann euch sagen, das macht mich manchmal ganz verrückt. Jacke an, Jacke aus. Oder diese Schweißausbrüche mitten in der Nacht. Manchmal wünsche ich mir einen von

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