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Alles auf Anfang: Roman (German Edition)

Alles auf Anfang: Roman (German Edition)

Titel: Alles auf Anfang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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kleinen Trick parat. Er schleicht sich hinter den ausgeguckten Schüler, und verpasst demjenigen eine Kopfnuss, die sich gewaschen hat. Wer muckt, kriegt die Ohren verdreht, bis Tränen fließen. Wenn Mokkel die Klasse betritt, haben die Schüler strammzustehen, sie schmettern ein Guten Morgen Herr Assessor und wehe, einer verpennt seinen Einsatz. Der zärtliche Oberstudienassessor macht sein Opfer so schnell dingfest, wie eine Klapperschlange zubeißt. Als Tom das vor ein paar Monaten widerfuhr, fühlte es sich an als hätte Mokkels gekrümmter Zeigefinger seine Nackenhaare weggebrannt. Es schmerzte noch eine Stunde später.
    Tom verabscheut Oberstudienassessor Mokkel.
    Er duckt sich in einen Schatten. Ist das da hinten Igors grauer Kittel? Irgendwo klingelt ein Telefon.
    Noch zwei, drei Meter, und Tom befindet sich vor seinem Klassenzimmer. Langsam schiebt er die Tür auf. Das Zimmer ist leer, wie er es erwartet hat.
    Dumme Stimmen, die ihn warnen. Vielleicht ist er noch etwas müde vom Wochenende. Heute Morgen auf dem Weg zum Bus hatte er aus dem Augenwinkel wahrgenommen, dass die Leute von Lebensfreude Bergborn neue Flaggen aufgehängt haben. Macht ihn das nervös?
    Zwei parallel stehende Bankreihen für zweiunddreißig Schüler in dieser Klasse. Das Holz der Bänke ist kaum noch als solches erkennbar, so viele Schüler haben ihre Stellungnahmen zu Erlittenem, Erlebten, Erliebten in die Tischplatten geritzt und fachmännisch mit Tinte ausgefüllt. Armeen von Tätowierern haben Sprüche wie Pauker Klotz kotz!, oder Wer sich mit Sacki anlegt, den legt Sacki an!, im Holz verewigt. Erfunden, Unverständliches, Vulgäres wie Sarah hat eine schöne Muschi!, oder Deutliches wie Hanses Pappa hat nen Trippa ! Hier und dort ein vergessenes Hakenkreuz.
    Doch dafür hat Tom keine Augen. Das kennt er alles. Für ihn zählt nur der Klassenschrank. Und der Kniff, mit dem er die Tür aufkriegt.
    Er zögert keinen Moment, ignoriert das Wispern ganz hinten in seinem Kopf, den Hauch von Gefahr, die Intuition, die er ablehnt.
    Vorne rechts drücken, die Handfläche anhauchen, damit die wie ein Gummisauger am Türflügel haftet, diesen hochschieben, dann links mit dem Handballen gegen das Schloss drücken und schon ist der Schrank auf, die Tür ist ganz einfach aus dem Schloss gehoben. Beim Schließen wird die Sache in entgegengesetzter Richtung umgesetzt, fertig! Die meisten Schüler kennen den Trick, nur die Pauker haben wie üblichen keinen Blick. Es gilt als Mutprobe, wenn ein Klassenkamerad die Unterrichtsstunde im Schrank verweilt und offiziell fehlt. Dazu gehört was, dreiviertel Stunde drinnen zu kauern und durch die Türritze zu lauschen, während draußen der Pauker über die Unzuverlässigkeit des fehlenden Schülers schimpft. Wenn man Pech hat, gibt‘s für die unentschuldigte Abwesenheit einen Tadel, aber damit leben die Mutigen gerne. Wer sich wagt, ist für ein paar Tage der Held der Klasse und die Mädchen himmeln den Tapferen an.
    Irgendwann würde auch Tom sich dieser Mutprobe unterziehen, besonders nachdem er sich in Karla Kretschmann verliebt hatte, die es zu beeindrucken gilt – aber die Sache mit Karla ist eine andere Geschichte und lenkt jetzt nur ab. Nun gilt es, konzentriert zu sein. Alles muss blitzschnell gehen.
    Die Hefte.
    32 Stück.
    Durchblättern.
    Draußen hallen Schritte.
    Namen. Namen.
    Nicht alphabetisch.
    Thomas Wille. Sein Matheheft.
    Die anderen Hefte zurück in den Schrank gestapelt. Schnell, schnell.
    Stimmen an der Tür.
    Ein Heft landet auf dem Fußboden.
    Toms Finger schweißnass.
    Schnell aufheben, reinwerfen ins Regal.
    Oh Mann, das fällt doch auf, fällt doch auf, wenn‘s schief da drin liegt.
    Die Klinke geht runter.
    Blitzschnell geht alles. Als hätte er’s geahnt.
    Das also war’s. Tom Wille erwischt. Adieu Gymnasium. Zurück auf die Volksschule.
    Sein Atem entweicht pfeifend, sein Körper reagiert, das Heft an sich gedrückt, dann findet er sich im Schrank wieder, seine Fingerspitzen krallen sich in die Türen, ziehen daran, sperren ihn ein, atemlos, lauschend, Stimmen im Klassenzimmer, Dämmerlicht hier drinnen, der Staub von den Heften juckt in der Nase, egal, nur nicht niesen, sich ganz still verhalten, ganz schwach atmen. Er ist mitten in einer Mutprobe und Karla und sonst auch niemand weiß was davon!
    Die Türen schließen nicht ganz, das ist Teil des Spiels. Wer nicht ahnt, dass jemand im Schrank kauert, wird nicht darauf achten. Das wurde oft genug bewiesen.
    »Das

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