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Alles auf Anfang

Alles auf Anfang

Titel: Alles auf Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benioff David
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Amseln, die mit den Flügeln schlugen; dem fließenden Wasser; dem Knacken der Tannenäste. So saß er im Schnee und lauschte der Natur um sich herum.
    Als er endlich den Kopf hob, war die alte Frau verschwunden, wie er es erwartet hatte. Ihre Schaufel lag halb im Bach, der Stiel zwischen zwei Flusssteinen eingeklemmt, das Metallblatt im Wasser, das glitzerte wie die Schuppe eines riesigen Fisches. Die Sonne stieg höher den Himmel hinauf, und der Schnee begann von den Bäumen zu fallen. Leksi stand auf, zog seinen Parka an, nahm sein Gewehr und begann flussaufwärts zu waten auf der Suche nach der Stelle, an der seine Fußspuren endeten.

    Er war noch nicht weit gegangen, als er einen Pfiff hörte. Er duckte sich hin, fummelte an seinem Gewehr herum, versuchte die behandschuhten Finger in den Abzugsbügel zu schieben.
    »Keine Panik, Leksi.« Es war Nikolai, der neben dem Stamm einer abgestorbenen Tanne hockte. Die nackten Äste des Baumes griffen hinauf in den blauen Himmel. Nikolai klopfte die Asche der Zigarre ab, die er rauchte. Er war in Hemdsärmeln, das Gewehr über der Schulter.
    »Du bist mir gefolgt«, sagte Leksi.
    Der ältere Soldat gab keine Antwort. Er spähte an Leksi vorbei in die Ferne, und Leksi folgte seinem Blick, doch da war nichts zu sehen. Im nächsten Moment hallte ein Gewehrschuss durch das Tal. Nikolai nickte, stand auf und streckte die Arme über den Kopf. Er zupfte sich einen Tabakskrümel von der Zunge und stapfte dann durch den Schnee zum Bach. Leksi, noch immer geduckt, verfolgte, wie er näher kam.
    Nikolai zog die Schaufel aus dem Wasser und hielt sie hoch. »Komm her, mein Freund.«
    Leksi hörte hinter sich jemand singen. Er drehte sich um und sah Surchow auf sie zukommen, der Here Comes the Sun sang und eine silberne Kette mit einer schwarzen Kamee herumschwang.
    Nikolai lächelte und hielt ihm die Schaufel hin. »Komm her, Aleksandr. Auf dich wartet Arbeit.«

DAS ZWINKERN DES LÖWEN
    Immer wenn ein umherstreifender Löwe in den Avenues gesichtet wurde, wandten sich die Behörden an meinen Vater. Er hatte eine phänomenale Gabe, Raubtiere aufzuspüren; er studierte ein Leben lang ihre Gewohnheiten; er verfehlte nie sein Ziel, wenn er ein freies Schussfeld hatte.
    Im Carl Schurz Park gibt es eine Statue von ihm, eine wuchtige Bronzeplastik. Dort steht er, das Gewehr lässig über die Schulter gehängt, den einen Stiefel auf dem Hinterteil eines toten Löwen. Auf dem Marmorsockel ist eine schlichte Inschrift eingemeißelt: MacGregor Bonner / Verteidiger der Stadt . Die Proportionen der Statue sind zu heroisch - kein Bonner hatte je solche Unterarme -, doch der Bildhauer hatte den exakten Winkel der Kinnlade meines Vaters eingefangen, den flachen Nasenrücken, die friedensstiftenden Augen eines Mannes, der bei einem freien Schussfeld nie sein Ziel verfehlte.
    Früher arbeiteten die Medien mit den Behörden zusammen - niemand wollte eine Panik auslösen, indem er die Nachricht von Großkatzen in den Straßen veröffentlichte. Diese Einstellung gibt es natürlich längst nicht mehr. Jeder Fotograf im Land erinnert sich an die berühmte Aufnahme der New York Post von dem toten Löwen, der in der 23. Straße
im absoluten Halteverbot liegt, die Augen gebrochen und weiß, aus dem offenen Maul blutend, umringt von grinsenden Polizisten, darüber die fette Schlagzeile: »Erlegt!« Mein Vater war der Schütze; die grinsenden Polizisten waren da, um die Menge zurückzuhalten.
    Es ist daher fast ein Sakrileg, wenn ich bekenne, dass ich immer inständig hoffte, die Katzen könnten entkommen. Ein verräterisches Geständnis, als würde der Sohn eines Matadors den Stier anfeuern, und ich weiß nicht, was mir den Beruf meines Vaters verleidete. Eine Art Verehrung für verbannte Könige, nehme ich an, für die gestürzten Mächtigen. Ich wollte, dass die Löwen eine Chance hatten. Ich wollte, dass sie am Leben blieben.
    Alle guten Geschichten beginnen an einem Montag, pflegte mein Vater zu sagen, ein Satz, den er von seinem Vater geerbt hatte, einem in Glasgow geborenen Pfarrer, der als Militärgeistlicher bei den britischen Truppen in Nordafrika diente und später nach Rhodesien zog, wo mein Vater geboren wurde. Für meinen Großvater waren die einzigen Geschichten, die es sich zu lesen lohnte, die in der Heiligen Schrift, King-James-Version. Mein Vater verwarf den Gott der Bibel zugunsten empirischer Tatsachen. Er verstand nie meine übertriebene Vorliebe für freie Erfindungen,wie Barbaren,

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