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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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Jacks …«
    »Genau«, unterbrach Patrick ihn abermals. »Das ist also Ellen.« Er schaute zu ihr auf und griff dann nach ihrer Hand.
    Soll ich mich hinknien? Ja, ich glaube, das sollte ich. Aber wenn mir nun schlecht wird? Nein, ich muss mich hinknien.
    Ellen kniete sich hin. Ihre cremefarbene Hose würde Grasflecken bekommen. Aber sie schien das Richtige getan zu haben, denn Patricks Gesicht spiegelte plötzlich ein vielschichtiges Gefühl wider, und Jack legte ihr liebevoll seinen Arm um die Schultern, was er noch nie getan hatte.
    »Ellen und ich wollen heiraten, und ich weiß, dass du dich darüber freuen würdest, Colleen, weil du zu mir gesagt hast, ich solle mir eine liebe Frau suchen. Ich werde diesen Tag nie vergessen.« Patricks Stimme war brüchig geworden, und er drückte Ellens Hand so fest, dass es wehtat. »Das würde ich nicht tun, habe ich damals geantwortet. Aber jetzt habe ich doch eine Frau gefunden. Eine ganz reizende. Sie ist wirklich bezaubernd. Und sie macht uns sehr glücklich.«
    »Ja, das stimmt.« Jack stupste mit seinem Kinn gegen Ellens Schulter.
    »Oh, Jungs«, murmelte Ellen. Sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Sie konnte die kalte, feuchte Erde riechen und Patricks Rasierwasser und die Erdnussbutter in Jacks Atem. Patricks warme Hand hielt ihre fest umschlossen. Für ein paar Sekunden verebbten die Wogen der Übelkeit, und Ellen verspürte eine unsagbare Erleichterung.
    Nein, das war keine schauderhafte Anekdote, die sie Julia erzählen würde, um mit ihr darüber zu lachen. Das Hilflose und das Schreckliche daran verlieh dieser Geschichte etwas durch und durch Menschliches. Es war einer jener seltenen, anrührenden, unverfälschten Momente, die alles beinhalteten, was das Leben so wunderbar und so tragisch zugleich machte.
    Heute war der letzte Sonntag im Monat. Das heißt, Patrick ist zum Lunch zu Colleens Eltern gefahren.
    Daran hat sich nie etwas geändert. Das haben wir sogar bei unserer Ferienplanung berücksichtigt.
    Ich bin nur ein einziges Mal mitgefahren, als wir uns erst ein paar Monate kannten. Es wurde ein Fiasko. Es war einfach zu früh. Ich hätte nicht mitgehen sollen, aber Patrick wollte es unbedingt. Er drängte mich regelrecht dazu. Als ob er es eilig hätte, als ob dieser Besuch etwas wäre, das unbedingt erledigt werden, ein Punkt, der von einer Liste gestrichen werden musste. Er dachte wohl, für seine Schwiegereltern sei das gut, aus welchem Grund auch immer. Ich weiß noch, dass meine Mutter mich warnte. »Oh, Saskia, tu das nicht, das wäre zu grausam«, sagte sie. Aber ich Idiot glaubte, Patrick müsse es am besten wissen.
    Meine Mutter behielt natürlich recht. Es war furchtbar für Frank und Millie, mich zusammen mit Patrick zu sehen, zuschauen zu müssen, wie ihr Enkel auf mich zurannte. Ihr Schmerz war noch viel zu frisch, immer noch eine offene Wunde. Man spürte es sofort beim Betreten des Hauses, als ob Tränen einen eigenen Geruch hätten, der in der Luft hing. Frank und Millie wirkten beide gleichermaßen geschockt, so als hätten sie gerade eins auf die Nase bekommen. Überall, wirklich überall waren Fotos von Colleen. Wie ein Museum, das einer einzigen Person gewidmet war: Colleen. Colleen als Baby. Colleen an ihrem ersten Schultag. Colleen und Patrick. Colleen und Jack. Meine Blicke schweiften umher, es gab keinen Punkt, auf dem sie ruhen konnten. Aber ich weiß noch, dass ich beim Anblick der Fotos von Colleen und Patrick komischerweise nicht eifersüchtig war, so absolut, so hirnrissig sicher war ich mir seiner Liebe. Es waren die Aufnahmen von Colleen und Jack, die mich aus dem Konzept brachten; sie waren der untrügliche Beweis dafür, dass ich nicht Jacks Mutter war.
    Danach fuhren Patrick und Jack an jenem letzten Sonntag im Monat immer ohne mich in die Berge. Ich erledigte unterdessen die liegen gebliebene Hausarbeit, besuchte eine Freundin oder,als ich noch keine Schmerzen im Bein hatte, tat etwas für meine Fitness. Ich genoss es, das Haus ganz für mich allein zu haben. Heute kommt mir der Gedanke, Zeit für mich zu haben und das zu genießen, völlig fremd vor, wo ich doch mein ganzes Leben für mich allein habe und die Zeit außerhalb des Büros ein gigantischer leerer Raum ist, eine endlose Wüste, die ich scheinbar mit Leben fülle, indem ich Patrick nachstelle und ihn beobachte.
    War ich wirklich einmal diese viel beschäftigte, glückliche junge Frau? Jene, die nach der Arbeit durch den Supermarkt hetzte, die nahrhafte

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