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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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Saskia. «
    »Gott, ist das gruselig.« Madeline schauderte angewidert, um zu demonstrieren, dass so etwas in ihrem eigenen wohlgeordneten Leben garantiert nicht passieren würde.
    »Es kommt noch besser«, bemerkte Ellen.
    »Im Ernst?« Julia setzte sich aufrecht hin. Ellen hatte ihr offenbar noch nicht alles erzählt, bevor Madeline eingetroffen war.
    »Ich glaube, sie hat sie in meiner Küche gebacken«, fuhr Ellen fort.
    »O – mein – Gott!«, stieß Julia atemlos hervor.
    »Wie kommst du darauf?« Da Julia die dramatische Rolle übernommen hatte, gab sich Madeline betont ruhig und gefasst.
    »In meiner Küche roch es nach frisch Gebackenem«, erwiderte Ellen.
    Sie erinnerte sich, wie sie nach jenem furchtbaren Tag in den Bergen in ihrer Küche gestanden und deutlich den Duft von Sirup und braunem Zucker wahrgenommen hatte. Ihr Herz hatte wie wild geklopft, sie fühlte sich plötzlich in die Vergangenheit zurückversetzt, als ihre Großmutter noch gelebt hatte. Ihre Großmutter hatte immerzu Hafermehlkekse gebacken. Die von Saskia waren fast genauso gut gewesen, vielleicht sogar besser. Knuspriger.
    »Vielleicht hast du dir das nur eingebildet«, meinte Julia.
    »Das glaube ich nicht«, widersprach Madeline. »In der Schwangerschaft ist der Geruchssinn unglaublich geschärft. Als Isabella unterwegs war, habe ich einmal …«
    »Sonst nichts?«, fiel Julia ihr ins Wort. »Keine Krümel oder so? Geschirr, das nicht mehr an seinem Platz war?«
    »Das Gegenteil von Krümeln«, erwiderte Ellen trocken. »MeinBackofen war viel sauberer als vorher. Sie muss ihn nach dem Backen geschrubbt haben.«
    »Warum sollte sie zum Backen deine Küche benutzen?«, grübelte Julia. »Was bezweckt diese Irre damit? Welche Botschaft will sie dir damit übermitteln?«
    »Ich hasse es, in einer fremden Küche zu kochen«, bemerkte Madeline. »Da finde ich nie das, was ich gerade brauche.«
    Julia wandte sich ihr zu, blinzelte ganz langsam und sah dann wieder Ellen an. »Was hat Patrick dazu gesagt?«
    »Ich hab es ihm gar nicht erzählt«, gestand Ellen. »Als wir aus den Bergen zurückkamen, hat er Jack und mich abgesetzt und ist dann ins Büro gefahren. Warum soll ich ihn damit belasten? Er regt sich bloß auf.«
    Dass sie und Patrick kein Wort miteinander gewechselt hatten, als er sie zu Hause abgesetzt hatte, verschwieg sie ihnen.
    »Und Jack, was hast du ihm gesagt?«, fragte Julia.
    »Eine Freundin von mir habe uns die Kekse vorbeigebracht. Es hat ihn nicht sonderlich interessiert.«
    »Du hast dem Jungen doch keine zu essen gegeben, oder?«, fragte Madeline besorgt.
    »Nein«, antwortete Ellen. »Ich dachte, lieber nicht. Ich habe ihm stattdessen Schokokekse gegeben. Wir haben sie beim Hausaufgabenmachen gegessen.«
    »Süßigkeiten vor dem Abendessen …«, murmelte Madeline missbilligend.
    »Aber du hast sie gegessen! Du hättest sie nicht einmal anrühren dürfen«, schimpfte Julia. »Wenn sie nun vergiftet gewesen wären?«
    »Ganz zu schweigen von dem Risiko für dein ungeborenes Kind«, sagte Madeline.
    Die beiden waren sich plötzlich einig und nickten ernst und verantwortungsvoll in Ellens Richtung.
    »Ja, ich weiß«, sagte Ellen. »Ich hab gar nicht nachgedacht.«
    Und die Kekse hatten so wunderbar geduftet! Erst hatte sie sich darüber aufgeregt und war ganz verstört gewesen, aber dann, alssie einen Keks mit den Fingerspitzen herauszog, schien es ironischerweise genau das zu sein, was sie in diesem Moment brauchte, damit es ihr wieder besser ging. Und weil er so gut schmeckte, aß sie gleich noch einen. Das Knabbern der Kekse linderte den Schock darüber, dass sie sie bekommen hatte. Erst nach dem dritten Keks kam ihr der Gedanke, das Gebäck könnte vergiftet sein, und dann hatte sie den Rest des Abends damit verbracht, still und heimlich zu hyperventilieren und Fragen wie »Wie lange dauert es, bis Symptome einer Vergiftung auftreten« zu googeln.
    »Du hast die Sache von Anfang an auf die leichte Schulter genommen«, sagte Julia, während sie gleichzeitig versuchte, den Kellner auf der anderen Seite des Raums auf sich aufmerksam zu machen. »Diese Frau ist in dein Haus eingedrungen. Sie hat deine Privatsphäre verletzt. Wieso zitterst du nicht vor Angst? Und wieso tut dieser Kellner so, als ob er mich nicht sehen könnte? Du siehst mich ganz genau, o ja, und ob du mich sehen kannst!«
    »Ich weiß auch nicht«, meinte Ellen. »Ein bisschen mulmig ist mir schon.«
    Seit der Sache mit den Keksen war sie ständig

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