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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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Spätnachrichten guckte, fiel es mir plötzlich ein.
    Jetzt wusste ich, woher ich diesen Mann kannte.
    Aber was hatte er mit Ellen zu tun? Und warum war er so wütend auf sie?
    Ellen hatte den Schlüssel zwar ins Zündschloss gesteckt, aber nicht herumgedreht. Sie saß im Dunkeln in ihrem Auto und genoss die plötzliche Stille nach der Geräuschkulisse im Restaurant. In ihren Ohren summte es, und sie fühlte sich so aufgekratzt, als hätte sie eine wilde, feuchtfröhliche Nacht in einem Nachtklub verbracht und sich nicht mit zwei Freundinnen zu einem gemütlichen, alkoholfreien Abendessen getroffen. Julia und Madeline waren ihr an diesem Abend irgendwie erdrückend vorgekommen. Sie hatte ihre Gesichter vor Augen, als säßen sie immer noch in der engen Nische dicht beisammen – Julias fein geschnittene Züge mit den Fältchen rings um die Augen (was verblüffend war, weil Ellen in ihr nach wie vor die vierzehnjährige Schülerin sah) und Madelines durch die Schwangerschaft rosiges, weiches Gesicht mit der Stupsnase und den vollen Lippen. Ellen hatte immer noch Julias Parfüm in der Nase und die Sprachmelodie von Madelines ein wenig heiserer Stimme (schuld daran war eine beginnende Erkältung) im Ohr.
    »Ich treff mich morgen Abend mit Sam«, hatte Julia gesagt, als sie sich vor dem Restaurant voneinander verabschiedeten und Madeline schon gegangen war.
    »Stinky? Dann hatte er also doch die Grippe! Ich hab’s doch gewusst! Warst du inzwischen mit ihm aus? Und du hast mir nichts davon gesagt?«
    »Nenn ihn nicht Stinky«, bat Julia. »Und fang jetzt bloß nicht an, lauter kleine Viererdates zu planen! Wir sind nur Freunde, weißt du.«
    Ellen sah den Hoffnungsschimmer in Julias Augen und lächelte.
    »Hör auf damit!«, sagte Julia energisch, als sie Ellens Gesichtsausdruck bemerkte. »Kein Wort, hörst du?« Aber sie nahm Ellen zum Abschied in die Arme und drückte sie fest.
    Ellen warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Erst neun. Jack würde noch auf sein, wenn sie nach Hause kam. Für einen Achtjährigen blieb er ihrer Meinung nach ziemlich lange auf. Aber was wusste sie schon über die Schlafenszeiten kleiner Jungs?
    Sie könnte Patrick vorschlagen, Jack früher ins Bett zu schicken. Patrick würde das respektieren, aber sie fühlte sich seltsam gehemmt, wenn sie diesen selbstständigen kleinen Jungen zu erziehen versuchte, so als spielte sie nur eine Rolle. Sie hätte Madeline fragen sollen, wann ihr Kind ins Bett musste. Madeline hätte ihr sagen können, welche Zeit angemessen war.
    Es war herrlich, nicht in ein leeres Haus zurückzukommen. Drinnen würde alles hell erleuchtet sein, wenn sie in die Einfahrt einbog. Sie würde den Duft von Tacos oder Popcorn oder irgendeinem anderen spätabendlichen Imbiss riechen, sobald sie die Haustür öffnete. Patrick und Jack würden zusammen fernsehen oder ein Spiel mit der Wii-Spielkonsole spielen oder sich durchs ganze Haus jagen, wobei einer von beiden mit dem Ast herumfuchteln würde, der einmal an der Zimmerdecke gehangen hatte, um Ellen an die Ausübung von Achtsamkeit zu erinnern, und der jetzt als Schwert oder Laserwaffe oder etwas Ähnlichem diente (manchmal schienen die Spiele der beiden ein bisschen zu gewaltverherrlichend für Ellens Geschmack). Patrick würde fragen, wie der Film war. Jack würde ihr von seinem Tag erzählen wollen. Sie würden heiße Schokolade trinken und von den Süßigkeiten naschen, die Jack für die Schule für einen guten Zweck verkaufen sollte. Patrick würde Jack ungefähr zwanzigmal sagen, dass es Zeit war, ins Bett zu gehen, bevor der Junge seiner Aufforderung nachkam.
    Ja, es war wunderbar, nach Hause zu kommen zu einer turbulenten Familie, wie sie sich immer eine gewünscht hatte.
    Aber den Motor ließ sie trotzdem nicht an.
    Schön, warum denkst du nicht laut, Ellen?
    Es wäre auch nicht zu verachten, in ein leeres Haus zurückzukehren, in beruhigende Stille und einen kartonfreien Flur, zu einer Tasse Tee und einem Buch, einem langen, heißen Bad, dassie genießen könnte, ohne dass jemand rief, ob sie bald ins Bett komme.
    So, wie sie sich momentan fühlte, wäre es geradezu himmlisch, ihr eigenes Haus für sich allein zu haben, ihr eigenes Bett für sich allein zu haben, ihr altes Leben nur für diese eine Nacht zurückzuhaben.
    Sie dachte an die vielen Abende im letzten Jahr, als sie allein nach Hause gekommen war, im Dunkeln mit ihrem Hausschlüssel am Türschloss herumgefummelt und sich dabei so sehr gewünscht hatte,

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