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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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respektvoll gewesen, aber stets freundlich und interessiert. Sie gehörte zu den angenehmen Nachrichten. Zu den Themen, die einen menschlich ansprachen. Zu der Unterhaltungsbeilage vor allem für das weibliche Publikum. Keiner der Reporter maß ihren Worten allzu große Bedeutung bei. Im Grunde glaubten sie nicht wirklich an Hypnose, aber egal. Was machte das schon?
    Aber als sie mit Lisa Hamilton sprach, wusste Ellen sofort, dass das Interview mit ihr sehr viel anders verlaufen würde als alle bisherigen. Als sie – auf Verständnis hoffend – erwähnt hatte, dass sie schwanger war und an morgendlicher Übelkeit litt und deshalb einen etwas späteren Gesprächstermin begrüßen würde, hatte Lisas Stimme keine Spur von Mitgefühl verraten. Sie war definitiv nicht der Mensch, der auf charmant machen würde, um Ellen irgendwelche Geständnisse zu entlocken. Wenn sie Ellen in ihrem Artikel fertigmachen wollte, musste sie sie hassen.
    Ellen hatte keine Erfahrung darin, gehasst zu werden.
    Das trug nicht dazu bei, ihre Übelkeit zu lindern.
    »Ich erinnere mich, dass Colleen einmal sagte, sie hätte es nicht tragisch gefunden, wenn eines ihrer Produkte schlecht angekommen sei, weil das, was den Leuten im Kopf blieb, nur der Name des Produkts sei.« Patrick schlug die Bettdecke zurück und ließ sich ins Bett fallen.
    Colleen war Marketingassistentin gewesen. Ellen fragte sich, ob sie es sich nur einbildete oder ob Patricks Gesicht tatsächlich einen zärtlichen Ausdruck bekam, sooft er von Colleen sprach, ganz so, wie das Gesicht ihres Vaters einen zärtlichen Ausdruck angenommen hatte, als er von seinen richtigen Kindern erzählt hatte.
    Und wenn es so wäre?
    (Und was genau meinte sie eigentlich mit »richtige Kinder«? Wie trotzig und dumm von ihr und wie klar auf der Hand liegend! Sie tat gerade so, als hätte ihr Vater sie im Stich gelassen. Dachte sie das unbewusst? Eigentlich hielt sie ihr Unterbewusstsein für reifer.)
    »Ich bin kein Produkt«, erwiderte sie. Andererseits war denTeilnehmern des Marketingseminars, das sie besucht hatte, ans Herz gelegt worden, sich als »Markenprodukt« zu betrachten.
    »Du weißt schon, wie ich es meine. Ich möchte nur nicht, dass du dich wegen nichts und wieder nichts aufregst. Vielleicht hat die Anfrage überhaupt nichts mit Ian ›Ich-hab-den-Größten‹ Roman zu tun.«
    »Die Zeitung gehört ihm«, entgegnete Ellen. »Ich hab im Internet nachgeschaut. Das kann kein Zufall sein.«
    »Hast du schon mit seiner Frau gesprochen?«, fragte Patrick. »Sie ist diejenige, die die Lawine losgetreten hat, soll sie die Sache doch in Ordnung bringen.«
    »Ich habe zwei Nachrichten hinterlassen. Aber ich glaube sowieso nicht, dass sie jetzt noch irgendetwas tun könnte. Er hat mich im Visier.« Ellen runzelte die Stirn. »Habe ich gerade gesagt: Er hat mich im Visier? Ich kann nicht glauben, dass ich das gesagt habe!«
    Patrick antwortete nicht. Auf dem Rücken liegend, hielt er sein Blackberry in beiden Händen. Er war süchtig danach. Ellen musste jedes Mal lachen, wenn er sich beklagte, Jack würde zu viel Zeit mit seiner Spielkonsole verbringen.
    »Himmel Herrgott!« Er fuhr hoch.
    »Was ist?«, fragte Ellen und dachte sofort: Saskia.
    »Dieser Dreckskerl will mich verklagen!«
    »Welcher Dreckskerl?«
    Patrick starrte fassungslos auf das Display. »Dieser Kunde, der sich weigert zu bezahlen.« Wütend drückte er mit beiden Daumen auf die Tasten. »Ich habe ihm heute über meinen Anwalt eine Zahlungsaufforderung zustellen lassen. Und jetzt will er sich nicht nur vor dem Zahlen drücken, sondern droht mir mit einer Klage, weil wir zu lange gebraucht haben! Das ist ein Witz!«
    »Das ist wahrscheinlich nur ein, wie sagt man, ein Gegenzug.«
    »Ich glaub’s einfach nicht! So eine Unverfrorenheit!« Patrick war vor ohnmächtiger Wut beinahe vollkommen erstarrt. »Dem Kerl konnte es gar nicht schnell genug gehen. Wir haben seinetwegen Überstunden gemacht. Ich habe eins von Jacks Fußballturnieren wegen dieses Arschlochs sausen lassen, und jetzt besitzt er die Frechheit, mir an den Kopf zu werfen, wir hätten zu lange für den Job gebraucht!«
    »Dein Anwalt wird schon wissen, was zu tun ist«, sagte Ellen besänftigend.
    Patricks rasender Zorn machte Ellen nervös. Einen aufgebrachten Mann hatte sie immer schon als beängstigend empfunden. Seine Wut hatte so etwas Körperliches.
    »Ruf ihn gleich morgen früh an«, fügte sie hinzu.
    »Ja.« Patrick schaltete sein Blackberry aus,

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