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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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und zog die Aufnahme mit einem Finger zu sich. »Ich hab bloß kurz die Augen zugemacht, weil ich mich konzentrieren wollte.«
    »Du hast so fest geschlafen, dass sie dich nicht wach gekriegt haben, Kumpel«, erwiderte Patrick.
    Er und Ellen hatten gerade das Haus verlassen wollen, als ein Anruf aus der Schule kam. Jack sei mit dem Kopf auf der Tischplatte eingenickt und habe so tief und fest geschlafen, dass sein Lehrer ihn ins Schulkrankenzimmer getragen habe, ohne dass er etwas davon mitbekam. Sie hatten befürchtet, er sei krank, aber er schien bester Dinge und war ganz glücklich, dass der Unterricht für ihn ausgefallen war und er stattdessen mit zur Ultraschalluntersuchung durfte.
    »Wahrscheinlich hast du geschnarcht, so laut, dass sich die anderen nicht mehr konzentrieren konnten«, fuhr Patrick fort.
    Er hielt den Kopf schief und tat so, als schnarchte er dröhnend.
    Jack grinste. » Du schnarchst. Ich nicht.«
    »Ich? Ich schnarche doch nicht«, protestierte Patrick. »Schnarche ich, Ellen?«
    »Nein«, antwortete sie.
    Aber er schnarchte tatsächlich, und zwar so sehr, dass sie schon überlegt hatte, mit Ohrstöpseln zu schlafen. Sie nahm die Ultraschallaufnahme in die Hand und betrachtete sie eingehend. Meins, dachte sie. Mein Baby. Mit einem flüchtigen Seitenblick auf Patrick verbesserte sie sich: Unser Baby. Das Foto wirkte irgendwie gespenstisch, wie eine Aufnahme von einer übernatürlichen Erscheinung. »Es ist alles so, wie es sein sollte«, hatte die Frau, die die Untersuchung durchgeführt hatte, gesagt. »Meinen Glückwunsch!« Und dann hatte sie hinzugefügt: »Oh, sehen Sie nur! Er oder sie winkt Ihnen!« Sie hatte auf eine winzige Geisterhand gezeigt, und Patrick, Ellen und Jack hatten zurückgewinkt.
    »Du schnarchst wie ein Erdbeben!« Jack zeigte mit dem Finger auf Patrick, stützte sich auf seine Ellenbogen und beugte sich weit vor. Das Tischtuch begann zu rutschen. »Du schnarchst wie ein Vulkan!«
    »Pass auf, das Tischtuch.« Patrick strich es wieder gerade. »Deine Mum hat mich einmal mit der Videokamera gefilmt, als ich schnarchte. Ich hab mich tatsächlich ein bisschen wie ein brodelnder Vulkan angehört.«
    Ding! Die vierte Anspielung auf Colleen innerhalb der letzten Stunde, dachte Ellen. Sosehr sie sich auch bemühte, sie war nicht imstande, es zu ignorieren.
    »In Amerika gibt es einen Vulkan, den Yellowstone Super Vulkan«, sagte Jack. »Und wenn der ausbricht – BUMM!« Er hieb mit der Faust so fest auf den Tisch, dass ein Glas mit kleinen Zuckertüten umfiel. »Das ist dann das Ende der Welt. Es kann jeden Augenblick passieren.«
    »Wirklich?«, fragte Ellen.
    »Das glaube ich nicht«, meinte Patrick. »Wo bleibt denn unsere Pizza? Wir sind am Verhungern, sehen die das nicht? Lass noch mal sehen.« Er nahm Ellen das Foto aus der Hand.
    »Hast du von mir auch irgendwo so ein Foto?«, fragte Jack.
    »Ja, deine Mum hat es in dein Babyalbum geklebt, weißt du nicht mehr? Du hast es schon gesehen.«
    Ding!
    O Ellen, hör schon auf damit! Was soll der arme Mann tun? Nicht auf die Fragen seines Sohnes eingehen? So tun, als hätte es Colleen nie gegeben?
    »Ich muss aufs Klo«, verkündete Jack und stand auf.
    Er ging immer auf die Toilette, wenn sie auswärts aßen. Er nahm das als Vorwand, durch das Restaurant zu streifen und sich umzusehen.
    »Ich wette, er bleibt dort drüben stehen, wo man in die Küche gucken kann«, sagte Ellen.
    Wie aufs Stichwort hielt Jack inne, mit einem Gesichtsausdruck, als könnte er kein Wässerchen trüben, stellte sich auf Zehenspitzen und lugte, versteckt hinter einer Topfpflanze, in die Küche hinein, wo die Pizzabäcker den Teig hoch in die Luft warfen.
    Ellen und Patrick lachten, und ein paar Sekunden lang fühlte es sich so an, als wären beide seine Eltern. »Ein cleverer kleiner Bursche.« Er hob das Foto hoch und betrachtete es. »Wirst du dir auch eines Tages Sorgen wegen Armageddon machen, Kleines? Oder wirst du ein heiter gelassenes, spirituelles Gemüt haben wie deine Mutter?«
    »Im Augenblick fühle ich mich nicht unbedingt heiter und gelassen«, versetzte Ellen. »Was für ein Tag! Erst Luisa, die ihr Geld zurückwollte, und dann Ian Roman, der mir droht, meinen ›Laden dichtzumachen‹. Ich glaube, das war der schlimmste Tag in meinem Berufsleben.«
    »Ian Roman spielt sich doch nur auf«, erwiderte Patrick. »Mach dir seinetwegen keine Gedanken. Er wird sich bald auf etwas anderes konzentrieren, auf den Kauf eines neuen

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