Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
ein wunderbares Essen, und später haben wir mit seinem kleinen Sohn Monopoly gespielt und viel Spaß dabei gehabt. Aber Patricks Gesichtsausdruck ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf, und ich dachte: Ist das ein Zeichen? Werde ich eines Tages zurückblicken und denken: Das war der Moment, in dem ich hätte abspringen sollen? Genau darum geht es nämlich bei einem Mikroausdruck. Er offenbart dein wahres Ich.«
»Ellen, das ist das Lächerlichste, was ich je gehört habe. Der arme Mann ist so verknallt in dich, dass er am liebsten Dauersex mit dir hätte, und wenn er dann mal für einen Sekundenbruchteil ein enttäuschtes Gesicht macht, weil du ihn abblitzen lässt …«
»Ich weiß, ich weiß, ich bin eine schreckliche Person! Überanalytisch. Hysterisch. Es ist nur … Ich wünsche mir so sehr, dass es diesmal funktioniert, Madeline, ich wünsche es mir so sehr.«
»Aber natürlich tust du das«, erwiderte Madeline verständnisvoll.
Es ist also etwas Ernstes. Die Hypnotiseurin hat Jack kennengelernt. Meines Wissens ist sie nach mir die erste Frau, die er Jack vorgestellt hat.
Ich würde zu gern wissen, was der Junge von ihr hält.
Sie kommt mir nicht wie jemand vor, der gut mit Kindern kann. Sie ist zu vergeistigt und abgehoben. Kinder mögen bodenständige Menschen, Menschen zum Anfassen, die sich auf den Fußboden setzen und mit ihnen spielen. Ich kann mir jemanden, der von Licht spricht, das in den Körper fließt, nicht im Sandkasten hockend vorstellen.
Na ja, Jack dürfte mittlerweile zu groß für den Sandkasten sein,aber er steht immer noch im Garten hinter dem Haus. Manchmal, wenn Patrick bei der Arbeit und Jack in der Schule ist, gehe ich in meiner Mittagspause dorthin. Ich setze mich mit meinem Mittagessen auf die Gartenbank, die wir bei Ebay ersteigert haben, an denselben Platz, wo ich früher meine erste Tasse Tee am Morgen getrunken habe, und ich denke zurück an die Zeit, als dies mein Zuhause und mein Garten und mein Leben war.
Ich habe ihm immer gesagt, dass wir ein Vorhängeschloss an der hinteren Gartenpforte anbringen sollten.
Früher habe ich mit Jack in diesem Sandkasten gesessen, und wir haben stundenlang mit seinen Spielzeugautos gespielt. Sein Dad konnte die besseren Geräusche machen, aber ich hatte mehr Geduld. Patrick benahm sich selbst wie ein Kind. Einmal hatte er eine fantastische Rennstrecke im Sand gebaut, mit Tunneln und Brücken über Seen, und als Jack plötzlich aufgestanden war und alles niedergetrampelt hatte, war Patrick richtig sauer geworden. »Patrick«, habe ich zu ihm gesagt, »er ist erst zwei.«
Jack hat so groß und schlaksig ausgesehen, als er vor dem Haus der Hypnotiseurin aus dem Auto stieg. Ich hatte meinen Wagen auf der anderen Straßenseite geparkt. Ich war nach meinem Termin bei ihr einfach dageblieben. Irgendetwas sagte mir, dass Patrick zum Abendessen kommen würde. Als sie mich nach oben geführt hatte, war mir nämlich das Aroma von Knoblauch und Wein in die Nase gestiegen, als ob etwas in einer Marinade läge oder köchle. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Jack mitkommen würde. Das hat mir einen richtigen Schock versetzt. Einen Schock, ausgelöst durch unvorstellbare Schmerzen, wie man sie hat, wenn man als Kind an einem kalten Morgen einen Basketball genau auf die Nase kriegt, und man kann GAR NICHT GLAUBEN, wie weh das tut, und alle lachen einen aus, und man will nur noch zu seiner Mutter.
Jack schien nicht sonderlich begeistert, die Bekanntschaft der Hypnotiseurin zu machen. Er sah nicht sehr glücklich aus. Er ließ die Schultern hängen, und ich glaube, er hat sich auch die Nasegeputzt. Hoffentlich hat er sich nicht erkältet. Das ist gar nicht gut für jemanden, der schon an Asthma leidet.
Ich weiß noch, einmal, kurz nach seinem dritten Geburtstag, hatte er mitten in der Nacht einen Asthmaanfall. Patrick war nicht da, er hatte außerhalb zu tun, und ich musste mit Jack in die Notaufnahme. Ich werde nie vergessen, was für eine panische Angst ich hatte, als ich sah, wie sein schmächtiger kleiner Brustkorb bei dem Versuch, Luft in die Lungen zu saugen, nach innen sackte und wie er seine wunderschönen grünen Augen auf mich heftete und mich stumm anflehte, ihm doch zu helfen. Ich hatte ihn auf dem Schoß und hielt ihn davon ab, sich diese blöde kleine Plastikmaske vom Gesicht zu reißen, während man ihm Ventolin gab. Die Ärzte, die Schwestern, alle dachten, ich sei seine Mutter. »Wie geht’s denn der Mama?« »Möchte die Mama
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