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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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sich vorüberziehen.
    Sie hatte Andy zuerst gesagt, dass sie ihn liebe. Er hatte eine Sekunde lang ein erschrockenes Gesicht gemacht, dann aber schnell pflichtschuldigst erwidert, dass er sie auch liebe.
    Sie hatte es auch zu Edward zuerst gesagt, nachdem sie einen besonders köstlichen Erdbeer-Daiquiri getrunken hatte. Eigentlich hatte sie gar nicht Edward gemeint. Sie hatte gemeint, dass sie Erdbeer-Daiquiris liebte.
    Jetzt, wo sie darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass sie immer die Erste gewesen war, die jene drei Worte gesagt hatte. Jon hatte sie »Ich liebe Dich« in die Glückwunschkarte zu seinem achtunddreißigsten Geburtstag geschrieben, und es hatte zweiundvierzig erniedrigende Tage gedauert, bis er es dann auch zu ihr gesagt hatte.
    Vielleicht war es doch sicherer, wenn Patrick es zuerst sagte.
    Und das tat er dann tatsächlich.
    Eines Tages blieb er über Nacht, und am anderen Morgen musste er sich beeilen, weil er schon ziemlich früh einen Termin hatte. Ellen lag noch im Bett. Er beugte sich zu ihr hinunter, gab ihr einen Kuss auf die Wange, sagte: »Okay, ich muss los, hab dich lieb«, und fort war er.
    In genau dem gleichen beiläufigen Ton sagte er am Telefon zu seinem Sohn, dass er ihn lieb habe. Es war eindeutig ein Versprecher gewesen.
    Ellen, halb belustigt, dachte noch darüber nach, als sie Patricks Schritte die Wendeltreppe hinaufjagen hörte. Sie setzte sich auf.
    »Entschuldige«, keuchte er, hielt sich mit beiden Händen am Türstock fest und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Das wollte ich nicht, das ist mir so rausgerutscht. Ich meine, ich wollte es schon, aber ich wollte auf den richtigen Moment warten, mit Mondschein oder Regenbogen oder was auch immer, und jetzt habe ich es vergeigt. Ich Idiot!«
    Er kam näher, setzte sich zu ihr aufs Bett und sah sie an, wie sie noch nie irgendjemand angesehen hatte, weder ein Liebhaber noch ein Freund, so konzentriert und andächtig war sein Gesichtsausdruck.
    Er sagte: »Ich möchte jetzt etwas klarstellen.«
    »Gut.« Ellen setzte eine ernste Miene auf.
    »Ich sage das jetzt fürs Protokoll. Ich werde es, falls gewünscht, auch schriftlich festhalten.«
    »In Ordnung.«
    Er räusperte sich. »Ellen, ich liebe dich. Ich liebe dich ganz offiziell.«
    »Ich liebe dich auch«, erwiderte Ellen. »Ganz offiziell, meine ich.«
    »Schön. Wunderbar. Dann wäre das also geklärt.«
    Er streckte ihr die Hand hin, und sie schlug ein, als besiegelten sie ein äußerst zufriedenstellendes Geschäft. Dann zog Patrick sie an sich, drückte sie aufs Bett zurück und küsste sie, während sie beide lachen mussten.
    Als sie sich schließlich wieder aufsetzten, grinsten sie sich ein paar Sekunden an. Dann schaute Patrick auf seine Uhr.
    »Okay, ich weiß, das ist jetzt ein schlechter Zeitpunkt …«
    »Geh schon.«
    Er küsste sie abermals, bevor er ging. Ellen legte sich wieder hin und fühlte sich von Glück durchtränkt. Genau so sollte Liebe sich anfühlen: einfach und friedlich und lustig. Offenkundig. Es gab nichts zu analysieren. Es kam ihr so vor, als hätte sie noch nie so geliebt und wäre auch nie so geliebt worden. All die vielen Male zuvor waren nichts als eine billige Kopie des Echten und Wahren gewesen.
    Wenn sie nun durchs Leben gegangen wäre, ohne jemals diese Form der Liebe kennenzulernen? Nicht auszudenken!
    Nicht, dass es eine Rolle spielte, aber er hatte die drei Worte zuerst gesagt.
    Ich musste meinen Termin bei der Hypnotiseurin absagen, weil ich beruflich nach Melbourne musste.
    Ich habe versucht, mich herauszuwinden, aber Trish hatte sich angeblich irgendeinen fürchterlichen Virus eingefangen, und ich war die Einzige, die kurzfristig einspringen konnte. Single und kinderlos. Was sollte so jemand schon vorhaben? Richtig. Nichts.
    Patrick und ich waren nie zusammen in Melbourne, es lauerten also nirgendwo Gespenster der Vergangenheit. Anfangs schien die Reise eine gute Idee zu sein. Der düstere Himmel und der grausame Wind waren eine Erlösung nach Sydneys unbarmherzig heiterem Winterwetter. Ich hatte viel zu tun, und die Arbeit lenkte mich ab. Abends war ich so müde, dass ich sofort einschlief.
    Aber je länger ich weg war, desto größer wurde meine Sehnsucht nach Patrick und Ellen. Am Donnerstagmorgen wachte ich früh auf und verspürte eine regelrechte Besessenheit nach Neuigkeiten. Was taten sie wohl in diesem Augenblick? Hatte er bei ihr übernachtet? Oder sie bei ihm? Meine Neugier war so übermächtig, dass ich

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