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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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Ellen. »Ich weiß. Das hast du mir schon ein paarmal gesagt, und ich habe dir schon ein paarmal gesagt, dass sie mir gefällt. Sie erinnert mich an Granny.«
    »Eben«, murmelte Anne.
    Sie ging in die Küche und zuckte wie jedes Mal beim Anblick der orangeroten Arbeitsflächen zusammen, als sähe sie sie zum ersten Mal. Das gehörte zu einer Art Show, mit der sie beweisen wollte, dass sie das alles hinter sich gelassen und es zu etwas gebracht hatte. Anne hatte eine wunderbar idyllische Kindheit in diesem wunderbar geräumigen, schönen Haus – am Strand, wohlgemerkt – verbracht, aber aus irgendeinem Grund tat sie so, als wäre sie in einem Asozialenviertel aufgewachsen und lebte heute in Paris.
    »Auch ein Glas Wein?«, fragte sie.
    »Nein, danke.« Ellen schüttelte den Kopf. »Ich habe letztes Wochenende zu viel getrunken, deshalb will ich eine alkoholfreie Woche einlegen.«
    Und außerdem bin ich schwanger, Mum.
    Der Gedanke schien merkwürdig nichtssagend. Der anfängliche Schock nach dem positiven Schwangerschaftstest am Montag hatte sich gelegt, und jetzt kam es Ellen immer unwahrscheinlicher vor, dass sie wirklich schwanger war. Abgesehen von jenem Abend, an dem sie einen Heißhunger auf Bratkartoffeln verspürt hatte, hatte sie keinerlei Symptome an sich festgestellt, sie fühlte sich so wie immer. Außerdem konnte eine Fehlgeburt nicht ausgeschlossen werden. Sie war immerhin Mitte dreißig, und wer sich in diesem Alter ein Kind wünschte, sollte Vitaminpräparate einnehmen und einen Arzttermin vereinbaren und Blutuntersuchungen durchführen lassen. Nachdem sie sich das klargemacht hatte, war Ellen sicher, dass sie eine Fehlgeburt erleiden würde. Wenn sie nicht zu viel Aufhebens davon machte oder zu sehr darüber nachgrübelte, würde sich dieses Kind vermutlich still und leise davonschleichen, bis ihr Körper irgendwann für eine gründlich durchorganisierte Schwangerschaft bereit war.
    »Na schön, dann werde ich eben auch nichts trinken.« Anne stellte die Flasche ab und trommelte mit den Knöcheln leise auf der Tischplatte. Diese nervöse Geste sah ihr gar nicht ähnlich, und Ellen musste an Melanies Anruf denken. Anne tue so geheimnisvoll, hatte ihre Patentante gemeint.
    »Geht es dir gut?«
    »Mir? Aber ja, bestens.« Ihre Mutter hörte mit dem Getrommel auf und schüttelte ein wenig den Kopf. »Wie wär’s mit einer Tasse Tee? Was hast du gemacht, als ich dich so überraschend überfallen habe?«
    »Gepackt«, antwortete Ellen. Sie setzte den Wasserkessel auf und suchte sorgsam zwei der blumigsten, altdamenhaftesten Porzellantassen und Untertassen ihrer Großmutter aus. »Ich fahre übers Wochenende mit Patrick weg. Nach Noosa.«
    »Ah, Patrick.« Anne setzte sich an den Tisch. »Den Teetassen-und-Untertassen-Zirkus kannst du dir sparen. Ich bin doch keine achtzig.«
    Ellen achtete nicht auf sie und holte die Teekanne hervor.
    »Ein Teebeutel reicht vollkommen! Oder bist du achtzig?«
    »Und, wie hat dir Patrick gefallen?« Ellen wärmte die Teekanne vor, nur um ihre Mutter zu ärgern. »Mel und Pip haben beide angerufen, um mir zu sagen, wie sehr sie ihn mögen.«
    »So?« Anne musste lauter sprechen, um das Blubbern des Wasserkochers zu übertönen. »Nun ja, unsympathisch war er mir nicht. Du solltest dir wirklich einen neuen Wasserkocher anschaffen.«
    Ellen stellte die Teekanne ab. »Was willst du damit sagen?«
    »Dieser Krach! Das hört sich ja an wie ein startendes Flugzeug.«
    »Nein, ich meine, was soll das heißen, unsympathisch war er dir nicht?«
    »Er ist ein richtiger Langweiler«, sagte Anne.
    »Das ist so was von beleidigend!« Ellen lachte halb vor ungläubiger Fassungslosigkeit.
    »Wenn du die Wahrheit hören willst – ich habe das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt mit ihm. Er hat so etwas Kaltes.«
    Etwas Kaltes! Und das aus dem Mund ihrer warmherzigen, knuddligen, mütterlichen Mutter.
    »Sicher, du besitzt ja auch eine hervorragende Menschenkenntnis.« Ellen setzte sich ebenfalls an den Tisch. Sie sah, wie ihre Hand beim Einschenken des Tees leicht zitterte. Vor Wut.
    »Du hast mich gefragt.« Anne zuckte mit den Schultern. »Ich behaupte nicht, dass ich recht habe. Ich sage dir nur, was ich empfunden habe.«
    »Du hast auch gedacht, Jon sei ein wundervoller Mann.«
    »Jon war ein guter Gesellschafter.« Anne lächelte versonnen, als ob Jon ein lieber alter Freund wäre.
    »Weißt du, was Mel neulich über ihn gesagt hat? Er sei ein selbstzufriedener Arsch gewesen. Er

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