Alles - ausser Liebe
atemberaubenden Blick auf den Hafen von Sydney und eine Dessertkarte, bei der einem das Wasser im Mund zusammenlief.
Dennoch zögerte Kathryn. Wofür sollte sie sich unter dieser verlockenden Auswahl von Speisen entscheiden?
Sündhaft teuer waren sie alle. Was würde der Wein hier erst kosten?
„Kümmern Sie sich nicht um die Preise“, warnte Hugh sie, nachdem sie die Speisekarte ganze fünf Minuten studiert hatte. „Bestellen Sie einfach, wonach Ihnen ist. Nur beeilen Sie sich, ich bin am Verhungern.“
Dennoch blieb Kathryn unschlüssig.
„Soll ich für Sie bestellen?“, schlug Hugh ihr leicht ungeduldig vor.
„Das wäre wohl am besten“, gab sie ihm recht, weil ein Ober an ihrem Tisch erschien.
Hugh erklärte dem Mann, sie würden auf Vorspeisen verzichten und gleich mit dem Hauptgang beginnen. Feinster Fisch mit exotischen Nudeln und Gemüsebeilagen, nach denen Kathryn sich nicht näher zu erkundigen wagte, um nicht als unkundig abgestempelt zu werden. Dazu bestellte Hugh frisch gebackenes Kräuterbrot, das gleich mit dem Rotwein gebracht werden sollte.
Im Handumdrehen kehrte der Ober zurück und schenkte einen Probeschluck des Weins ein, der sicher ein kleines Vermögen kostete. Erst nachdem Hugh sich kritisch damit beschäftigt hatte, durfte der Mann fortfahren.
„Diesen Wein kannte ich noch nicht“, erklärte Hugh, als der Ober sich entfernt hatte. „Ein guter Freund hat ihn mir empfohlen. Bitte sagen Sie mir, wie Sie ihn finden, Kathryn.“
Sie kostete einen Schluck und seufzte genießerisch. „Er schmeckt köstlich!“
„Ich habe schon besseren getrunken“, bemerkte Hugh. „Aber er ist nicht übel. Und hier kommt unser Brot. Genau rechtzeitig. Ich brauche etwas, das den Alkohol aufsaugt, wenn ich Sie heute Abend sicher nach Hause fahren soll.“
Um ein Haar hätte Kathryn ihren Wein verschüttet. „Das brauchen Sie nicht“, erwiderte sie schnell. „Ich nehme die U-Bahn. Glücklicherweise wohne ich nicht weit von einer Station entfernt.“
„Denken Sie, ich würde Sie in der Dunkelheit allein nach Hause laufen lassen?“
„Es wird doch erst nach acht dunkel.“
„Wenn wir hier fertig sind, ist es bestimmt stockfinster. Also, Kathryn, keine Widerrede. Und kommen Sie mir nicht damit, ein Taxi zu nehmen. Ich bringe Sie nach Hause, basta. Machen Sie sich keine Sorgen, ich könnte zu viel trinken. Ich beschränke mich auf zwei Gläser, den Rest trinken Sie.“
Nach eineinhalb Stunden hatte Kathryn genau das getan, weil sie ihrem fantastisch aussehenden Begleiter und seinem Charme nicht widerstehen konnte.
Ganz selbstverständlich hatte Hugh das Kommando übernommen, und um ihre Willenskraft war es geschehen. Auf sein Drängen hatte sie sich sogar für einen Nachtisch entschieden und kein Wort des Protests über die Lippen gebracht, als Hugh ihr ein kalorienträchtiges Stück Mandeltorte mit Pekannüssen und einem sündhaft dicken Klacks Schlagsahne bestellte. Adieu schlanke Linie! Normalerweise wäre Kathryn nicht im Traum eingefallen, sich an so einer Kalorienbombe zu vergreifen, weil sie schnell zunahm. Doch an diesem Abend genoss sie jeden Bissen.
Erst als sie wieder in Hughs Ferrari saßen und auf der Heimfahrt über den westlichen Autobahnzubringer brausten, meldeten sich bei Kathryn die ersten Bedenken. Ob Daryl sie an diesem Abend anzurufen versucht hatte? Was würde er denken, nachdem sie über Handy und auch zu Hause nicht erreichbar war?
Hoffentlich vermutete er sie im Fitnesscenter!
Kathryn versuchte, sich damit zu trösten, dass Daryl sie so gut wie nie anrief, wenn er mit den „Jungs“ unterwegs war. Trotzdem war es leichtsinnig gewesen, mit Hugh nach Büroschluss auszugehen. Damit hatte sie ihren eisernen Vorsatz gebrochen, sich privat grundsätzlich nie mit einem Vorgesetzten einzulassen.
Aber nun, eigentlich bestand keinerlei Gefahr. Hugh hatte sich ihr weder beim Essen noch hinterher zu nähern versucht. Er interessierte sich gar nicht für sie. Es war dumm, in diese Situation etwas hineinzulegen, das nicht existierte.
Dennoch musste Kathryn sich eingestehen, dass sie in ihm eher den Mann als den Chef gesehen hatte, als er im eleganten Anzug ins Büro gekommen war, auch während der Konferenz – und natürlich in seinem Luxusschlitten.
Nach diesem Abend würde es ihr schwerfallen, nicht daran zu denken, wie er sich im engen Sportwagen über sie gebeugt hatte. Sie mochte Hugh für einen hoffnungslosen Frauenheld mit mehr Geld als Moral halten, aber
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