Alles - ausser Liebe
jetzt lagen sie auf derselben Wellenlänge, und sie wünschte sich mehr: weitere Spritztouren in seinem Wagen, weitere Abende in eleganten Restaurants, neidvolle Blicke von Damen …
Natürlich waren solche Gedanken verrückt und gefährdeten ihre Zusammenarbeit.
Am besten, ich sehe mich nach einer neuen Stelle um …
„Von hier ab müssen Sie mir den Weg beschreiben“, unterbrach Hugh ihre Gedanken. „Ich weiß, Sie wohnen in Ashfield, aber hierher komme ich nicht oft.“
„Das kann ich mir vorstellen“, bemerkte Kathryn ironisch.
Da sie für den Mann noch einige Wochen arbeiten musste, war es besser, ihre Beziehung schleunigst wieder auf eine geschäftsmäßige Ebene zu lenken.
Hugh unterdrückte einen Seufzer. Wir sind also wieder da, wo wir angefangen haben, dachte er. Eine Weile hatte Kathryn sich endlich einmal wie eine ganz normale Frau verhalten. Der Wein und das Essen im Neptune’s schienen sie aufgelockert zu haben, sie war ihm gegenüber nicht mehr so unnahbar gewesen. Jedenfalls hatte sie tüchtig zugelangt, jeden Bissen sichtlich genossen. Kein Wunder, dass sie so aufregende Kurven besaß.
„Bei der nächsten Ausfahrt müssen Sie raus“, erklärte Kathryn unvermittelt.
Geduldig folgte Hugh ihren Anweisungen, dann bog er in eine breite Straße mit Sozialwohnungen auf der einen und Nachkriegsapartmentblöcken auf der anderen Seite ein.
„Dort wohne ich.“ Kathryn deutete auf einen einfachen Backsteinbau zur Rechten. „Bitte nicht wenden. Setzen Sie mich einfach bei der nächsten Beleuchtung ab, ich laufe die wenigen Schritte zurück.“
Hugh dachte nicht daran, sich an ihre Anweisung zu halten. Rasant wendete er und hielt direkt am Gehsteig vor Kathryns Haus. Sein Manöver war keineswegs gefährlich gewesen, die entgegenkommenden Wagen hatten sich noch in einiger Entfernung befunden, doch er hörte Kathryn scharf einatmen.
Am liebsten hätte sie ihn geohrfeigt.
„Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe“, erklärte Hugh unbekümmert.
Anklagend sah sie ihn an. „Verkehrsvorschriften bestehen nicht ohne Grund, ist Ihnen das nicht klar?“
Er hielt ihrem Blick sorglos stand. „Es bestand doch keine Gefahr. Außerdem sind Regeln da, um gebrochen zu werden“, setzte er heiter hinzu.
Arroganter Kerl!
„Bitte, machen Sie sich keine Umstände“, erklärte Kathryn steif und stieg aus, ehe er reagieren konnte. „Danke für das Abendessen und dass Sie mich nach Hause gefahren haben. Bis morgen … falls Sie dann nicht beim Golfspielen sind“, stichelte sie und schlug die Wagentür zu.
Immer noch aufgebracht, schloss Kathryn ihr Apartment im ersten Stock auf. Nun konnte sie es kaum noch erwarten zu kündigen.
Sie warf ihre Handtasche auf einen Sessel und blickte zum Anrufbeantworter. Erleichterung durchflutete sie. Das rote Lämpchen blinkte nicht, also hatte niemand angerufen. Auch Daryl nicht.
Während sie ihre Jacke aufknöpfte, ging sie ins Schlafzimmer – und blieb wie angewurzelt stehen. Daryl!
Voll bekleidet lag er auf dem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Füße übereinandergeschlagen … und sah sie anklagend an.
„Ach!“ Ihr Herz begann zu jagen. „Wieso bist du schon so früh zu Hause?“
Er antwortete nicht, zog die Arme hinter dem Kopf hervor und stand vom Bett auf, ohne Kathryn aus den Augen zu lassen.
„Ich habe versucht, dich anzurufen“, sagte er und kam langsam auf sie zu. „Aber dein Handy war abgeschaltet. Dann habe ich hier angerufen. Nichts. Da begann ich mir Sorgen zu machen und bin hergekommen.“ Vor ihr blieb er stehen. „Wo warst du, Kathryn?“
Fast hätte sie ihm die Wahrheit gestanden, doch etwas hielt sie davon ab. Der seltsame Ausdruck in Daryls Augen beunruhigte sie.
„Ich bin nach Büroschluss mit einer Freundin eine Kleinigkeit essen gegangen“, log sie.
„Lügnerin!“ Er versetzte ihr eine schallende Ohrfeige.
Schockiert schrie Kathryn auf.
„Ich habe dich gerade aus Parkinsons Sportflitzer steigen sehen“, schrie er sie an. „Du scheinst mich für ziemlich blöd zu halten! Denkst du, ich wüsste nicht, was zwischen euch läuft?“
„Nichts läuft zwischen uns“, brachte sie benommen hervor.
„Du lügst wie gedruckt! Männer wie er schlafen mit ihren Sekretärinnen. Und reden wir doch Klartext, Schätzchen: Du brauchst Sex. Also? Ist Parkinson so gut? Besser als ich? Ist er es wert, das kostbare Wochenendhaus zu verlieren, das du unbedingt haben willst?“
Fassungslos blickte Kathryn den Mann an,
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