Alles - ausser Liebe
den sie zu lieben geglaubt hatte, bei dem sie sicher gewesen war, dass er sie auch liebte.
Daryl lachte grausam. „Wie ich sehe, geht dir endlich auf, was deine Affäre mit deinem Chef dich kosten wird. Ich werde dich nämlich bestimmt nicht heiraten.“
Kathryns Schockstarre ließ nach, Wut packte sie.
„Glaubst du, ich wollte dich jetzt noch heiraten?“, schleuderte sie ihm entgegen. „Ich würde dich nicht einmal heiraten, wenn du der letzte Mann auf der Welt wärst. Du kannst froh sein, wenn ich die Polizei nicht rufe und dich wegen Körperverletzung anzeige. Genau das werde ich jedoch tun, wenn du mich noch einmal schlägst! Und jetzt raus! Auf der Stelle. Pack deine Sachen, und verschwinde!“
„Dazu kannst du mich nicht zwingen!“, höhnte Daryl.
„Und ob ich kann!“ Kathryn redete sich in Rage. „Der Mietvertrag für diese Wohnung lautet auf meinen Namen. Ich habe die Möbel gekauft. Alles hier gehört mir – bis auf deine Sachen. Wenn du nicht freiwillig gehst, rufe ich Hugh an und bitte ihn, einen von seinen Bodyguards herzuschicken, damit er dich rauswirft.“ Das war glatt erfunden. Im Gegensatz zu seinem Vater verzichtete Hugh auf Sicherheitsleute.
„Du gibst also zu, mit dem Kerl zu schlafen?“
„Ich gebe überhaupt nichts zu.“
Hasserfüllt blickte Daryl sie an, in seinen Augen lag ein gefährlicher Ausdruck, er schien erneut tätlich werden zu wollen.
„Wenn du nicht sofort zu packen anfängst, rufe ich die Polizei“, drohte Kathryn ihm außer sich.
Einen Moment lang schien er mit sich zu kämpfen, dann hastete er durch den Raum zum Schrank, in dem seine Sachen untergebracht waren.
Kathryn wich auf die andere Seite des Zimmers zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und blieb mit steinerner Miene stehen, obwohl sie innerlich bebte. Der Schock über Daryls Ohrfeige machte sich jetzt erst richtig bemerkbar. Sie war zwar in gestörten Verhältnissen aufgewachsen, aber Gewalttätigkeit hatte es in ihrer Familie nicht gegeben. Andererseits hatte Daryl ihr einmal gestanden, sein Vater sei ein Schläger gewesen. Wie der Vater, so der Sohn …
In diesem Augenblick wurde Kathryn bewusst, welchem Schicksal sie knapp entgangen war.
Aber noch war der Abend nicht zu Ende. Hoffentlich machte Daryl keine Schwierigkeiten …
Angespannt sah Kathryn zu, wie er seine Sachen in zwei Taschen stopfte, die ihr eigentlich auch gehörten. Doch sie sagte nichts, wollte nur, dass er so schnell wie möglich verschwand.
Endlich hatte Daryl seinen Schrank ausgeräumt und warf ihr einen höhnischen Blick zu, ehe er ins Wohnzimmer stolzierte und mit mehreren CDs zurückkam.
„Das sind meine“, brummelte er und schob sie ins Seitenfach einer der Taschen. „Du hast sie mir geschenkt. Den Verlobungsring kannst du natürlich behalten, den hast du ja gekauft. Vermutlich legst du ihn in eine Schublade, bis der nächste Dummkopf daherspaziert. Du wirst dein schönes Geld doch sicher nicht vergeuden wollen. Meine Güte, was habe ich nur in dir gesehen? Du bist geizig und herrschsüchtig. Dass du so gut im Bett warst, muss mich blind gemacht haben, sonst hätte ich schon eher gemerkt, wie du wirklich bist. Jetzt sind mir die Augen aufgegangen!“ Daryl nahm die Taschen auf und ging zur Tür. „Ich überlasse es dir, die Hochzeit und alles andere abzublasen, Schatz“, erklärte er über die Schulter hinweg. „Viel war da ja sowieso nicht.“
Kathryn blieb reglos stehen und schloss die Augen, bis die Apartmenttür zugeschlagen wurde. Dann rannte sie in die Diele und legte die Sicherheitskette mit bebenden Fingern von innen vor. Als Nächstes stürzte sie zum Couchtisch, wo das Telefonbuch lag. Fünf Minuten später sprach sie mit dem Mitarbeiter eines Schlüsseldiensts, der rund um die Uhr arbeitete und versprach, sofort jemanden vorbeizuschicken.
Um halb zehn war Kathryn über zweihundert Dollar ärmer. Immerhin konnte Daryl ihr Apartment nun nicht mehr betreten, nachdem sie vergessen hatte, ihm die Schlüssel abzunehmen. Sie hatte nicht nur Angst vor weiteren Tätlichkeiten, sondern traute ihm auch zu, dass er am Morgen zurückkam, während sie im Büro war, um die Wohnung auszuräumen. Das würde das ausgewechselte Schloss verhindern, genau wie die neuen Sicherheitsverriegelungen an allen Fenstern.
Anfangs weinte Kathryn nicht, sie ließ sich einfach neben dem Bett auf den Boden sinken und blieb dort sitzen.
Wieder allein, dachte sie verloren.
Noch vor einem Jahr wäre sie jetzt zu Valerie
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