Alles - ausser Liebe
Freund in Schutz nahm.
„Ist er einer von den Männern, mit denen du donnerstags Golf spielst?“ Bisher hatte Kathryn ihn nie auf Leute aus seinem Privatleben angesprochen.
„Ja“, erwiderte er. „Russell und Jimmy-Boy.“
„Wer ist Jimmy-Boy?“
„James Logan. Von der bekannten Werbe- und Marketingagentur Images. Sicher hast du schon von ihm gehört.“
„Klar. Wer hätte das nicht?“
Selbst wenn er nicht der erfolgreichste Werbemann von Sydney wäre, hätte seine Heirat mit einem Supermodel – und die anschließende Scheidung – ihn berühmt gemacht.
„James war auch mit mir im Internat, aber ohne Stipendium. Sein Vater hatte im Transportgeschäft ein Vermögen verdient, doch die Werbeagentur hat James allein aufgebaut – ohne Daddys Geld. Ich vermute, Jimmy wollte seinem alten Herrn etwas beweisen. Wenn er sich etwas vorgenommen hat, kann er ziemlich hartnäckig und rücksichtslos sein.“
„Sind das heutzutage nicht alle erfolgreichen Männer?“
„Viele von uns sicher.“
Kathryn verzichtete darauf, Hugh zu erinnern, dass er ein Vermögen erben würde, ohne etwas dafür getan zu haben. Doch auf der Vorstandssitzung am Vortag hatte er sie zum ersten Mal beeindruckt. Er war hochintelligent und konnte erstaunlich gut mit Menschen umgehen. Schade, dass es um seine Moral in puncto Arbeit und Frauen so traurig bestellt war.
Andererseits hatte sie heute eine ganz neue Seite an ihm kennengelernt.
„Ich glaube, ich habe mich noch nicht richtig für deine Hilfsbereitschaft bedankt“, sagte sie. „Du kannst dir kaum vorstellen, was es mir bedeutet, Valeries Strandhaus zu bekommen.“
„Deshalb möchte ich es mir selbst ansehen. Wie spät ist es?“
Kathryn blickte auf die Uhr. „Kurz nach elf.“
Endlich waren sie auf der Autobahn.
„Wenn du möchtest, kann ich das Dach schließen“, erbot er sich, als sie über eine Anhöhe brausten.
„Ich lasse mir gern den Wind um die Nase wehen.“
„Gut.“ Hugh gab sich wieder locker. „Wo kann man in Pearl Beach anständig essen?“
„Direkt am Strand gibt es ein ausgezeichnetes Restaurant“, erwiderte Kathryn. „Aber dort verkehren die Schönen und Reichen. Es wäre nicht gut, uns dort sehen zu lassen, wenn du unsere Beziehung geheim halten willst.“
„Wir haben doch gar keine Beziehung.“
„Du weißt genau, was ich meine. Ich schlage vor, wir halten in Woy Woy und nehmen einen Imbiss mit, den wir in Valeries Haus essen.“
„Und wie kommen wir hinein? Sicher ist dort alles abgeschlossen.“
„Ich habe mir Weihnachten einen Zweitschlüssel machen lassen.“
Überrascht sah Hugh sie an. „So etwas hätte ich dir gar nicht zugetraut, Kat.“
„Damals dachte ich, das Haus würde mir bald gehören.“
„Das wird es jetzt auch.“
„Ja.“ Kathryns Ton verriet, wie bewegt sie war.
„Du wirst doch nicht wieder weinen?“
„Und wenn ich es täte?“
„Ich kann Frauen nicht weinen sehen“, gestand Hugh.
„Dann solltest du sie besser behandeln.“
Nun lachte er. „Max hat dich richtig eingeschätzt.“
„Inwiefern?“
„Er meint, es würde mir guttun, eine Frau um mich zu haben, die mir knallhart die Wahrheit serviert.“
Voller Skepsis sah Kathryn ihn an, dann lachte sie.
Hugh warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich dich laut lachen höre.“
„So?“
„Ja. Manchmal hast du amüsiert gelächelt, aber gelacht nie.“
„Meine Güte, das klingt ja schrecklich!“
„Du bist viel zu ernst. Aber das Leben ist so kurz. Hast du keine Angst, später einmal zu bereuen, etwas verpasst zu haben?“
Hugh war mit allen Privilegien geboren, die man mit Geld kaufen konnte. Er hatte keine Ahnung, wie es war, so zu leben wie sie als Kind.
„Nicht jeder hat es so leicht wie du“, erinnerte Kathryn ihn. „Für viele ist das Dasein ein einziger Überlebenskampf. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, wenn man nicht weiß, woher man etwas zu essen bekommt. Oder wenn man an einem Klassenausflug nicht teilnehmen kann, weil kein Geld da ist.“
„Nein, das weiß ich nicht.“ Er wurde nachdenklich. „Aber Geld im Überfluss zu haben ist nicht immer so toll, wie es hingestellt wird. Alle Probleme lassen sich damit nicht lösen. Auch Geld kann Probleme schaffen.“
„Mir blutet das Herz.“
Nun lachte Hugh. „Du kannst ja richtig sarkastisch sein.“
„Klar. Das ist einer meiner Charakterfehler.“
„Und welche hast du noch?“
„Ich versuche, andere zu
Weitere Kostenlose Bücher