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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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bliebe, aber durch mein Unterbewusstsein schlich meine Mutter und flüsterte mir fortwährend zu, dass eine amtlich bestätigte Zweisamkeit das Ziel meiner Wünsche, dass jahrelanges Eheleben ein erstrebenswertes Rundumsorglos-Paket wäre und dass sonst immer die Gefahr bestünde, irgendwann wieder allein dazusitzen. Da war ich nun im fünften Lebensjahrzehnt und trotz meiner gefühlten Unabhängigkeit immer noch nicht von Mama abgenabelt. Schon erstaunlich. Folgerichtig schoss mir wieder meine fixe Idee durch den Kopf: die Brille! In ungefähr zwanzig Tagen würde Carsten so scharf sehen können wie nie zuvor. Jede noch so kleine Falte in meinem Gesicht würde ihm mit seinen modernen Gleitsichtgläsern wie eine tiefe Ackerfurche erscheinen. Mama hatte recht.

Häufiges Bügeln verhindert Falten
    Ich brauchte Botox, unbedingt und sofort, und recherchierte im Internet. Dort fand ich die Potsdamer Schönheitsklinik »Ohne Sorge«, in der sich ein gewisser Doktor Pfeiffer-Plönsgen der Aufhübschung von Frauen und Männern verschrieben hatte, die ihre Sorgen hinter straffer Haut verbergen wollten. In dieser Klinik – so hörte ich – ließen sich auch viele Promis ihre Gesichter zurechtschneiden, bis das Skalpell stumpf wurde. Ich las auf meinem Monitor, dass Pfeiffer-Plönsgen so erfolgreich sei, dass er sogar noch einen zweiten Laden namens »Botox to go« in Berlin habe, was mich zu der Annahme bewog, dass ich bei Pfeiffer-Plönsgen mit meinem Wunsch des schnellen und schmerzfreien Glattbügelns meiner Problemzonen an der richtigen Adresse war. Auf dem Bildschirm meines Computers las ich: »Attraktive Menschen haben es vielfach leichter im Leben – sowohl privat als auch beruflich. Das äußere Erscheinungsbild eines Menschen hat einen starken Einfluss darauf, wie er wahrgenommen wird, und ist damit ein wichtiger Faktor für Erfolg. Schönheitsoperationen sind daher nicht mehr wegzudenken.«
    Das hatte ich doch schon immer geahnt! Ich wollte auch als »schön« wahrgenommen und von Carsten geheiratet werden. Gierig las ich weiter und erfuhr, dass Pfeiffer-Plönsgen das Gespür hätte, auf feinfühlige Weise mit kleinen Veränderungen eine große Wirkung zu erzeugen. »Less is more«. Genau! »Minimalinvasiv« war mein Motto. Einfach wie Costa Cordalis ein bisschen Eigenfett aus dem Po ins Gesicht spritzen, und schon würden alle meine Wünsche in Erfüllung gehen, dachte ich mir. Sollte ich ab meinem vierzigsten Lebensjahr beknackt aussehen? Bei diesen Möglichkeiten?
    Eine Woche später saß ich in Pfeiffer-Plönsgens vornehmer Villa. Die beiden anderen Damen im Wartezimmer stöberten in Zeitschriften, und ich ertappte mich bei dem Versuch, herauszubekommen, was an ihren Gesichtern schon gemacht worden war. Beide hatten sich mit großen Goldketten und Armbändern behängt, trugen High Heels und waren stark geschminkt. Die Dunkelhaarige hüstelte, als sie meinen starren Blick wahrnahm, und drehte sich angewidert weg. Dabei legte sich ihr Hals in unansehnliche Falten. Ha! Wusste doch, dass die viel älter war, als ihr Gesicht preisgab.
    »Frau Meissner bitte!«
    Ein kleiner, schlanker Mann mit wenig Haar und blasser Haut à la Boris Becker blickte sich suchend im Wartezimmer um. Als ich aufstand, sah er mir direkt ins Gesicht, und seine graugrünen Augen lächelten mich an. »Pfeiffer-Plönsgen!«
    »Hallo!«, ich reichte ihm die Hand. »Ich habe schon viel von Ihnen gehört!«
    »Natürlich nur Gutes«, strahlte er mich an. »Sind Sie auch aus der Branche?«
    »Nee, nee, ich bin Kabarettistin!«
    In seinem Beratungszimmer setzte er sich mir gegenüber an den Schreibtisch, stützte sich mit beiden Armen auf und beugte sich nach vorn.
    »Dann bin ich ja ein Kollege von Ihnen. Hier machen wir auch Kabarett. Ich bin quasi nur der Darsteller von Pfeiffer-Plönsgen, denn der richtige Chirurg muss im OP-Saal arbeiten. Der hat für einen Flirt mit einer gut aussehenden Frau keine Zeit«, scherzte er.
    »Danke für das Kompliment. Aber ein paar kleine Fehler hätte ich von Ihnen gern ausgemerzt. Die tiefen Falten zwischen den Augenbrauen, die sollen weg. Das macht man mit Botox, oder?«
    Ich fühlte mich geschmeichelt und hatte keine Angst mehr vor eventuellen und ungewollten Folgen meines kleinen Ausflugs in die Welt der Schönen und Reichen.
    Er griff über den Schreibtisch an meine Stirn und zog die Augenbrauen auseinander.
    »Botox wird leider nicht reichen. Sie lassen sich wohl zu viel ärgern, mhm? Die beiden

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